annabelle-Redaktorin Barbara Loop erklärt, warum der Brand der Stunde nicht nur auf dem Laufsteg funktioniert.
Alessandro Micheles erste Entwürfe für Gucci hatten vor einem Jahr die Wirkung eines Kanarienvogels im Katzenkäfig: Die grossen und kleinen Tiere der Branche erwachten aus dem Dauerschlaf, begaben sich in Lauerstellung und zuckten vor Entzücken mit der Schwanzspitze. Alle waren sich einig: Die Mischung aus Omas Garderobe, der Uniform eines Sorbonne-Studenten und der farbigen Welt von Alice im Wunderland war frisch, neu und fabelhaft.
Ob sich aber auch die Strassenkatzen auf das Vögelchen stürzen würden, das war wiederum eine andere Frage. Für das wahre Leben schienen die Muster zu bunt, die Broschen zu verschroben, die Schluppenblusen zu zart, die Schleifen und Rüschen zu barock. An der Show war der Slipper mit langem Pelzhaaransatz ein Hingucker: originell, üppig und verspielt. Aber würde er es auch an die Füsse der Fashioncrowd schaffen, die sich in den letzten Jahren doch so sehr auf den reduzierten Céline-Look mit weissen Sneakers, bequemer Hose und Blazer eingeschworen hatte? Könnte da nicht jemand glauben, man wäre gerade auf einen Marder getreten? Und was da alles so hängen bleibt im pelzigen Accessoire.
Nein, für die Strasse schien das alles nicht gemacht. Ist ja auch okay. Nur Boulevardmedien verwechseln schliesslich eine Fashionshow mit dem wahren Leben und machen ihren Lesern jeden Sommer aufs Neue Hoffnungen, dass die nackten Brüste, die man auf dem Laufsteg sah, tatsächlich bald auch im Supermarkt anzutreffen sind. Aber jetzt ist klar, new Gucci hat die Zweifler Lügen gestraft. An den Fashion Weeks waren die farbigen Gucci-Roben, die befellten Schuhe und bedruckten Jupes so zahlreich anzutreffen, dass eines feststeht: Alessandro Micheles Gucci-Look ist tragbar – in der richtigen Dosierung auch für all jene, die nicht Anna Dello Russo heissen.
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Blumen-Prints all over werden dank Blazer alltagstauglich.
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Der Volant-Jupe funktioniert wunderbar mit einem klassich geschnittenen Pulli als Stilbruch.
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Spitze, Glockenärmel und Stickereien machen sich auch auf der Strasse gut.