Fashion Weekly: Victoria’s Secret ohne Bodyshaming, geht das?
In unserer Rubrik «Fashion Weekly» schaut unsere Lifestyle-Chefin Barbara Loop zurück auf die Mode-Woche – und versorgt euch mit Gossip, News und den wichtigsten Highlights.
No secrets anymore
Nicht weniger als den grössten Image-Wandel der jüngsten Modegeschichte führt das US-amerikanische Lingerie-Label im Schilde. Victoria’s Secret, Synonym für makellose Barbie-Körper, will inklusiv werden. Schaffen will der Megabrand das mit Hilfe des «VS Collective», zu dessen Gründungsmitglieder sieben Frauen zählen, die sich mit der Neudefinition von «Sexy» auskennen: Die Fussballerin und LGBTQIA+-Aktivistin Megan Rapinoe ist darunter genauso wie Bodypositivity-Ikone Paloma Elsesser oder Priyanka Chopra Jonas, die 38-jährige indische Schauspielerin und Tech-Investorin. Die 14 Frauen werden den Brand beraten, in Werbungen zu sehen sein und Victoria’s Secret auf Instagram promoten. Dass im Hintergrund auch das ganze Executive-Team neu besetzt wurde und der Vorstand bald fast ausschliesslich in Frauenhand sein wird, ist vielversprechend.
Arienne Birchler Popup-Store
Natürlich kennt ihr sie längst alle, but may I introduce: Die talentierte Arienne Birchler. Die gebürtige Zugerin gewann schon während des Modedesign-Studiums an der renommierten Royal Academy of Fine Arts in Antwerpen den Swiss Design Award, arbeitete bei Dries van Noten, entwarf ihre erste eigene Kollektion und ging, ausgezeichnet mit dem Annabelle Magazine Award nach New York zu Diane von Fürstenberg. Nach einigen Jahren, in denen sie gemeinsam mit ihrer Schwester Pascale Birchler als Künstlerin tätig war, ist Arienne Birchler zurück mit einem eigenen Modelabel – und wundervollen Designs, die es – so die News der Woche – vom 24. Juni bis 27. Juni im Popup-Store in ihrem Zürcher Atelier zu kaufen gibt.
A ship is leaving
Es ist Cruise-Season, und waren wir je reifer für eine Fahrt ins Blaue als heute? Dior-Designerin Maria Grazia Chiuri nahm uns für ihre neuste Cruise-Collection mit nach Athen – und es war (fast) wie vor der Pandemie: Eine echte Show, mit erlesenem Publikum, unter freiem Himmel. Die erhabene Kulisse bildete das Panathinaiko-Stadium, wo die alten Griechen schon 330 v. Chr. zum sportlichen Wettkampf zusammen kamen und wo 1896 die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit ausgetragen wurden. «Sport ist Bewegung, Sport ist Freiheit», sagte Chiuri vor der Show und (Bewegungs-)Freiheit war dann auch ein ganz zentrales Element dieser Kollektion. Zu sehen waren weisse oder crèmefarbene Looks, die die Bewegungen des Körpers nicht einschränken und den scheinbaren Gegensatz von Couture und Activewear mühelos überwanden. Dass Chiuri nicht in die Falle der Griechenland-Klischees tappte, liegt womöglich daran, dass sie für diese Cruise-Kollektion mit griechischen Handwerkern und Ateliers vor Ort zusammengearbeitet hat. Es passte alles zusammen bei dieser Präsentation – auch das Schwanenkostüme, eine Hommage an den ikonischen Auftritt von Marlene Dietrich als «Leda» aus der griechischen Mythologie.
Ferien zu Hause
Auch Nicolas Ghesquière präsentierte für Louis Vuitton eine SEA-Kollektion. Aber diese kam bereits zum zweiten Mal ohne Reise-Destination in ferne Länder aus. Vergangenes Jahr liess er die Kollektion im Studio fotografieren, der Grund war die Pandemie. Jetzt diente Axe Majeur als Kulisse, ein Skulptur-Park des israelischen Künstlers Dani Karavan, der nur unweit vom LV-Headquarter, etwas ausserhalb von Paris liegt. Das Thema der Kollektion, ganz Ghesquière-like, war denn auch eher die Raum- als die Kreuzfahrt, oder allgemeiner: Der hoffnungsvolle Blick in die Zukunft, wie ihn die Futuristen der 1960er auch in der Mode umsetzten. Eine optimistische Kollektion, voller starker Farben und experimenteller Silhouetten, Rüschen, Federn und Broschen.