Virtuelle Fashion Week: Wir habens ausprobiert
- Text: Leandra Nef
- Foto: Etro
Die 3D-Plattform Decentraland lud zur allerersten virtuellen Fashion Week ein. Redaktorin Leandra Nef über Avatare in verpixelten Outfits.
Weil ich Ende März isolationsbedingt nirgends hinkonnte, beschloss ich, mich einige Tage ins Metaverse zu verabschieden. In jene extraterrestrische Sphäre also, in der Menschen Avatare heissen, Kleidung Wearables und in der Decentraland die allererste Metaverse Fashion Week veranstaltete. Decentraland, jene Ecke dieses Universums, in der Philipp Plein ein Grundstück für 1.4 Millionen Dollar erworben hat, um unseren virtuellen Identitäten dereinst Dinge zu verkaufen, die selbst IRL – in real life – niemand braucht.
Hilfiger und Dolce & Gabbana präsentierten ihre virtuellen Kollektionen, Etro freute sich, dass es – weil man als Zuschauer:in keine Einladung, sondern lediglich ein Krypto-Wallet (sprich: Internetzugang) benötigt – endlich Shows gibt, die allen offenstehen. Allen? Ich schaffte es knapp, mich zur Etro-Show zu teleportieren, da stockte die Musik, die Maus fror ein, der Mac stürzte ab. Während er wieder hochfuhr, sinnierte ich, inwiefern sich dieses Metaversum vom Habbo-Hotel meiner Jugend unterscheidet, einer Online-Community, in der man ebenfalls reales Geld gegen virtuelle Güter tauschen konnte.
Alle in der ersten Reihe
Etwas komplexer ist die Metaverse-Geschichte natürlich schon. Und die Darstellung besser. Wobei – Sie sehen Etros Liquid-Paisley-Muster auf dem Bild oben deutlich schärfer als ich während der immersiven Modeschau. Und das, obwohl ich in der ersten Reihe stand, wie alle übrigens, was mehr am geringen Zuschauer:innenaufkommen lag als daran, dass das Metaversum besonders demokratisch wäre. Oder chancengleich.
Die NFT-Flügel meines Nachbarn leuchteten jedenfalls entschieden heller als mein popliges Low-Budget-Outfit. Und Grimes spielte bei der Abschlussparty der #MVFW ein paar Tunes in einem Bodysuit von Auroboros für 2000 Dollar. Wenn sie es denn war, wer weiss das schon. Trotz des PR-Gigs verkaufte das Digital-Couture-Haus bisher nur einen einzigen dieser Anzüge. Die meisten von uns müssen wohl erst in eine leistungsfähigere Grafikkarte investieren. Oder sie versuchen es noch einmal mit der realen Welt.