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Eve­ry­bo­dy’s Dar­ling: Schauspielerin Jennifer Lawrence

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Eve­ry­bo­dy’s Dar­ling: Schauspielerin Jennifer Lawrence

  • Text: Yvonne Eisenring; Interview: Krista Smith, aus dem Englischen von Olivia Goricanec

Süss und sexy. Weiblich und jugendlich. Unaufgeregt schön. Und erfolgreich: Alle mögen Jennifer Lawrence.  

… alle mögen dich. Ach was, alle vergöttern dich! Das macht skeptisch. Wir mögen nicht, wen alle mögen. Aus Prinzip. Hinzu kommt, du bist hübsch. Egal, wen man fragt, Frauen und Männer, Alte und Junge, alle sagen das Gleiche. Du bist süss und sexy zugleich. Weiblich und jugendlich. Unaufgeregt schön. Und du bist erfolgreich. Erfolgreicher als alle anderen. An der Spitze Hollywoods. Laut «Forbes» die derzeit einflussreichste Schauspielerin der Welt. Die grössten Kinohits der letzten Jahre hatten dich in der Hauptrolle.

Liebe Jennifer, es wäre einfach, dich blöd zu finden. Wir kommen ja auch nicht an dir vorbei. Und du sagtest selber: «Wenn ich überall Poster von einer Person sehe, dann nervt mich diese Person, ganz egal, was sie macht oder wie sie ist.» Du hättest Angst, das würde uns mit dir genauso ergehen. Nun, es stimmt. Du bist, vor allem jetzt, da Ende November das Finale der Saga «The Hunger Games» in die Kinos kommt, allgegenwärtig. Du blickst von jedem Plakat, bist in jeder Zeitschrift, als Gesicht von Dior strahlst du auch noch in der Werbepause.

Aber. Wir können nicht. Wir können dich nicht blöd finden. Wir können nicht aus der Reihe tanzen, nicht dagegenhalten. Wir können nicht anders, als dich mögen. Einfach, weil du fantastisch bist. Weil du deine Schönheit nicht nur deinem Aussehen zu verdanken hast. Du hast mehr Talent als all deine gleichaltrigen Hollywoodkolleginnen zusammen. Du überzeugst als blaue «X-Men»-Superheldin Mystique genauso wie als kettenrauchende, betrogene Ehefrau in «American Hustle». Trotz drei Oscar-Nominationen und einem Goldmännchen für die beste weibliche Hauptrolle in «Silver Linings Playbook», trotz all dem Erfolg und Ruhm bist du irgendwie normal geblieben. Ein Mensch. Eine junge Frau. Du flippst vor laufender Kamera aus, wenn dir Jack Nicholson zum Oscar gratuliert. Du musst das Interview unterbrechen, weil du gerade Matt Damon über den Weg gelaufen bist – und dich erst mal wieder fassen musst. Und wenn Leonardo Di Caprio hinter dir auf dem roten Teppich durchstolzierst, stimmst du ins Kreischen seiner Fans ein und erklärst dem verdutzten Moderator, du seist ja auch ein Teenager gewesen. Bei der obligaten Frage nach den Designern deines Outfits musst du ein kleines Post-it in der Clutch suchen und liest, wenn du es endlich gefunden hast, triumphierend vor, von wem Schuhe, Kleid und Schmuck sind. Du zupfst ununterbrochen an deinem schulterfreien Kleid rum und jammerst, wenn du vor der Oscar-Verleihung nichts essen darfst, weil du sonst nicht ins Kleid gepasst hättest.

Liebe Jennifer, wie könnten wir dich nicht mögen? Du bist so echt und unverbraucht. Du versuchst nicht zu tun, als wäre der ganze Zirkus normal, ein Kinderspiel für dich. Du bist erstaunt, überfordert. Schlagfertig und ironisch. Auf die Frage nach dem wichtigsten Rat, der dir mit auf den Weg gegeben wurde, antwortest du: «Lege immer die Schuhe zuerst aufs Band bei der Flughafen-Sicherheitskontrolle, dann musst du weniger lang in Socken warten.» Damit sich deine beste Freundin besser fühlte, hast du «Jennifer Lawrence ugly» für sie gegoogelt. Und an der letzten Oscar-Afterparty hattest du so viel getrunken, dass du kotzend auf der Veranda des Gastgebers geendet und dabei aus dem Augenwinkel gesehen hast, wie Miley Cyrus die Augen verdrehte und «Die soll sich mal zusammenreissen» sagte. Das alles erzählst du Wochen später in einer US-Talkshow, und dein Gegenüber ist mit deiner Offenheit völlig überfordert, weil es selten vorkommt, dass sich Prominente wie Menschen geben und nicht versuchen, unantastbare Überwesen zu sein. Dabei hättest du es nicht nötig, mit lustigen Geschichten zu unterhalten. Dein Talent ist unbestritten. Dein ewiger Leinwand-Ehemann Bradley Cooper (40) sagt, du seist die beste Schauspielerin, die er kenne. Und deine «Hunger Games»-Kollegen erzählen, dass du bis wenige Sekunden vor Drehstart über Furzwitze lachst und dann sofort in das heulende Elend wechselst, kaum sind die Kameras auf dich gerichtet. Du bist ein Vollprofi. Und dabei bist du doch erst 25!

