Stil
Ein etwas anderer Reiseführer
- Text: Helene Aecherli, Vanessa Votta; Foto: Enrico Perini from Pexels
Was, wenn man in Norwegen zum Forspill eingeladen wird, in Spanien eine «Cola» bestellt oder in Holland spontan auf Besuch will?
Bulgarien
Ist man zum Essen eingeladen, sollte man unbedingt ein Mitbringsel dabeihaben. Die Speisen werden dann von Anfang an alle aufgetischt. Aufessen ist Pflicht. Der Schnaps Rakia wird übrigens vor dem Essen getrunken – nicht danach.
Holland
Spontanbesuche gelten hier als grösstes No-Go, vor allem zwischen 18 und 19 Uhr, wenn in Holland zu Abend gegessen wird. Also unbedingt ein Date vereinbaren oder zumindest eine Warnung vorausschicken. Und ganz wichtig: Bei Gesprächen dem Gegenüber in die Augen schauen. Denn keusch den Blick abwenden gilt als extrem unhöflich.
Indien
Wer in Indien besonders höflich sein will, spricht ältere Leute immer mit Uncle oder Aunty an – auch wenn man sie nicht kennt. Zudem gilt: Frauen rauchen nicht in der Öffentlichkeit.
Iran
Ja nicht in der Öffentlichkeit geräuschvoll schnäuzen, schon gar nicht in einem Restaurant. Das Geräusch soll für Iraner so schlimm sein, dass sie, wenn sie es vernehmen, fluchtartig das Lokal verlassen würden.
Italien
Die Italiener schütteln den Kopf, wenn jemand nach dem Essen einen Cappuccino bestellt. Wenn, dann trinkt man einen Caffè. Zudem gilt: Spaghetti in kleine Einzelnzeile zerschneiden ist ein Affront. Zudem: Essen immer freudig annehmen. Auch wenn es etwas ist, das man nicht mag. Sonst ist der Gastgeber beleidigt. Aufpassen: In Norditalien, speziell in Venedig, nicht oben ohne oder im Badeanzug herumlaufen – ausser am Strand natürlich.
Japan
Trinkgeld ist hier nicht angemessen, es ist sogar regelrecht beleidigend, da guter Service als selbstverständlich angesehen wird. Grössestes No-Go aber ist: auf der Strasse essen. Überdies nimmt man Abfall mit nachhause und entsorgt ihn dort. Deshalb gibt es in Städten auch so gut wie keine Abfallkübel. Wer tätowiert ist, sollte nicht in Hotelpools baden gehen. Tattoos werden mit der Yakuza, der japanischen Mafia, in Verbindung gebracht, und die hat ihre eigenen Pools.
Norwegen
Nicht wundern, wenn man zu einem Forspill eingeladen wird. Das hat nichts mit Sex zu tun, sondern ist ein Vorglühen vor dem Ausgehen. Das kommt daher, dass der Alkohol in Norwegen so teuer ist. Zuhause vortrinken ist günstiger. Danach folgt eventuell noch ein Nachspiel. Zudem ist es ein No-Go, die Schuhe bei einem Besuch in einem privaten Haus anzubehalten. Wenn man sein Outfit nicht ruinieren möchte, packt man die Indoor-Highheels ein.
Polen
Als höflich gilt, die Leute mit Frau/Mann plus Vorname anzusprechen, wenn man per Sie ist. Zum Beispiel: «Guten Tag, Herr Walter.» Zur Begrüssung gibt der Mann der Frau einen Handkuss. Absolute No-Gos: Warmen Wodka aus einem Becher trinken oder zur polnischen Suppe, Rosół, Brot essen. Dafür essen die Polen zu allem Ketchup. Auch zu Pizza.
Portugal
Im Gegensatz zu Holland sind Spontanbesuche in Portugal immer willkommen und völlig normal – wenn nicht sogar ein Must. Portugiesen lieben es, Gastgeber zu sein. So sollte man denn auch nicht Nein sagen, wenn man Essen oder Wein angeboten bekommt, sondern offen sein und alles probieren, sonst signalisiert man ganz klar – man mag das Essen nicht! Im Restaurant gilt: Zu jedem Gang gehört ein Dessert und ein Glas Rotwein, auch mittags. Und fast schon lebenswichtig: Ja nicht die beiden grossen Fussballmannschaften aus Lissabon, Sporting (grün) und Benfica (rot), miteinander verwechseln.
Schottland
Erstens: Einen Schotten nie fragen, was er unter dem Kilt trägt. Zweitens: Schotten sind keine Engländer!
Spanien
In Restaurants sollte man eine «Coca-Cola» bestellen und nicht eine «Cola», denn das bedeutet Schwanz.
Türkei
Türken sind weltmeisterlich abergläubisch: So soll es gesund sein, bei Beginn eines Hagelschauers Hagelkörner zu essen, und man tut gut daran, nach dem Essen den Löffel mit der Innenwölbung nach oben auf den Tisch zu legen, damit man sein Schicksal nicht herausfordert. Und ach, Männer verlieren ihre Behaarhung, wenn sie zwischen zwei Mädchen hindurchgehen.
USA
Nie weniger als 15 Prozent Trinkgeld geben. Sonst kann es vorkommen, dass der Kellner Sie fragt, ob der Service wirklich so schlecht gewesen sei. Zudem ist es verboten, in der Öffentlichkeit Alkohol zu konsumieren – es sei denn, man trinkt ihn aus dem Brown Bag, den man im Liquorstore bekommt.
Vorsicht bei der Daumen-hoch-Geste: Was hierzulande ein bejahendes Zeichen ist, ist in sehr vielen Ländern des Nahen Ostens, auch in der Türkei, eine obszöne Aufforderung zum Geschlechtsverkehr.