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Fab Four: Die fantastischen vier der Modeszene

Stil

Fab Four: Die fantastischen vier der Modeszene

  • Text: Andrea Bornhauser; Barbara Loop; Bilder: Dominic Sheldon, Getty Images

Sie überzeugen mit Style und Leistung: Hier sind unsere fantastischen vier der Saison!

Die Unterschätzte: VICTORIA BECKHAM

Schlicht, modern, ein wenig streng, aber sexy und vor allem wahnsinnig nobel – so präsentiert sich die erste Boutique, die Victoria Beckham (40) im letzten Herbst an der Londoner Dover Street eröffnet hat.

Das ist auch der Stil, den ihre Kundinnen mögen: In fünf Jahren stieg der Umsatz ihrer Firma von rund einer auf über vierzig Millionen Franken. Das Magazin «Management Today» wählte sie 2014 zur erfolgreichsten Unternehmerin Grossbritanniens.

Nur sieben Jahre zuvor führte Victoria Beckham noch eine andere Liste an: die Worst-Dressed List von US-Modekritiker Richard Blackwell. Als sie 2008 ihr Debüt als Designerin ankündigte, stöhnten die Moderedaktorinnen von New York bis Zürich. Doch das Ex-Spice-Girl hat uns eines Besseren belehrt.

Auch in dieser Saison überzeugt sie mit ihrer Kollektion, die unangestrengter und selbstsicherer ist als je zuvor: wadenlange Kleider, fliessende Schnitte, grafische Muster und Mäntel, die an Uniformen erinnern.

An der Eröffnung ihrer ersten Boutique war Victoria Beckham übrigens verhindert. Sie musste in New York vor der Uno sprechen, als Sonderbotschafterin im Kampf gegen Aids. Also hat sie zur Begrüssung ihrer Kundinnen eine Stellvertretung geschickt – ihren Gatten David Beckham.

Die Exzentrische: FKA TWIGS

Zuerst war da diese Stimme: fragil wie ein Schmetterlingsflügel und schlagkräftig wie ein Baseballschläger, unterlegt mit düsterem Electrosound. Sie gehört der britischen Sängerin und Tänzerin FKA Twigs, die mit richtigem Namen Tahliah Debrett Barnett heisst und eine der erfrischendsten Erscheinungen dieser Saison ist.

Als ihr Song «Two Weeks» aus dem Debütalbum «LP 1» an der Show von Jason Wu in New York lief, war klar: Von dieser zierlichen Lady wollen wir noch ganz viel hören.

Nicht zu übersehen ist sie schon jetzt. Seit die 27-Jährige mit Robert Pattinson zusammen ist – ja, der aus «Twilight», der Ex von Kirsten Stewart! –, erfreut sie uns und die Paparazzis mit unkonventionellen Looks, neben denen der Schauspieler aussieht wie ein blutleerer Vampir.

In den Neunzigern in Gloucestershire aufgewachsen, bezieht FKA Twigs – FKA steht für «formerly known as» – viele ihrer Outfit-Inspirationen aus dieser Zeit, wie Hörnchenfrisur, Piercings, Raver-Schlaghosen und Transparenz. Dazu mischt sie Streetwear und Reminiszenzen an ihren jamaicanisch-spanischen Background, beispielsweise goldene Statement-Ohrringe und Latina-Gelnägel.

Ihre eigenwilligen Looks haben Twigs zum Liebling der Indie- und Fashionszene gemacht. Unlängst posierte sie nackt auf dem Cover des «V-Magazine», und im Januar zeigte sie in der US-«Vogue» Statement-Schmuck. Ganz ihr Style!

Die Analystin: VANESSA FRIEDMANN

Seit einem Jahr berichtet Vanessa Friedman für die «New York Times» über Mode – und gehört damit zu den mächtigsten Frauen im Business. Vanessa Friedman macht ihren Job mit wenig Getöse um ihre Person, aber mit ganz viel Köpfchen. Was sie so grossartig macht? Die New Yorkerin hat nicht nur jeden einzelnen Saum der neusten Kollektionen im Blick, sondern auch das grosse Ganze. «In der Mode geht es um soziale, kulturelle und politische Identität», sagt sie. Weniger theoretisch klingen ihre Storys in der «New York Times» dann so: Warum Beyoncé keine Mode-Ikone ist. Wieso nachhaltige Mode zwar ein Widerspruch in sich, aber ein nachhaltiger Modekonsum ein Muss ist. Und weshalb «The Hunger Games» ein Film über die Macht der Mode ist. Vanessa Friedman erklärt es uns in einer Sprache, die so schnörkellos-präzise ist wie der Stil ihres Lieblingsdesigners Azzedine Alaïa.

Bevor die Mittvierzigerin zur «New York Times» kam, war sie elf Jahre lang Modechefin bei der «Financial Times» – eine Stelle, die sie dort erst einmal definieren musste. Vor allem musste sie ihren misstrauischen Lesern klarmachen, dass es in der Mode um mehr geht als um die Wahl der richtigen Krawatte: um ein Milliarden-Business und um Imagefragen, die sich auch Modemuffeln jeden Morgen stellen.

Der Unbekannte: RODOLFO PAGLIALUNGA

Wenn unser Modeteam kurz nach einer Show begeisterte Instagrams postet, muss der Designer etwas ziemlich richtig gemacht haben. So geschehen in Mailand nach der Debütkollektion von Rodolfo Paglialunga für Jil Sander. Davor hatte kaum jemand gewusst, wer der neue Creative Director der deutschen Modemarke ist und für was er steht. Umso grösser war der Wow-Effekt, als der 47-jährige Italiener total frische Looks über den Laufsteg schickte, designt in gewohnt schlichter Jil-Sander-Manier zwar, aber mit einem kreativen Twist. Und alles so tragbar, dass wir das eine oder andere Teil zum Must Have unserer Sommergarderobe erhoben haben: die coolen neuen Bermudas, die ledernen Kniesocken, die tollen hochgekrempelten Blusenärmel, die lässig unter den Pullis hervorblitzten. Bestechend auch Der Unbekanntedie dicken Strickteile, die raffinierten Schnitte, die Farbkombinationen und der Materialmix. Inspiriert hat den Designer übrigens eine für ihren androgynen Stil bekannte Schweizerin: die Schriftstellerin und Journalistin Annemarie Schwarzenbach (1908–1942).

Für seine erste Kollektion vermied es Paglialunga, zu tief in den Archiven des deutschen Modehauses zu graben, er entschied sich für Jil Sanders Minimal Spirit aus den Neunzigern als Leitmotiv. Paglialunga spricht jedoch statt von Minimalismus lieber von Einfachheit: Glamouröse Kleider für den roten Teppich interessieren den bekennenden Partymuffel wenig. Die Frau seiner Mode ist «a working woman», die Wert auf bequeme und gute Kleider legt. Danke, Rodolfo Paglialunga, wir fühlen uns angesprochen!

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1.

Liebling der Fashionszene: Die britische Künstlerin FKA Twigs

2.

Blitzgescheite Beobachterin: Vanessa Friedman, Modekritikerin der «New York Times»

3.

Debütkollektion mit Wow-Effekt: Rodolfo Paglialunga, Chefdesigner von Jil Sander

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