Fashion
Fashion Weekly: Sexismus-Vorwürfe bei Brandy Melville und eine Hommage an Alber Elbaz
Kerstin Hasse
Stellvertretende Chefredaktorin und Head of Digital
In unserer Rubrik «Fashion Weekly» schaut dieses Mal die stellvertretende Chefredaktorin Kerstin Hasse zurück auf die Mode-Woche – und versorgt euch mit Gossip, News und den wichtigsten Highlights.
Schwere Anschuldigungen
Gérald Marie, ehemaliger Geschäftsführer des europäiaschen Elite Model Management, wird von mehreren Models sexueller Übergriffe beschuldigt. Unter anderem hat das Ex-Model Carré Sutton Klage eingereicht. Sie wirft Marie vor, dass er sie im Alter von 17 Jahren wiederholt in seiner Pariser Wohnung vergewaltigt habe. Die französischen Behörden haben die Ermittlungen aufgenommen. Unterstützung erhalten Carré und ihre Mitklägerinnen dabei auch von prominenten Ex-Models. «Genug ist genug», liess etwa Carla Bruni verlauten. «Ich stehe an der Seite von Carré und den anderen Opfern von Gérald Marie.»
Kontroversen löste diese Woche ausserdem der Teenie-Fashion-Brand Brandy Melville aus. Es ist nicht das erste Mal, dass die Marke für Schlagzeilen sorgt. Das Label ist bekannt dafür, dass sich ihre «Einheitsgrösse» eigentlich nur für eine Einheit eignet: Sehr schmale, sehr weisse und sehr junge Frauen. Dementsprechend sehen auch die Kampagnen von Brandy Melville aus. Einem Bericht des «Business Insider» zufolge ist die Unternehmenskultur nicht minder rassistisch und sexistisch. Luca Rotondo, der fast zehn Jahre bei Brandy Melville arbeitete, zeichnet gegenüber «Insider» das Bild eines extrem diskriminierenden und toxischen Arbeitsplatzes. So habe CEO Stephan Marsan Angestellte aufgrund ihres Aussehens bewertet, beleidigt und gar entlassen. Wer nicht dem Brandy Melville Erscheinungsbild – weiss, dünn und blond – entsprach, war Marsan ein Dorn im Auge. Doch es kommt noch schlimmer: In Gruppenchats mit Angestellten postete Marsan eine Collage von sich auf Hitlers Körper, er benutzt regelmässig rassistische Schimpfwörter und beleidigte Angestellte sexistisch. Bis jetzt hat sich Marsan nicht zu den Vorwürfen geäussert. Und auch der Instagram-Account sieht aus wie immer:
Bewusst abgenutzt
Nein, die Inspiration für Demna Gvasalia für die Neuauflage des Triple S Sneakers war kein rohes Steak – auch wenn das einige Memes im Internet behaupten. Das gute (Filet-)Stück kommt in einem verblassten Farbschema in Schwarz, Blau, Rot, Grün oder Beige daher, ein wenig sieht der Schuh aus, als wäre er bereits einige Monate getragen worden. Dieser abgenutzte Look ist gewollt, die Rede ist von einem «faded effect». Kostenpunkt: über 1000 Dollar. Definitiv teurer also als ein gutes Steak.
Das war die 20. Mode Suisse
Zwanzig Saisons, zehn Jahre – und endlich wieder ein Fashion-Event in der Schweiz, den man live erleben konnte. Es gab viel zu feiern an der diesjährigen Mode Suisse! Die liebsten Looks unserer Redaktion findet ihr hier. Die Highlights des Abends könnt ihr ausserdem in diesem Film nochmals erleben:
Eine Hommage für Elbaz:
Als Alber Elbaz im April an den Folgen seiner Covid-Erkrankung starb, trauerte die Fashion-Welt um einen besonders herzlichen und besonders kreativen Menschen. Elbaz war überaus beliebt, er war bekannt für seinen Humor und seine Freude am genussvollen Leben. Seine Mode sollte Frauen Spass machen, sie sollte bequem und für alle Frauen – in allen Formen – zugänglich sein. Zum Ende der Pariser Modewoche wird Elbaz nun nochmals geehrt. Man wolle Alber mit der Show «Love Brings Love» am 5. Oktober nochmals feiern, liess AZ Factory, das Label, das Elbaz kurz vor seinem Tod lancierte, verlauten. An der Show seien mehr als 40 Designer beteiligt, die jeweils einen Look entworfen hätten. Gemunkelt wird, dass unter anderem Maria Grazia Chiuri, Pierpaolo Piccioli und Nicolas Ghesquière teilnehmen.