Die Designermacherin: Lulu Kennedy fördert britische Jungdesigner
- Text: Christina Duss; Fotos: Courtesy of Lulu Kennedy; Haare Showbilder: Toni & Guy
Lulu Kennedy kümmert sich seit zwölf Jahren mit Leidenschaft um den britischen Designernachwuchs. Viel Zeit für sich selbst bleibt ihr da nicht.
Die Chefin von Fashion East hat nur selten so gar nichts los. Letztes Jahr waren zehn arbeitsfreie Tage in Mexiko geplant. «Bin jeden Morgen um sechs aufgestanden, hab mich im Pyjama und mit einer Tasse Kaffee vor den Computer gesetzt und ein paar Stunden über Skype mit dem Team gesprochen», sagt Lulu Kennedy.
Von der Queen ausgezeichnet
Die 42-Jährige gründete vor zwölf Jahren die Nachwuchsförderungsplattform Fashion East und wurde kürzlich von der Queen mit dem Orden Member of the British Empire ausgezeichnet – für ihre Verdienste um die britische Modeindustrie.
Etwa dafür, dass die Öffentlichkeit britische Mode längst nicht mehr nur mit Vivienne Westwood oder Burberry assoziiert. So wurde Michelle Obama kürzlich bei einem offiziellen Dinner im Weissen Haus in einem Kleid von Jonathan Saunders fotografiert, oder Kate Middleton stieg bei ihrer ersten Amerikareise in Roksanda Ilincic aus dem Flugzeug.
Beide Designer wurden durch Fashion East bekannt gemacht: Lulu Kennedy hat sie entdeckt und gefördert, indem sie die Möglichkeit bekamen, während der London Fashion Week ihre Kollektion in grossem Rahmen – an der Show von Fashion East – zu präsentieren. In der Regel werden die Talente danach noch drei Modesaisons lang mit Ratschlägen zu Showproduktion oder Wirtschaftlichkeit versorgt und mit Geld unterstützt. «Fashion East hat immer junge Designer ausgewählt, die etwas zu sagen und eine Attitüde haben», sagt Lulu Kennedy.
Fashion East als Ticket in die Modeindustrie
So wie in der Vergangenheit Henry Holland, Gareth Pugh, Richard Nicoll, Jonathan Saunders, Meadham Kirchhoff oder Marios Schwab – allesamt Designer, die heute in der internationalen Modeszene etabliert sind.
Nach zwölf Jahren Talentförderung scheinen Fashion-East-Zöglinge mittlerweile eine bombensichere Chance auf einen Schnellstart in der Modeindustrie zu haben. So sicher auch die neuen Namen dieses Jahr, etwa die Jungdesignerin und Illustratorin Claire Barrow («Sie ist Punk, feministisch und sehr London»).
Namen, die Lulu Kennedy an Modeschulen findet, kleinen Shows, über ihr «Panel von Freunden» – Journalisten, Einkäufer, Stylisten – oder die Hunderten von Bewerbungen, die jedes Jahr auf Lulu Kennedys Pult landen. Und die sie höchstpersönlich sichtet.
Glücklichsein ist wichtiger als entspannen
Und so gehen halt auch manchmal die verdienten Mexikoferien baden. «Ist doch nur Arbeit», sagt Lulu Kennedy. «Wichtiger sind Leute, Gesundheit und Glücklichsein. Ich bin ziemlich einfach glücklich zu machen. So wie heute: Als ich aus unserem Büro in der Brick Lane kam, stand da ein echtes Pferd mit einem aufgesetzten Einhorn. Bang.»
1.
An der jüngsten Fashion-East-Show: Ryan Lo
2.
Maarten van der Horst
3.
Claire Barrow