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Dovmann

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  • Text: Jacqueline Krause-Blouin; Foto: Getty Images 

Der böse Onkel der Retailszene – American Apparel Gründer Dov Charney hat einen Neuanfang gewagt und macht genauso weiter wie zuvor. Unsere stellvertretende Chefredaktorin Jacqueline Krause-Blouin sagt, was sie davon hält.

Blickt eigentlich irgendjemand noch durch, was da bei American Apparel abgeht? Lassen Sie mich Ihnen auf die Sprünge helfen: Das Label, das 1997 von Dov Charney gegründet worden war und Hipstermode bedeutend mitprägte, ging 2016 pleite – nachdem Charney wegen diverser Fälle von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz angeklagt und schliesslich aus seiner eigenen Firma geschmissen worden war. Charney wurde in drei der Fälle freigesprochen und «einigte» sich in den anderen mit den Klägerinnen. Als die Shops geschlossen wurden, trauerten Hipster und Berufsjugendliche auf der ganzen Welt um ihre Basics. Charney sprach von «Verrat und Hetze».

Doch der böse Onkel der Retailszene hat sich längst einen Schlachtplan zugelegt. Während American Apparel unter neuem Management mit einem Online-Shop dahindümpelt, launchte der Mann mit dem Porno-Schnauz einfach eine neue Firma. Die trägt den originellen Namen Los Angeles Apparel. Wenn Sie jetzt denken, dass das irgendwie stark an den alten Brand erinnert, dann sollten Sie erst mal die Kleidung sehen.

Gibt sich der 48-Jährige hier also geläutert und winselt um eine zweite Chance? Mitnichten! Er sieht weiterhin keinerlei Fehlverhalten bei sich, bezeichnete sich kürzlich als «Pussy-Fanatiker» (pardon, als «Pussy-Fanatiker mit hohen ethischen Ansprüchen»), tat kund, dass Sex mit Angestellten «unvermeidbar» und er «not sorry for shit» sei. Die entsprechende deutsche Übersetzung spare ich mir an dieser Stelle.

Dov Charney, der derzeit ironischerweise auf einer Matratze in seinem Büro schläft, will genau da weitermachen, wo er aufgehört hat. Was seine Modestrategie und seine sexuellen Eskapaden angeht, sowieso. Und Fashionistas weltweit haben tatsächlich nichts Besseres zu tun, als zu jubilieren, dass sie ihre Basics zurückhaben? Sex verkauft eben noch immer, selbst in kranker Form. In Dubio pro Fashion.