Verblüffend echt: Der Naked Dress kommt jetzt noch nackter daher
- Text: Barbara Loop
- Bild: Johnny Dufort / Jean Paul Gaultier
Der Naked-Dress-Trend überlässt nicht viel der Fantasie und kommt in der Kollektion von Jean Paul Gaultier und Lotta Volkova nun nackter als nackt daher.
Es entbehrt jeder Logik und ist trotzdem augenscheinlich: Der Naked Dress kommt jetzt noch nackter daher. Nackter als nackt? Ja, das geht. Denn die berühmtesten Naked-Dress-Momente der Vergangenheit spielten vor allem mit der Fantasie: Marilyn Monroes «Happy Birthday, Mr. President»-Kleid war zwar hauteng und hautfarben, zeigte in Wahrheit aber kaum Haut.
Auf Beyoncés Met-Gala-Robe von 2015 waren die Schmucksteine so zielgenau platziert, als wäre der Chef der Zensurbehörde persönlich am Werk gewesen, und wenn Kate Moss oder Rihanna blank zogen, waren da im besten Fall Nippel auszumachen.
Doch neuerdings trägt man nicht nur Brustwarzen zur Schau, sondern auch Pospalte und Intimbereich. Einmal mehr war es Lotta Volkova – die Frau für modische Überraschungen –, die den Trend befeuerte. Für eine Kollaboration mit Jean Paul Gaultier bediente sich die Stylistin etwa am ikonischen Nude-Female-Body-Print aus dem Archiv des Designers. Ein Tromp d’œil, wie man es bis anhin vor allem von den Sixpack-Shirts kannte, die sich am Ballermann über Bierbäuche spannen.
Der Spass an der Täuschung ist gross
Getragen auf Modelkörper wirken diese Looks hingegen für einen Augenblick verblüffend echt und freizügig. Anstatt mit der Fantasie zu spielen, wird sie einem aufs Auge gedrückt oder eben auf den Körper. Ob das 2022 noch provozieren kann? Nicht wirklich.
Aber der Spass an der Täuschung, der ist gross. Reingelegt, haha! Dass dieser Effekt auf Instagram funktioniert, hätten sich Volkova sowie all die Designer:innen wohl denken können, die mit eigenen Entwürfen nachzogen: Kylie Jenner zeigte Nippel, Bella Hadid und die Influencer-Zwillinge Shannon and Shannade Clermont auch.
Zuletzt skandierte Chiara Ferragni im Fake-Nude-Top «My body my choice». Die falschen Nippel zensierte sie gleich selbst mit Herzchenaufkleber. Denn bei der Brustwarze hört für Instagram bekanntlich der Spass auf. Sein Algorithmus unterscheidet zwar treffsicher eine weibliche von einer männlichen Brustwarze, nicht aber einen echten Frauenkörper von einem fantasierten. Ein Problem, mit dem Insta leider nicht allein ist.