Darum sind Jelly Shoes problematisch
- Text: Tiziana Demasi
- Bilder: The Row Ancient Greek Sandals Launchmetrics Spotlight; Collage: annabelle
Farbenfroh, witzig und ein bisschen schrullig: Jelly-Schuhe sind überall! Sie bringen den Y2K-Trend und sommerliche Kindheitserinnerungen zurück, haben aber auch eine Schattenseite.
The Row präsentierte während ihrer Pre-Fall-Show 2024 in Paris im September letzten Jahres ein Paar geflochtene Plastiksandalen – und sie waren im Nu ausverkauft. Laut der Datenanalystin Molly Rooyakkers, die hinter dem Instagram-Account @style.analytics steckt, ist die Zahl der Google-Suchen nach Jelly Shoes allein im letzten Monat um mehr als 100 Prozent gestiegen und auch in eurem Insta-Feed wimmelt es vermutlich nur so davon.
Wer kein geflochtenes Paar von The Row ergattern konnte oder schlicht keine 900 Franken für ein Paar Gummischuhe ausgeben möchte, kann zu Alternativen in allen möglichen Varianten greifen – von High-Brands zu Billig-Labels und namenlosen Lookalikes, die man eben noch schnell in den Ferien am Mittelmeer gekauft hat.
Die Gummisandalen, die den Y2K-Trend zurückbringen und an die Badeschuhe erinnern, die wir als Kinder im Sommer trugen, sind zum Must-Have der Saison geworden.
Doch das Comeback der Jelly Shoes – so genannt wegen ihres geleeartigen Aussehens und der leuchtenden, bonbonfarbenen Designs – sorgt auch für Diskussionen. Ja, sie sehen supersüss aus, haben aber eine dunkle Seite: PVC, das giftige Material, aus dem die meisten dieser Schuhe hergestellt werden.
Kaum hinterfragter Trend
Wie umstritten sind sie in einer Modewelt, in der Nachhaltigkeit immer mehr an Wichtigkeit gewinnt? Nun, das Bewusstsein der Konsument:innen scheint gering zu sein, das zeigt der aktuelle Hype um die Gummisandalen. Fast jeder Brand, von Gucci zu Loewe über Melissa bis zu Ancient Greek Sandals, springt auf den Zug auf und bietet seine eigenen Versionen der Jelly Shoes an, was die Nachfrage und den Hype um die trendigen, aber problematischen Schuhe noch weiter erhöht.
Hier zählt Trend vor Gesundheit. Fakt ist aber: PVC wird aus Vinylchlorid (VC) hergestellt, eine hochgiftige Chemikalie, die krebserregend, biologisch nicht abbaubar und sehr schwer recycelbar ist.
«Ein Dilemma für Brands: Das Material ist gefährlich, aber eben auch haltbar, leicht und wasserfest – und billig»
Ein echtes Dilemma für Brands: Das Material ist gefährlich, aber eben auch haltbar, leicht und wasserfest – und zudem billig in der Herstellung. Perfekt also für Konsument:innen, die sich eine Saison lang von bunten Farben, Glitzer und einem Hauch Nostalgie blenden lassen wollen und vor den schädlichen Umwelteinflüssen die Augen verschliessen.
Und wie steht es um die Brands? Die Haltung der Brands zu PVC ist oft widersprüchlich. Während einige versuchen, ihr Image durch Nachhaltigkeitsversprechen zu verbessern, nutzen die meisten dennoch PVC aufgrund seiner Kosteneffizienz und Flexibilität.
Nachhaltige Jelly Shoes?
Doch welche Alternativen gibt es? Thermoplastisches Polyurethan (TPU) zum Beispiel ist ein biologisch besser abbaubares und weit weniger schädliches Material, das die Eigenschaften von Gummi und Kunststoff vereint. Marken, wie Camper, Birkenstock und Scholl bieten Sandalen aus umweltfreundlicheren Materialien wie Ethylen-Vinylacetat (EVA) an.
Wirklich nachhaltige Jelly Shoes sind jedoch im Netz schwer zu finden. Da gibt es etwa Plasticana, die in Frankreich Jelly Shoes aus Hanf-Plastik produzieren, oder Ecoalf, die Jelly Shoes aus receyceltem Gummi anbieten. Vielleicht greifen wir diesen Sommer doch lieber zu den angesagten Fisherman-Sandalen aus Leder oder Lederalternativen, ganz ohne schlechtes Gewissen.