Wer ist jetzt der neue Kopf des Labels Alexander McQueen? Und woher wird Hermès die Inspiration für eine neue Kollektion nehmen, wenn Jean Paul Gaultier demnächst abtritt? Die neuen Designer haben keine grossen Namen im Business - aber noch Grosses vor!
Gar nicht lange her, da galten berühmte Namen wie Karl Lagerfeld oder John Galliano als die alleinigen Garanten für den langfristigen Erfolg eine Labels.
Doch der Typus exzentrische Designerpersönlichkeit hat Konkurrenz bekommen, und mit ihm die Auffassung von Mode als einem L’art pour l’art. Zum Beispiel durch Sarah Burton. Sie tritt als Creative Director das Erbe Alexander McQueens an, mit dem sie seit 1996 eng zusammenarbeitete. Ihr ist der kommerzielle Erfolg des Labels zu verdanken, denn sie schaffte es, die genialen, aber teilweise realitätsfernen Visionen McQueens so umzusetzen, dass sie sich tatsächlich verkauften. Ebenfalls noch kein Top-Act im Fashionzirkus ist Christophe Lemaire, der bei Hermès die Nachfolge von Jean Paul Gaultier antritt und mit seinem zeitgemässen klaren Stil zuletzt der Sportswearmarke Lacoste zu neuem Glanz verhalf. Schon mal was von Graeme Filder und Michael Herz gehört oder gelesen? Eben. In den Medien waren sie auch kaum präsent, bis sie im März die kreative Regie bei Bally übernommen haben. Zuvor waren die beiden sieben Jahre für das britische Traditionslabel Aquascutum verantwortlich, das sie mit feinem Gespür für die DNA des Hauses weiterentwickelten.
Und dann ist da noch Giles Deacon, mehrfach ausgezeichneter englischer Designer, kreativer Berater für Tod’s und seit 2004 mit eigenem Label, Giles. Er hat im Mai die Creative Direction bei Emanuel Ungaro übernommen und soll nach einigen turbulenten Jahren die Glaubwürdigkeit der Marke wiederherstellen, der zuletzt Lindsay Lohan als Designberaterin und mit einer von der Kritik gnadenlos verrissenen Kollektion arg zugesetzt hatte. Der 40-jährige Engländer gilt als innovativ und bodenständig zugleich, der «Guardian» beschrieb ihn kürzlich als in der grellen Modewelt ähnlich deplatziert wie ein Körner pickendes Freilandhuhn inmitten einer Horde umherstolzierender Pfaue. Und seine Mode wird als ebenso kreativ wie praktikabel beschrieben; er selbst ist überzeugt, dass Mode zugänglich sein muss, nicht abgehoben und exklusiv sein darf. Von daher steht Giles Deacon für den Typ Designer, der einem durch die Finanzkrise verschärften neuen Anforderungsprofil entspricht: Visionen und Kreativität sind nach wie vor gefragt, und Luxusmode darf auch künftig ihren Preis haben. Aber sie muss mehr denn je tragbar sein.