Fashion
Fashion Find: Warum Kim Kardashians Männer-Unterhosen nicht inklusiv sind
- Text: Jacqueline Krause-Blouin
- Bild: Skims; Collage: annabelle
Ein Look, ein Piece, ein Fashion-Moment: Was ihr wissen müsst, um diese Woche mitreden zu können, erfahrt ihr in unserer Rubrik Fashion Find. Dieses Mal mit Editor-at-Large Jacqueline Krause-Blouin.
Vor rund vier Jahren launchte Kim Kardashian ihr Shape- und Unterwäscheunternehmen Skims, dessen Wert heute bei beachtlichen vier Milliarden Dollar liegt. Und da derzeit gemunkelt wird, dass Kardashian mit Skims bald die Wallstreet kardashianisieren möchte, ist es an der Zeit, eine neue, vielversprechende Zielgruppe zu erreichen: Männer.
Mit der sogenannten «Boyfriend Collection», die 2020 auf den Markt kam, versuchte sie sich bereits im Unisex-Bereich, aber mit «Skims Mens» sind jetzt wirklich ausnahmslos die Herren gemeint. Dass Männer nun auch Shapewear tragen (müssen), ist ja eigentlich nur konsequent, schliesslich hat die Bodypositivity-Welle sie längt auch erfasst. Und ja, mir erscheint es auch widersprüchlich, dass ausgerechnet Shapewear den Körper so zelebrieren soll, wie er ist, aber das ist eine andere Geschichte…
Wenn man sich die Skims Mens Kollektion aber einmal genau ansieht, fällt auf: es ist überhaupt keine Shapewear dabei! Es handelt sich um hundsgewöhnliche Unterbuxen, Unterhemden und Leggins (?) für Männer. Da ist Spanx, Skims grösster Konkurrent, dem Labels weit voraus; dort gibt es schon längst figurformende «Lösungen» für Männer.
Ich muss immer selbst lachen, wenn ich Kardashian im Zusammenhang mit Bodypositivy nenne, aber im Interview mit CNN wird sie nicht müde, zu betonen, dass auch die Männerlinie ihren Ansatz von Inklusion und positivem Körpergefühl verfolge. Und zwar, in dem es die Unterhosen in den Grössen extra small bis 5X vertreibt.
«Modeln durfte nur, wer ein geöltes Sixpack vorzuweisen hat»
Visuell hat sich Kardashian in ihrer Kampagne allerdings nicht besonders viele 5X-Träger vor die Kamera geholt. Modeln durfte nur, wer ein geöltes Sixpack und einen Millionen-Vertrag bei einem Sportverein vorzuweisen hat: Nick Bosa, Spieler bei den San Francisco 49ers, Brasiliens Neymar Jr., und der NBA-Star Shai Gilgeous-Alexander. «Die Expansion in den Herrenbekleidungsbereich ist der Beweis für das Engagement von Skims, Lösungen für alle anzubieten», sagt Kardashian. Genau, zahlen dürfen alle. Gezeigt werden sie nur lieber nicht.
Zehn Prozent der bisherigen Kund:innen von Skims seien bereits vor dem Launch Männer gewesen, gibt Kardashian an. Ein Zeichen also, dass diese durchaus auch an Shapewear interessiert sein könnten, aber das passt Kardashian vermutlich nicht ins antiquierte Männerbild. Die Unterwäscheunternehmerin gibt ausserdem werbewirksam an, nachts am liebsten selbst nur den Männerslip zu tragen. Ach, was waren das für glamouröse Zeiten, in denen Marilyn im Bett nichts als einen Tropfen Chanel N°5 trug.
Ein weiterer – überraschender – Grund, für einen Launch von Shapewear in der Skims Mens Kollektion ist die Sicherheit. Immerhin soll die hautenge Unterwäsche kürzlich einer Frau das Leben gerettet haben. «Ich wurde viermal angeschossen. In der Nacht, in der auf mich geschossen wurde, trug ich unter meinem Kleid einen formenden Bodysuit von Skims. Er war so eng, dass er mich buchstäblich vor dem Verbluten bewahrte.», sagte eine begeisterte Kundin. Da die Wahrscheinlichkeit, als Mann in den USA erschossen zu werden 23 mal höher ist, als die einer Frau, liegt die Notwendigkeit für männliche Shapewear ja wohl auf der Hand.