Fashion
Fashion Weekly: Filmstar-Glamour in Cannes und Jacquemus wird sportlich
Jana Schibli
Redaktorin
In unserer Rubrik «Fashion Weekly» schaut dieses Mal Redaktorin Jana Schibli zurück auf die Mode-Woche – und versorgt euch mit Gossip, News und den wichtigsten Highlights.
Game, Set, Jacquemus
Braungebrannt ist die archetypische Jacquemus-Frau seit jeher. Nun macht sie auch noch Sport – tadellos gekleidet, versteht sich. Was sie genau trägt, werden wir spätestens am 28. Juni erfahren, wenn die frisch angekündigte Kooperation zwischen Designer Simon Porte Jacquemus und Nike erscheint. Fast drei Jahre Arbeit sollen hineingeflossen sein. Auf dem Moodboard? Kurze, weisse Tenniskleider, eine rote Wüste bei Nacht und eine Vintage-Trainingsjacke von Nike. «Supersanft, aber sinnlich», beschreibt Jacquemus die in neutralen Farbtönen gehaltenen Kleider und Accessoires. Ich wette auf eine Version seiner «Le Chiquito»-Bag mit Nike-Logo, in der genau ein Tennisball Platz hat.
Film (und Fashion) ab in Cannes
Am Dienstag haben in Cannes zum 75. Mal die Filmfestspiele begonnen. Wem die Met Gala zu viel des Guten war, kann beim Anblick des südfranzösischen roten Teppichs tief durchatmen: Dort gibt es fast jeden Abend Glitzer, Tüll, Satin und klassischen Filmstar-Glamour zum Abwinken. Klar, den TikTok-Stars entkommt man auch an der Croisette nicht. Dafür gibt es Elle Fanning in einer Robe wie Zuckerwatte von Giorgio Armani Privé und Lashana Lynch statuesk in Fendi Couture.
Doch eigentlich geht es in Cannes um neue Filme – und um die Palme d’Or, die jedes Jahr von einer Jury an den besten Film verliehen wird. Seit 1997 wird die Trophäe vom Schweizer Juwelier Chopard entworfen und in seinen «Haute Joaillerie»-Werkstätten in Meyrin hergestellt. Im Gegensatz zum Oscar, der sich abgesehen von einigen zusätzlichen Muskeln seit seiner ersten Inkarnation 1929 kaum verändert hat, erhält die goldene Palme immer wieder Makeovers. Für das 75. Jubiläum des Festivals ist sie auf einem Sockel aus Rosenquarz fixiert und mit nicht weniger als 100 Diamanten verziert. Verliehen wird sie am 28. Mai an einen von 21 Filmen aus der ganzen Welt. In wessen Wohnzimmer (oder Tresor) sie wohl landen wird?
«Love Island» kehrt Fast Fashion den Rücken
Jedes Jahr beginnt im Juni in Grossbritannien ein wochenlanges Trash-Fest. Damit ist nicht etwa eine jahrhundertealte Tradition gemeint, sondern die TV-Sendung «Love Island»: Eine Reality Show, in der 23 junge Brit:innen in eine Villa geschmissen werden und acht Wochen lang nach Liebe suchen. Bis zu drei Millionen Zuschauer:innen schalten pro Sendung ein. Neben ganz eigenen Sitten hat das «Love Island»-Universum auch seine eigene Mode: Neonfarbene, sehr kompliziert aussehende Bikinis, ultrakurze Badeshorts und High Heels, auf denen scheinbar niemand wirklich gehen kann.
Vereinfacht wird das von den grossen Budgets und noch grösseren Taschen voller Kleider, die die Kandidat:innen jeweils von Fast-Fashion-Giganten wie «I Saw it First» und «Missguided» geschenkt erhalten. Charity ist das nicht: Sobald ein «Love Island»-Star in der Sendung ein Outfit trägt, ist es oft innert Stunden vergriffen. Nun ist Schluss damit: Wie Vogue Business berichtete, hat sich die Sendung mit Ebay zusammengetan. Neben ihren eigenen Kleidern werden Kandidat:innen Secondhand-Kleidung von der Onlineplattform tragen. Fast-Fashion-Budgets gibt es keine mehr. Also: Bachelor & Co., wie sieht es bei euch aus?
Die Mode cruist munter weiter
Unsere stellvertretende Chefredakteurin Barbara Loop hat letzte Woche über den Auftakt der Cruise-Saison geschrieben, wo Presse, Kund:innen und Influencer für Modeschauen um die ganze Welt geflogen werden – jüngste Öko-Versprechen vieler Modehäuser unbeachtet. Mit Louis Vuitton am Freitag nahm die Cruise Season dann richtig Fahrt auf: Nicolas Ghesquière lud nach San Diego ein, wo er neben dem brutalen Salk Institute von Architekt Louis Kahn eine futuristisch angehauchte Kollektion mit reichlich Jacquard, breiten Schultern und um blosse Taillen geschlungene Gürtel zeigte.
Weiter ging es mit Gucci, wo Alessandro Michele am Montag seine Kollektion «Cosmogonies» vor der nächtlichen Silhouette des Castel del Monte in Puglia präsentierte. In gewohnter Michele-Manier waren die Looks bunt durchmischt (Lederminis, wallende Capes, glitzernde Anzüge) und mit historischen Referenzen wie Halskrausen und spitzen Kragen gepfeffert. Genau wie Ghesquière sprach er von Mythologien und Göttlichem.
Zurück über den Atlantik ging es mit Kim Jones. Seine Resort-Kollektion für Dior Men zeigte er zusammen mit dem kalifornischen Nachwuchsdesigner Eli Russell Linnetz in Venice Beach: fette, ungeschnürte Sneaker, üppig verzierte Basketballshorts und viel Pink.
Subtilität scheint gemeinhin gerade wenig gefragt, siehe die Einladung für die Balenciaga-Show am Sonntag in New York. Sie besteht aus einem Stapel gefälschter Hundertdollarscheine – immerhin in einer braunen Papiertasche verstaut.