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Bag Charms: Warum tragen jetzt alle Taschen-Schmuck?

Fashion

Bag Charms: Warum tragen jetzt alle Taschen-Schmuck?

Plötzlich tragen alle ihre Designertaschen reich geschmückt. Wie kams dazu?

Wenn alles andere schon geschmückt ist, die Ohren, Finger, Handgelenke, die Nägel, Nippel, Stanley- Becher, dann muss nun halt die Tasche ran.

Bei Miu Miu umklammerten die Models schon während der Spring/Summer-Show überladene Taschen, an deren Henkel Seile und Ketten hingen. Balenciaga ziert seine Rodeo Bags mit Schlüsselanhängern, an denen Karabinerherzen, Eiffeltürmchen und Vorhängeschlösser baumeln.

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Und auch Hermès verkauft Bag Charms, in Form von farbenfrohen Pferden und Pegasoi – wer genug davon erwirbt und sich als treue Kundin hervortut, darf sich irgendwann vielleicht sogar eine Birkin Bag kaufen, die sich damit bestücken lässt.

Inspiration für diesen Trend dürfte denn auch die Mutter aller It-Bags gewesen sein, Jane Birkin elle-même: Während andere ihre Kleinwagen-teuren Birkins nur mit sehr spitzen, sehr manikürten Fingern anrühren, stopfte Jane Birkin ihrerzeit mehr Zeug in die nach ihr benannte Hermès-Tasche, als die Models bei Miu Miu über den Laufsteg schleppen konnten, und schmückte sie anstatt mit x-fach reproduzierten Anhängern, die den Betrachtenden das Sammlertum nur vorgaukeln (Balenciaga), mit persönlichen Heiligtümern und Botschaften, etwa mit Rosenkränzen und Save-Tibet-Stickern.

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«Die Tiktoker:innen präsentieren ihre wie Weihnachtsbäume behängten Taschen unter dem Hashtag #JaneBirkinifyingMyBag»

Die Tiktoker:innen findens super und präsentieren ihre wie Weihnachtsbäume behängten Taschen unter dem Hashtag #JaneBirkinifyingMyBag. Und auch an der Kopenhagener Fashion Week im August bestätigte sich: Die Bag Charms haben es nicht nur von Miu Mius Laufsteg unters Publikum geschafft, sondern konnten sich auch von ihrem blossen Dasein als Entry Point – als vergleichsweise preiswertes Produkt, mit dem die Luxushäuser neue, vorwiegend junge Kundschaft zu ködern versuchen – emanzipieren. Da hingen Chrälleli-Bänder neben Hello-Kitty-Anhängern, Plüsch-Teddys neben Dipsys («Teletubbies»), Würfel neben Tamagotchis.

Kurz: Die Fashion Girlies haben die Keller ihrer Eltern gestürmt, unter den verstaubten Weinflaschen ihre Primar-Schultheke ausgegraben und die Anhänger von damals an ihre It-Bags transferiert. Dank ihrer Bag Charms erobern sie die zu It-Pieces verkommenen Taschen zurück, hauchen ihnen die verloren gegangene Individualität ein.

Oder transportieren wie schon Jane Birkin Botschaften damit: Eine Freundin schmückte ihre Vintage-Louis-Vuitton während der Kopenhagener Fashion Week mit einem kleinen Wildlederdackel, den sie ein paar Tage zuvor in den Ferien gekauft hatte.

Die Streetstyle-Fotograf:innen zückten entzückt die Kameras, ihre Follower:innen jöhten bei Instagram. Was die damals noch nicht wussten: Heute bringt besagte Freundin ihrem Zwergdackelwelpen (den sie kurz vor dem Kauf des Anhängers zugesprochen bekommen hatte) gerade bei, dass man nicht aufs teure Ligne-Roset-Sofa pinkelt.

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