Fashion Weekly: The Guccis are not amused und die Fashionwelt zollt Virgil Abloh Tribut
Leandra Nef
Stellvertretende Chefredaktorin und Textchefin Lifestyle
In unserer Rubrik «Fashion Weekly» schaut dieses Mal Lifestyle-Redaktorin Leandra Nef zurück auf die Mode-Woche – und versorgt euch mit Gossip, News und den wichtigsten Highlights.
Die Welt gedenkt Virgil Abloh
Am Sonntag erschütterte uns die Nachricht von Virgil Ablohs Tod. Der Designer war verantwortlich für die Männerkollektion von Louis Vuitton und seinen eigenen Brand Off-White; ein Mensch mit unzähligen Talenten und noch mehr Passion. Der 41-Jährige erlag einem Krebsleiden. Trauerbekundungen überfluteten Social Media, unzählige Branchengrössen wie seine gute Freundin Bella Hadid posteten gemeinsame Bilder und Erinnerungen mit Virgil Abloh.
Zwei Tage später sass Bella dann genau wie Kim Kardashian, deren Ex Kanye und die gemeinsame Tochter North, Rihanna und Asap Rocky (und Ivanka Trump, don’t ask) in der ersten Reihe der Louis-Vuitton-Tribut-Show im Hafen von Miami. Dass praktisch gleichzeitig die Art Basel Miami Beach stattfindet, trifft sich gut, Abloh identifizierte sich mit der Kunstwelt. Louis Vuitton wollte mit der Show «das Leben und das Vermächtnis eines kreativen Genies» würdigen. Gezeigt wurden seine Frühjahrs-Kollektion 2022 und Designs, die sein Team entworfen hatte. Nach der Show erklang Ablohs Stimme aus dem Off: «Life is so short that you can’t waste even a day subscribing to what someone thinks you can do, versus knowing what you can do», bevor ein Feuerwerk den Himmel erhellte und Drohnen für eine Lichtshow in den Himmel stiegen. Sie formierten sich zu einem Papierflugzeug, zum Monogramm von Louis Vuitton – und schliesslich zum Schriftzug «Virgil was here».
Ein modisches Klassentreffen
Nachdem die Fashion Awards des British Fashion Council letztes Jahr wegen Corona online stattfinden mussten, kam die Modebranche am Montag endlich wieder in der Londoner Royal Albert Hall zusammen, um seine Talente zu feiern – vermutlich eine der letzten Selbstbeweihräucherungen, bevor Omikron Grossanlässe verunmöglicht (schreibe ich, während auf meinem Bildschirm im Fünf-Minuten-Takt Absagen für Cocktailempfänge und Weihnachtsessen aufploppen). Entsprechend namhaft die Gästeliste: Anna Wintour war mit Edward Enninful da, Beckham-Spross Romeo zeigte sich zum ersten Mal mit seiner Freundin Mia Regan auf dem roten Teppich, Elsa Hosk flog – nach einem Stopover in ihrer Heimat Schweden – aus den USA ein, und sogar Kris Jenner gab sich die Ehre. Sie zeichnete Tommy Hilfiger während der Preisverleihung mit dem Outstanding Achievement Award aus.
Der Award für den Designer of the Year ging derweil an Kim Jones für seine Arbeit bei Dior und Fendi und Nensi Dojaka gewann die Auszeichnung als bestes Nachwuchstalent, nachdem sie erst im September einen LVMH Prize abgeräumt hatte. Besonders bewegend: Virgil Abloh, der nur einen Tag zuvor verstorben war, erhielt den Leaders of Change Award. Ausserdem würdigten unzählige Preisträger:innen Abloh und seinen Einfluss auf ihr Leben und die Modebranche in ihren Reden.
The Guccis are not amused
… and neither is Tom Ford.
Seit gestern läuft «House of Gucci» in den Deutschschweizer Kinos. Wir durften uns den Film bereits am Dienstag an der Vorpremiere anschauen, die annabelle gemeinsam mit Universal Pictures Switzerland und Cineman.ch organisierte. Und finden: Einige Längen zu Beginn des Films, einige schräge Darstellungen von Zeitzeugen wie Anna Wintour oder André Leon Talley (sind die noch trashig oder schon tragisch?), ansonsten aber sehr spannend – und vor allem: eine oscarverdächtige Leistung von Lady Gaga und Adam Driver. Erstere soll neun Monate mit italienischem Akzent gesprochen haben, um nicht aus ihrer Rolle zu fallen. Und Salma Hayek als Wahrsagerin Pina Auriemma? Eine Besetzung mit Augenzwinkern: Hayeks Ehemann François-Henri Pinault ist CEO des Luxuskonglomerats Kering, zu dem auch Gucci gehört. Die Familie Gucci hingegen besitzt seit 1993 keine Anteile mehr am Unternehmen und ist so gar nicht einverstanden mit dem Film. In einem gemeinsamen Statement der Erben heisst es, «die Produktion des Films hat sich nicht die Mühe gemacht, die Erb:innen zu konsultieren, bevor sie […] die Mitglieder der Gucci-Familie als Schläger:innen [und] Ignorant:innen […] darstellte. Das ist […] äusserst schmerzhaft.»
Auch Tom Ford veröffentlichte ein Statement, das mit den Worten «I recently survived a screening of the two-hour-and-37-minute film» beginnt. Er gibt zwar zu, oft laut herausgelacht zu haben, fragt aber auch: «was I supposed to?» Eine berechtigte Frage des langjährigen Gucci-Designers unter dem ehemaligen Chef Maurizio Gucci, um dessen Ermordung es im Film geht. Ford erklärte, dass es ihm schwergefallen sei, «in etwas den Humor und die Komik zu sehen, das so blutig war. Im wirklichen Leben war nichts davon komisch. Es war manchmal absurd, aber letztendlich war es tragisch.» Abgesehen davon lobte er den Cast, die Kostüme (Vintage-Gucci everywhere!), das Set, die Kinematografie … und resümierte: «Splash the Gucci name across things and they usually sell.»
Kinder helfen Kindern
Zum Schluss noch eine Nachricht aus der Schweiz – respektive aus dem Libanon. Die Mourjjan-Designer Roland Rahal und Michael Muntinga reisten erneut in Rahals Heimat, um mit traumatisierten Kindern aus Syrien, Palästina und dem Libanon einen Seidenschal für Mourjjan4Children zu gestalten. 300 Stück gibt es ab ab sofort zu je 300 Franken via Mourjjan4children.ch oder bei Jelmoli in Zürich zu kaufen – mit dem Erlös werden weitere Kinder aus der Region kreativ gefördert.