Dein unbekümmertes jugendliches Auftreten und deine reife Leistung sind eine ungewöhnliche Kombination. Fast könnte man vergessen, dass es erst wenige Jahre her ist, als du «wie jede andere von Casting zu Casting gerannt» bist und beim Vorsprechen für die Hauptrolle in «Winter’s Bone» auf Make-up verzichtet und eine Woche lang die Haare nicht mehr gewaschen hast. Eine Absage hättest du nicht akzeptiert, hast du gesagt. Du seist eine Kämpfernatur: je höher der Berg, desto grösser dein Wille, ihn zu erklimmen. Dein Einsatz hat sich gelohnt. Die Darstellung der 17-jährigen Ree im kleinen Independent-Drama hat alle überzeugt und dir eine erste Oscar-Nomination beschert. Du wurdest als Newcomerin gefeiert, die Anfragen häuften sich, im Jahr 2013 folgte der erste Oscar für «Silver Linings Playbook». Der ganze Saal klatschte Standing Ovation, als du den Goldjungen entgegennahmst, was du mit einem charmanten «Das macht ihr jetzt nur, weil ich gerade auf der Treppe hingefallen bin» entgegnetest. Du warst da gerade mal 22 Jahre alt! Du findest selber, es sei alles sehr schnell gegangen. Fast zu schnell. Du würdest viel lieber planen, organisieren, vorbereitet sein.

Deine Karriere galoppierte los, das Pferd war noch nicht mal gesattelt. Es erinnert an deine Jugend. Bevor du mit 14 nach New York gezogen bist und Schauspielerin werden wolltest, bist du mit deinen beiden älteren Brüdern in deinem Heimatort Louisville, Kentucky, auf ungezähmten Pferden geritten. Die sind günstiger, nur deshalb hätten sie deine Eltern gekauft. Dein Vater leitet eine Baufirma, deine Mutter organisiert Ferienlager für Jugendliche. Dass du aus ganz normalen Verhältnissen stammst, im amerikanischen Nirgendwo aufgewachsen bist, ohne Glamour und Sonderbehandlung, erzählst du gern in Interviews. Aber es klingt nicht wie eine der üblichen Vom-Ghetto-hinaufgearbeitet-Geschichten, es klingt irgendwie normal. Ehrlich. Wie könnten wir das nicht mögen?

Du musst dich nicht inszenieren. Nicht beweisen. Nie würdest du ein Foto von dir und deinem derzeitigem Freund – seit einem Jahr bist du mit Chris Martin (38) liiert, dem Sänger von Coldplay – auf eine Social-Media-Plattform stellen. Die Klatschpresse dreht mangels Beweisen auch fast durch, dichtet dir Affären und Trennungen an. Auf einen Einblick in dein Privatleben hoffen sie vergebens. Du hast weder Instagram- noch Twitter-Account. Auch auf Facebook sucht man dich vergebens. Im Gegensatz zu vielen anderen Stars in deinem Alter willst du nicht mit Ferienfotos, Partyselfies und verwackelten Videos beweisen, dass du «auch eine von uns, ganz normal und natürlich» bist. Du bist echt genug, das reicht. Und du bist ein gebranntes Kind. Letztes Jahr sind Nacktfotos von dir an die Öffentlichkeit gelangt. Persönliche Bilder, die nicht wie bei anderen Promis dennoch perfekt in Szene gesetzt und retuschiert sind. Aufnahmen, die für deinen Freund, Nicholas Hoult, bestimmt waren. Du und der «About a Boy»-Star waren drei Jahre lang ein Paar, ihr hattet euch 2011 bei den Dreharbeiten zu «X-Men» kennen gelernt. Er ist Engländer, ihr führtet eine Fernbeziehung. Entweder dein Freund sieht sich Bilder von Pornostars oder Bilder von dir an, erklärtest du später die intimen Aufnahmen. Dass sie nun von der ganzen Welt angeschaut werden können, sei sexueller Missbrauch. Auf Unterstützung der breiten Öffentlichkeit hofftest du aber vergebens. Du sagtest, für Menschen wie dich gelte das Motto «Klappe halten, ihr Millionäre!». Zum Glück machst du das nicht.

