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Die grüne Lunge von Kairo

Die grüne Lunge von Kairo

  • Text: Helene Aecherli; Fotos: Helene Aecherli (3), Daniel Valance (1)

Was für New York der Central Park, ist für Kairo der Al-Azhar-Park. Er ist die grüne Lunge der Millionenstadt.

Kairo ist ein Moloch, staubig, laut, chaotisch. Gnadenlos wälzt sich der Verkehr durch die Häuserschluchten, die in alle Himmelsrichtungen wuchern, um Platz zu schaffen für zwanzig Millionen Menschen. Stille und frische Luft sind längst zu Stichworten der Sehnsucht geworden. Und doch gibt es sie, die Oase, die vom Dichtestress erlöst; es ist der Al-Azhar-Park, der Central Park Kairos, mit 30 000 Quadratmetern die grösste Grünanlage Nordafrikas. Sie liegt nördlich der Zitadelle, der Festung des Ayyubidenkönigs Salah al-Din, von hier aus sieht man über Minarette und Satellitenschüsseln bis zu den Pyramiden bei Gizeh, die sich schemenhaft am Horizont abzeichnen.

Ein marmorner Torbogen und zwei Sicherheitsschleusen schirmen den Park ab, dahinter gelangt man an ein geometrisch angelegtes Wasserspiel, in dem Kinder ausgelassen herumtoben. Quer durch den Garten zieht sich eine Palmenpromenade, die im Norden wie im Süden zu palastähnlichen Restaurants führt (empfehlenswert: der Limonensaft; das Essen ist mittelmässig und teuer) und Brautpaaren als Laufsteg dient. Auf den Rasenflächen wird gepicknickt, unter Palmenhainen hocken Liebespaare. Da Touristen derzeit kaum in Kairo zu sehen sind, werden gerade Westlerinnen, die durch den Park schlendern, zu begehrten Selfie-Objekten, werden von jungen Frauen, Männern, ja, von ganzen Familien, höflich ums gemeinsame Posieren vor dem Smartphone gebeten – was nicht ganz unschmeichelhaft ist, kommt man sich doch fast schon vor wie ein Popstar.

500 Jahre lang war das Parkgelände eine Schutthalde gewesen, ein Sinnbild für die Verslumung der Gegend. Mitte der 1980er-Jahre nahm sich die Aga-Khan-Stiftung für Kultur des Brachlands an, um der Stadt eine neue Lunge zu geben. Unter dem Schutt fand man die 1.5 Kilometer lange ayyubidische Stadtmauer, die sorgfältig restauriert wurde. Heute bildet sie die Grenze zwischen dem Park und den Häusern des Viertels Darb al-Ahmar. Seit Kurzem sind die beiden Seiten durch ein Tor miteinander verbunden, durch das sich flugs in die mittelalterlichen Gassen entschwinden lässt, sollte man sich irgendwann wieder nach Chaos sehnen.

 

Tipps

ÜBERNACHTEN

Le Riad
Bezauberndes Boutiquehotel in El Gamaleya, einem der malerischsten Altstadtviertel Kairos in der Nähe des Basars Khan-el-Khalili. Das Haus ist dem ottomanischen Stil nachempfunden, jede der 17 Suiten ist individuell eingerichtet. Nur schon auf der Dachterrasse bei Sonnenuntergang einen Tee zu trinken und der Stadt zu lauschen, ist ein Erlebnis.
114 El Moez Street, DZ inkl. Frühstück ab 260 Franken, leriadcairo.com

Windsor
Einst das Badehaus der königlichen ägyptischen Familie, diente es später den Briten als Offiziersclub. Das Hotel ist zwar etwas verstaubt, aber Kairoeinzigartig und seine Barrel-Bar ist ein beliebter Treffpunkt.
19 Alfi Bey Street, DZ inkl. Frühstück ab 40 Franken, windsorcairo.com

Maadi-Hotel
Es befindet sich im Stadt- und Ausgehviertel Maadi, etwa 15 Autominuten vom Zentrum entfernt. Das Hotel ist schmucklos, aber sauber, etwas für Reisende, die gerne auf einheimische Touristen treffen.
19 Misr Helwan Rd., Maadi, DZ inkl. Frühstück ab 90 Franken, maadihotel.com

ESSEN

Fasahet Somaya
Winziges Restaurant in Downtown-Kairo. Die Besitzerin Fasahet Somaya kocht beste ägyptische Hausmannskost. Täglich gibt es nur zwei Gerichte. Von 17 bis 19 Uhr geöffnet.
59 Al Falki, Bab Al Louq

Estoril
Hier treffen sich Künstler und Intellektuelle, das «Estoril» ist eines der wenigen Restaurants, in dem Bier und Wein ausgeschenkt werden. Hervorragend: Dips und Mezze. Leider wird, wie in den meisten Kairoer Restaurants, geraucht.
12 Talaat Harb Street

Kebdet El Prince
Gekocht wird im Freien, das Brutzeln übertönt die Rufe der Kellner, die zwischen Töpfen und Gästen hin- und hereilen. Man sitzt an langen Holztischen auf der Strasse und isst Würstchen auf Reis oder grillierte Leber, denn Kebdet El Prince heisst «Prinz der Leber», der Name ist Programm.
79 Talaat Harb Street, Imbaba, Giza

EINKAUFEN

Egypt Craft Center
Die Betreiberin dieses kleinen Ladens ist eine Non-Profit-Organisation, die ägyptische Kunsthandwerker fördert und unterstützt. 27 Yehia Ibrahim Street, fairtradeegypt.org Nefertari. Das Lieblingsgeschäft vieler Kairoerinnen: Hier findet man Bodylotions, Bodysplashs, Seifen, Massageöle und Heimtextilien – alle aus ägyptischer Produktion sowie frei von Konservierungsmitteln.
15-A El Marashly Street, nefertaribodycare.com

AUSFLUG

Wadi El Rayyan
Sie sind nur etwa vier Meter hoch, aber deshalb nicht weniger spektakulär, denn die Wasserfälle im Wadi El Rayyan sind die einzigen Ägyptens. Das Wadi liegt in einem Naturreservat im Gouvernement El Fayoum, zwei Autostunden südwestlich von Kairo. Die Wasserfälle sind über eine zirka 15 Kilometer lange Wüstenpiste zu erreichen, vor Ort gibt es Rastplätze, ein Restaurant und einen pittoresken Souvenirladen.

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Schlafen wie eine Prinzessin aus 1001 Nacht: Hotel Le Riad. 

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Die einzigen Wasserfälle des Landes im Wadi El Rayyan. 

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Kairoer Lifestyle: Für den Besuch eines Cafés ist immer Zeit.

4.

Bezaubernd für jeden Tisch: Tee- oder Kaffeetässchen aus Keramik, ca. 5 Franken pro Stück von Nomad Gallery, 14 Saray El Gezira Street, nomadgallery.net