Fashion Find: Eine Katze namens Shoe und Carries Identitätskrise

And Just Like That … war die Party vorbei. Im Finale der zweiten Staffel von «And Just Like That» richtet Carrie Bradshaw ihr letztes Abendmal aus, schmeisst in ihrem ikonischen Apartment, aus dem sie endlich auszuziehen gedenkt, eine Dinner-Party. So kurz vor der Kreuzigung trägt sie Oscar de la Renta. Und eine Katze.

Und die heisst: Shoe. Shoe liegt gern fluffig und winzig klein in der sorgfältig gefertigten Schachtel einer Luxusmarke und man kommt nicht umhin, zu vermuten, dass das Tierbaby für Carrie demnächst wichtiger werden wird als ihr vollgestopfter Kleiderschrank. Es war einmal… das ewige Single It-Girl, das die Sache mit dem Alleinsein doch nie so richtig hingekriegt hat: Jahrzehntelang ist sie allabendlich in ihre Manolos geschlüpft, hat sich in Jimmy Choos auf den Strassen Manhattans vor die Füsse charmanter Bekanntschaften schubsen lassen, ist dann am nächsten Tag in Louboutins zum Brunch getippelt, um das Erlebte heiter zu zerpflücken.

Und jetzt? «Now I get the perks of having a pet — a conversation with no feedback», sagt sie in der letzten Folge. Der einzige «Shoe», der die eloquente Kolumnistin jetzt durchs Leben trägt, ist der, für den sie stinkendes Dosenfutter öffnet? Carries Schlagfertigkeit prallt an grossen Augen ab.

Kater fürs Image

Wird Carrie jetzt zur crazy Cat Lady? Das zumindest brüllen die Fans fragend durchs Internet. Heisst: eine Frau, die sich weniger für Club-Memberships als für Kratzbäume interessiert und nun ja, ein bisschen loco ist. Moment: Ja, Carrie ist eine Frau Mitte 50, die mit langen Perlenketten und Piratenhut Kaffeetrinken geht, mit Kopftuch und Gummihandschuhen rauchend durch die Strassen spaziert und Mäntel trägt, die aussehen, als hätte sie sich drei Sofadecken übergeworfen. Damals, in ihren Dreissigern hätte man das cool gefunden.

Jetzt ist sie nur noch eine eklektisch gekleidete Witwe, die mit einer Katze in einem absurd grossen Townhouse sitzt. Und darauf wartet, dass ihr Alter sie in fünf Jahren auf seinem Schimmel abholt. Ihr (eben) alter neuer Boyfriend Aiden nämlich, mit dem sie nach zwei Mails und einem einzigen Restaurant-Date «just like that» wieder zusammenkommt, muss das ganz grosse Liebes-Comeback in New York um fünf Jahre verschieben – bis sein Teenie-Sohn auf dem Land aus dem Gröbsten raus ist.

Eine alleinstehende Frau in Kombination mit einer Katze hat offiziell verloren im Leben. So hat Miranda in der zweiten Staffel von «And Just Like That» irgendwann ein Valentinstag-Date mit einer durchaus mondänen Frau, die sich dann aber als ebenso unaufgeräumt wie ihre Wohnung entpuppt. Beim Knutschen wird slapstickig ins Katzenklo getaumelt. Das ist es also, was man uns mit dem Bild einer Katze sagen will? Jede noch so luxuriöse Frau ist mit Katze ein Griff ins Klo?

Shoe Shoe schuldig

Nun war Carrie nie für ihre Tierliebe bekannt. Aidans Hund Pete hat sie in einer früheren«Sex And The City»-Folge beim Gassigehen verloren – die einzigen Geschöpfe, an die sich Carrie jemals mit Würde herangewagt hat, sind nicht lebende: Da war die Plastik-Tauben-Bag von JW Anderson oder der halbe Vogel, den sie an ihrer geplatzten Hochzeit mit Big auf dem Kopf trug. Carrie legt Kätzchen Shoe immerhin eine Namenskette um – so eine, wie sie selbst trägt. So eine, wie sie sich Millionen von Fans auch haben machen lassen. Weil sie Carrie zu Füssen lagen.

Ich gehe jetzt mal davon aus, dass Carrie in der bereits angekündigten dritten Staffel nicht episodenlang an einem ihrer riesigen Fenster stehen, Shoe-kraulend Aidens Rückkehr herbeischmachten und sich des unfeministischen Cliffhangers grämen wird. Sie wird sich, wenn sie von ihrem Girlstrip mit Seema in Griechenland zurück ist, die Manolos, Choos und Louboutins anschnallen und dann einem überdurchschnittlich attraktiven Mann Kaffee übers Hemd schütten.

Und was wird dann aus Shoe? Vielleicht wären Kitten Heels doch das passendere Accessoire für Carrie.