Zum Glück wehrst du dich, wenn etwas ungerecht ist, kämpfst gegen die unfaire Lohnpolitik in Hollywood. Du hast nicht auf dir sitzen lassen, dass deine männlichen Filmpartner ewig mehr verdienen. Für deinen neusten Streifen «Passengers» hast du eine Gage von 20 Millionen Dollar ausgehandelt. Die Entrüstung über diese horrende Summe ist lächerlich! Wenn jemand dieses Salär verdient, dann du. Kein männlicher Schauspieler ist so umsatzstark wie du. Im letzten Jahr hast du an den Kinokassen über 1.4 Milliarden Dollar eingespielt, mehr als die Filme all deiner Schauspielerkollegen. Jetzt hast du für die Verfilmung eines unserer Lieblingsbücher unterschrieben. Du wirst in «Das Rosie Projekt» von Graeme C. Simison die Hauptrolle spielen. Eine wunderbare Geschichte über ein authentisches Mädchen. Jennifer, wie könnten wir dich nicht mögen?

Jennifer Lawrence, das neue Gesicht von Dior, über Schönheit – und wie man ihr auf die Sprünge hilft. So ein bisschen.

annabelle: Jennifer Lawrence, was denken Sie über Ihre Generation?
Jennifer Lawrence: Eine eigene Meinung zu haben, ist wichtig, und ich glaube, unsere Generation hat diese Lektion bereits verinnerlicht. Obwohl ich selber in den Social Media nicht aktiv bin, haben sie uns dabei geholfen zu realisieren, dass wir eine Stimme haben. Es spielt keine Rolle, wer man ist oder wo man arbeitet. Jeder kann sich Gehör verschaffen, und es gibt keinen Grund mehr, Politiker über unsere Köpfe hinweg entscheiden zu lassen, ohne seine Stimme erhoben zu haben.

Beschäftigt Sie Ihr Aussehen?
Ja, mehr als mir lieb ist – wie jedes andere Mädchen auch. Wir wurden alle mit gewissen Eigenschaften und Qualitäten geboren, und ich finde es wichtig, mit diesen irgendwie auszukommen und glücklich zu sein. Jedes Mal, wenn ich mir Gedanken über gute Vorsätze mache, frage ich mich, ob ich die tatsächlich möchte. Soll ich wirklich keinen Wein zum Abendessen mehr trinken und keine Kohlehydrate nach 16 Uhr zu mir nehmen? Will ich tatsächlich so viel Arbeit in meinen Körper investieren, nur um einem Idealbild zu entsprechen? – Nein. Die anderen dürfen gern Size 0 tragen. Ich bleibe bei meiner 36 und geniesse das Essen. So bin ich glücklich.

Haben sich Ihre Mutter oder Ihre Grossmutter mit Schönheit und Pflege beschäftigt?
Weder meine Mutter noch meine Grossmutter hatten sich über eine bestimmte Pflegeroutine definiert. Ich denke, das gilt auch für mich. Schon als ich heranwuchs, war es mir wichtiger, eine gute Freundin zu sein, andere Menschen zum Lachen zu bringen und den Verstand zu meinem Vorteil zu nutzen. Man sollte man selbst sein und sich mehr auf die eigenen Eigenschaften konzentrieren.
 
Wie sieht Ihr tägliches Pflegeritual aus?
Sobald ich aufstehe, wasche ich mir das Gesicht und crème es ein.

Wie stehen Sie zu Make-up?
Wenn es mir jemand aufträgt, finde ich Make-up das Grösste. Sonst mag ich es eher schlicht und benutze nur wenige Produkte.

Wie bereiten Sie sich auf einen Auftritt auf dem roten Teppich vor?
Für solche Anlässe lohnt es sich, dem Hair- und Make-up-Team genügend Zeit zu geben. Während ich zurechtgemacht werde, lackiere ich mir jeweils die Nägel. Mein Vater nennt uns die Boxencrew.

Welche Produkte sind für Sie unverzichtbar?
Ich schwöre auf den Lipgloss Dior Addict, besonders auf den pinkfarbenen Baby Rose. Er lässt sich schnell und einfach auftragen und verleiht einem diese Aura des «Eigentlich ist es mir ja völlig egal, aber sehe ich nicht umwerfend aus?». Die Mascaras von Dior liebe ich ebenfalls, es sind die besten auf dem Markt.

Die Zusammenarbeit mit Dior scheint Ihnen grosse Freude zu bereiten.
Mir gefällt bei dieser Zusammenarbeit einfach der Gedanke, dass Menschen, die nicht die finanziellen Möglichkeiten haben, sich ein Kleid oder ein Accessoire von Dior zu kaufen, dank dem Make-up trotzdem ein Teil der Dior-Welt sein können. Wenn man zum Beispiel einen besonderen Anlass hat und den neu gekauften Lipgloss Dior Addict aufträgt, ist das ein tolles Gefühl. Und sich schön zu fühlen, ist der wichtigste Faktor, um auch schön auszusehen.