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Beton in Sicht

Beton in Sicht

  • Redaktion: Line Numme; Fotos: Rita Palanikumar

Dass Sichtbeton und Natur ein gutes Team sind, zeigt die Überbauung Jakobsgut in Zürich-Höngg. Die brutalistische Architektur von Otto Glaus und Ruedi Lienhard aus den 1960er-Jahren bietet mit ihren grosszügigen Aussenräumen viel Lebensqualität. Zwei Familien zeigen uns ihr Zuhause.

 

Charakter statt Einerlei

Das Highlight ihrer Wohnung ist für Isabelle Stüssi (42) und Nenad Kovacic (44) die grosse Terrasse mit Blick bis zu den Alpen.

Die Yoga-Lehrerin mit eigenem Studio und der Creative Director wollten schon immer gern nah der Limmat wohnen. Allerdings tun sie das erst mal zur Probe im Jakobsgut, da sie sich nur schweren Herzens von ihrem vorherigen Wohnort, dem Stadtzürcher Kreis 3, trennen können. Ihrem Hund Milo zuliebe sind sie ins ruhigere Höngg gezogen.

annabelle: Warum Beton?
Beton hat eine spannende Patina mit einer warmen Ausstrahlung. An der Fassade sieht man jeden Jahresring der Schaltafeln. Der Brutalismus-Baustil gefiel uns eigentlich schon immer, denn er hat Charakter und fällt im Einerlei der hiesigen Wohnarchitektur auf.

Wie beeinflusst die Architektur des Hauses Ihren Wohnstil?
Wir richten schnörkelloser ein, mit weniger Nippes. Wir versuchen uns an einer Reduzierung, es soll luftig und leicht sein.

Jede Wohnung verfügt über sehr viel Aussenraum. Wie lebts sich damit?
Wir geniessen es sehr! Die Terrasse bietet so viele Möglichkeiten. Man kann einfach mit Blick auf die Alpen in der Hängematte fläzen, Yoga machen oder seinen grünen Daumen beim Urban Gardening beweisen.

Was würden Sie sofort ändern, wenn Sie könnten?
Ab und zu sehnen wir uns nach einem Lift. Und den Verkehr von der Strasse würden wir umleiten.

Im Haus wohnen 25 Mietparteien. Wie ist es, mit so vielen Nachbarn unter einem Dach zu wohnen?
Die Terrassen und Balkone werden von einigen Parteien stiefmütterlich behandelt. Dabei sähen mehr Pflanzen auf dem Balkon toll aus. Offensichtlich war das auch von Architekt Otto Glaus so gedacht, da es viele grosse eingebaute Pflanztröge gibt.

Ihr Lieblingsplatz?
Definitiv die grosse Terrasse an einem schönen Tag mit Weitblick über die Stadt und in die Alpen.

Ihr ultimativer Traum vom Wohnen?
Purer Luxus wären ein Zimmer mehr und weniger Verkehrslärm. Ansonsten sind wir hier aber dem Traum vom Wohnen schon ziemlich nahe.

 

 

Sinnlich und beständig

Olivia (35) und Kris (47) Goricanec erschraken zuerst über die vielen Briefkästen. Heute geniessen sie die bunte Nachbarschaft.

Die annabelle-Beautyredaktorin und der Inhaber einer Werbeagentur liebten zwar ihre alte Wohnung, brauchten aber mehr Platz. Als die grosse Dachwohnung vor Kurzem frei wurde, holten sie auch ihre Freunde Isabelle und Nenad ins Haus.

annabelle: Wohnen in einem Betonklotz – wie kamen Sie dazu?
Betonklotz tönt ja schrecklich! Spannend inszeniert wie hier kommt uns der Beton eben gar nicht klotzig vor. Wir haben unsere alte Wohnung zwar geliebt, hatten aber das Bedürfnis nach mehr Platz und einem Garten.

Wie und wo haben Sie vorher gelebt?
In einer 3.5-Zimmer-Wohnung mit grosser Terrasse und Sicht über die ganze Stadt Zürich. Die Wohnung befand sich in einem wunderschönen hundertjährigen Haus, nicht weit von hier.

Warum Beton?
Dieses Material ist irgendwie ungekünstelt. Roh, pur, stark, funktional, aber doch organisch. Sichtbeton hat auch etwas Sinnliches und Beständiges. Das Jakobsgut ist wie eine Skulptur, die einen immer wieder neue Details entdecken lässt.

Wie lebts sich mit dem vielen Aussenraum?
Durch den Garten vergrössert sich unser Wohnraum insbesondere in der wärmeren Jahreszeit. Und durch die grosszügigen Fensterfronten ist man stets irgendwie draussen, selbst wenn man drinnen ist. Das gibt einem das Gefühl von Freiheit.

Was würden Sie sofort ändern, wenn Sie könnten?
Wir hätten nichts dagegen, wenn wir die Aussicht von früher hätten und auch, wie damals, keine Nachbarn, die uns in die Wohnung schauen können.

Wie ist es, mit so vielen Nachbarn unter einem Dach zu wohnen?
Als wir zur Wohnungsbesichtigung kamen, erschraken wir zuerst über die vielen Briefkästen. Wir wohnten damals in einem Haus mit drei Parteien! Wir haben aber tolle Menschen kennengelernt. Müssten wir notfallmässig unsere Tochter kurz abgeben, könnten wir problemlos an sechs Wohnungstüren läuten.

Ihr Lieblingsplatz?
Das Schlafzimmer. Dank der grossen Fenster hat man das Gefühl, draussen zu sein. Umgeben von Pflanzen und Bäumen.

 

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1.

«Wir geniessen es sehr»: Isabelle Stüssi und Nenad Kovacic mit Hund Milo (links)
Die Terrasse ist wie ein Outdoor-Loft gestaltet: Der Relaxbereich mit Dusche geht auf der anderen Seite in den Essbereich mit Outdoor-Küche über (rechts)

2.

Luftig und leicht sein: Isabelle Stüssi und Nenad Kovacic haben ihre Wohnung schnörkellos eingerichtet. Die Ballonsessel von Hans Olsen sind original aus den Sechzigern, die schwenkbare Leuchte Potence von Jean Prouvé, das Sofa von Georg Nelson (links)
Der Küchenbalkon ist morgens ein Rückzugsort zum Kaffeetrinken (rechts)

3.

«Müssten wir notfallmässig unsere Tochter kurz abgeben, könnten wir problemlos an sechs Wohnungstüren klingeln»: Olivia und Kris Goricanec mit Aurélie und den Hunden Jules und Chili (rechts)
Eine Oase mitten in der Stadt Zürich: Das gefällt auch der dreieinhalbjährigen Aurélie und Hündin Jules (links)

4.

Hängematte im Garten, lichtdurchflutetes Schlafzimmer – und immer Sicht auf den Sichtbeton: «Man fühlt sich manchmal wie in einer Zeitkapsel», sagen die Goricanecs