Fashion
Fashion Weekly: Kim, Kanye und die Scheidungsparty im Balenciaga Hochzeitkleid
- Text: Barbara Loop
In unserer Rubrik «Fashion Weekly» schaut dieses Mal Lifestyle-Chefin Barbara Loop zurück – und versorgt euch mit Gossip, News und den wichtigsten Themen der Modewoche.
Scheidung im Hochzeitskleid
Eigentlich sind sie gerade in Scheidung. Eigentlich hätte sein Album schon zweimal erscheinen sollen. Eigentlich dachte man, dass es sich kein Promi mehr leisten kann, Marilyn Manson zu seinen Partys einzuladen. Aber Kanye West und Kim Kardashian haben sich noch nie darum geschert, was man eigentlich macht. Und so kam es also dazu, dass bei der bereits dritten Album-Release-Party von Kanyes Platte «Donda» in Chicago mehrere tausend Fans ihren Augen nicht trauen konnten, als ausgerechnet Kim Kardashian zum grossen Show-Finale die Bühne betrat. In einem Couture-Hochzeitskleid von Balenciaga. So macht man Schlagzeilen. Das Promiportal «TMZ» berichtet, dass Kims Auftritt kein Zeichen für ein Liebes-Comeback sei, die beiden seien schlicht «forever family». Bei den Reality Royals Kardashian-West-Jenner heisst das übersetzt: The show must go on.
Beysquiat
In der neuen Kampagne von Tiffany & Co. sind ganz eindeutig die Stars die Stars. Oder doch nicht? Denn viel zu reden gab diese Tage vor allem das, was sich da im Hintergrund abspielt.
Aber noch einmal von vorne: Mit der Kraft des neuen Besitzers LVMH im Rücken konnte das Luxus-Schmucklabel niemand Geringeres als Beyoncé und Jay-Z vor die Kamera holen. «About Love» lautet der Titel der ersten gemeinsamen Werbekampagne des Ehepaars. Und die Referenzen auf die «grössten Liebesgeschichten seit 1837», die Geschichten also, die der Schmuckhersteller seit seiner Gründung schrieb, sind zahlreich: Beyoncé trägt den 128-karätigen «Tiffany Diamond» von 1877. Diese Ehre wurde erst drei Frauen vor ihr zuteil: der Diplomatengattin Mary Crocker Alexander, der Schauspielerin Audrey Hepburn (auf PR-Bildern für den Film «Frühstück bei Tiffany» von 1961) und Lady Gaga bei der Oscar-Verleihung vor zwei Jahren. Ausserdem erinnert das schwarze Kleid, das Beyoncé trägt, an den Auftritt von Hepburn als Holly Golightly in «Frühstück bei Tiffany». Auf den Film verweist auch die Ballade «Moon River», die Beyoncé im Werbeclip am Klavier spielt.
Doch was in den sozialen Medien am meisten zu reden gab, war das Gemälde von Jean-Michel Basquiat im Hintergrund. «Hätte Basquiat das gewollt?», fragen die User entrüstet. Darf man mit dem Werk eines Streetart-Künstlers Luxusklunker bewerben? Hm, darf man?
Basquiat hat «Equals Pi» 1982 gemalt – sechs Jahre, bevor er an einer Überdosis starb. Seither war das Bild in Privatbesitz und kaum öffentlich zu sehen. Jetzt soll es einen Platz im New Yorker Flagship-Store des neuen Besitzers Tiffany & Co. finden. Warum es in der Kampagne als Hintergrund dient, lässt sich leicht erklären: Es ist blau, Tiffany-blau. Und ausserdem trägt Jay-Z die Haare wie Basquiat auf einem bekannten Portraitbild. That’s it! Und das ist, zugegeben, ein bisschen wenig, wirkt als Idee unausgereift und lässt die Kunst zum dekorativen Hintergrund werden. Aber darum geht es den Kritiker:innen nicht. Sie prangern den Missbrauch eines Künstlers an. Aber wer weiss schon, was Basquiat gewollt hätte oder nicht? Basquiat selbst pflegte das Image des brotlosen Strassenkünstlers auch dann noch, als er längst international gefeiert wurde. Er war bei den Stars und im Luxus genauso zu Hause wie auf der Strasse. Ob er sich allerdings gern als Barbiepuppe vermarktet gesehen hätte, wie es letztes Jahr passiert ist?
Fashion Royalty
Nach gefühlt hundert Spielfilmen und Dokumentationen über Prinzessin Diana und nach der grossartigen Emma Corrin als Diana in der Netflix-Serie «The Crown»: noch ein Film über Lady Di? Muss das sein? Ja, das Leben dieser ausserordentlichen Frau war voller Liebe, Drama und Ungerechtigkeit. Aber lässt sich den Erzählungen wirklich noch etwas hinzufügen?
Womöglich nicht. Vielleicht ist der neue Biopic «Spencer» von Regisseur Pablo Larraín tatsächlich überflüssig. Doch dann ist da plötzlich der Trailer zum neuen Film mit Kristen Stewart als Diana. Und vor allem das Filmplakat, auf dem Stewart vornübergebeugt das Gesicht im Stoff ihres grossen, weissen Kleides verbirgt. Das «Diaghilev»- Kleid, entworfen von David und Elizabeth Emanuel, trug die Prinzessin etwa beim Besuch der Oper oder zu einer Filmpremiere. Und schon sind (fast) alle Zweifel verflogen! «Spencer» feiert an den Filmfestspielen von Venedig Premiere, die am 1. September beginnen.
Der Mann im Hintergrund
Charlie Watts ist tot. Der Drummer, der die Rolling Stones zusammenhielt, den Takt vorgab, die Steine ins Rollen brachte und der das pulsierende Zentrum der Band war, ist am 24. August im Alter von 80 Jahren in London gestorben. Auf der Bühne war er der Mann im Hintergrund. Charlie Watts hielt dagegen: Musikalisch, weil er sich nicht in Trommelwirbeln verlor, er holzte nicht in Rock’n’Roll-Manier drauf los, sondern gewann seine Kraft aus der Entspannung, dem Groove (er verehrte den Jazz).
Aber Charlie Watts war auch modisch ein Gegenpol: Während sich die anderen Bandmitglieder in obszön enge Lederhosen quetschten, war er auf der Bühne stets akkurat, ja sogar unscheinbar gekleidet. Und wenn er nicht am Schlagzeug sass, trug er nur die feinsten Anzüge von der Savile Row. Seidenkrawatte und Brogues statt Federboa und Turnschuhe. Während seine Bandkollegen die Eltern ihrer Fans schockierten, fand er sich in der Best-Dressed-Liste wieder. Und als sich Mick Jagger und Keith Richards die Haare zu färben begannen, wurde Watts erst grau und dann in Würde weiss. Kein Wunder, galt er als der coolste Rolling Stone. Mehr Rebellion steckte nie in einem Massanzug.