Stil
Backpacken in Thailand: Eine Reise voller Erinnerungen
- text: Claudia Senn, Fotos: Nathalie Bissig
Mit 49 Jahren reiste unsere Autorin noch einmal durch das Thailand ihrer frühen Trampertage. Was für ein Wiedersehen!
Im November 1991, ich war 26 Jahre alt, packte ich tausend Franken, meinen Walkman und zwei Paar Shorts in meinen Tramper-Rucksack, sagte meiner Mutter Bescheid, dass ich in zwei Monaten wieder da sein würde, und flog nach Bangkok. Es war nicht meine erste lange Reise, aber die erste in Übersee. Und ich war so sorglos, wie man es nur sein kann, wenn man noch nicht einmal ahnt, was alles schiefgehen kann im Leben. Im Flugzeug flirtete ich mit einem flachsblonden Bauern aus Finnland, der von Thailand dasselbe erwartete wie ich: viel Abenteuer für wenig Geld. Niemals werde ich vergessen, wie die Vorfreude in meinen Adern pulsierte. Es wurde eine unvergessliche Reise, von der ich mit einem Selbstvertrauen zurückkehrte, als hätte ich den Mount Everest bestiegen. Das lag daran, dass ich mich nicht von meinen Ängsten leiten liess, sondern von meiner Neugier. Ein Psychologe im Jahr 2014 würde sagen: Ich verliess meine Komfortzone. Auf dem Nachtmarkt in Chiang Mai ass ich frittierte Heuschrecken, die überraschend lecker schmeckten, und in einem Restaurant in Bangkoks Chinatown gebratene Quallen, an denen ich wegen ihrer gallertigen Konsistenz fast erstickte. Am Strand von Ko Phangan entdeckte ich nachts im Mondlicht das mystische Leuchten neonblauen Planktons, dessen Schönheit mir den Atem raubte.
Und im Dschungel des Goldenen Dreiecks beherbergte mich ein gastfreundlicher Opiumbauer, der mir zum Dessert ein Pfeifchen kredenzte. Inmitten von grunzenden Schweinen und schnarchenden Hunden schlief ich danach so göttlich, dass mich nicht einmal die Flöhe störten, die sich über mich hermachten. Das Gefühl von Unverwundbarkeit, mit dem ich heimkehrte, hielt nicht ewig an. Und doch glaube ich, dass Reisen genau dafür da sind: ausserhalb der Komfortzone zu erkunden, wer man ist und was man bewältigen kann. Für ein paar Wochen ein anderes Ich auszuprobieren, ein kühneres, wagemutigeres vielleicht. Warum hören wir damit auf, wenn wir älter werden? Weshalb trauen wir uns nicht mehr zu, ohne 4-Sterne-Luxus auszukommen? Wieso nicht einfach losziehen, so wie früher, mit kleinem Gepäck und noch kleinerem Budget? Ich beschloss, dass es höchste Zeit für eine Abenteuertherapie sei, und flog nach Bangkok, um meinen Thailandtrip von damals zu wiederholen. Natürlich habe ich mit meinen 49 Jahren ein für eine Backpackerin fast schon methusalemsches Alter erreicht. Deshalb erlaubte ich mir zwei Kompromisse: 1. Rollkoffer statt Rucksack, schliesslich wollte ich mit intakten Bandscheiben wieder heimkehren. 2. Meine Unterkünfte durften eine Kategorie besser sein als die 5-Franken-Absteigen von damals. Kakerlaken habe ich in meinem Leben schon genug gesehen. Mit tausend Franken würde ich heute kaum mehr zwei Monate über die Runden kommen. Zwei Wochen aber schon. Diese Budgetlimite wollte ich auf keinen Fall überschreiten.
Hotel Atlanta
Als ich aus dem Flugzeug stieg, raubte mir die feuchtigkeitstriefende, von tropischen Blütendüften und Smog geschwängerte Luft Bangkoks den Atem – ganz genau so wie damals. Vollkommen naiv hatte ich mich mit meiner Reisegefährtin 1991 im indischen Viertel Phahurat eingemietet, wo wir uns bei einem der vielen 24-Stunden-Schneider Hemden aus Thaiseide nähen liessen, die wir wegen ihrer steifen Kartonkrägen niemals anzogen. Während unseres gesamten Aufenthalts trafen wir im Quartier keinen anderen Touristen. Hotels gab es kaum, nur lächerlich billige, ungezieferverseuchte Absteigen für die indischen Textilhändler, die uns mit hungrigen Augen anstarrten und heimlich Löcher in die dünnen Holzwände unseres Zimmers bohrten, um einen Blick auf unsere Brüste zu erhaschen. So eine Pleite soll mir nicht noch mal passieren. Doch zum Glück habe ich einen Tipp aus berufenem Munde bekommen: Elizabeth Gilbert, Autorin des Weltbestsellers «Eat, Pray, Love», empfahl mir, im Hotel The Atlanta im Osten der Stadt abzusteigen, das angeblich «absolutely crazy» sei, «du wirst schon sehen». Wie sich herausstellt, ist das noch untertrieben. Das «Atlanta» bröckelt vor sich hin wie eine abgetakelte Diva, die beharrlich negiert, dass ihre Schönheit seit Jahrzehnten verwelkt ist. Durch die einst prächtige Art-déco-Lobby schleichen räudige Katzen, deren Kreischen in den endlosen Fluren widerhallt.
Eine Reihe von exzentrischen Dauermietern hat in dem Etablissement Unterschlupf gefunden, darunter etliche abgebrannte Schriftsteller aus Europa und den USA, eine thailändische Greisin, die mit ihrem Rollator durch die Gänge schlurft, sowie ein gutmütiger Hund, der Tag und Nacht ein Baumwollpyjama trägt (offenbar das Must-Have-Accessoire von Bangkoks Kötern, ich sehe die Pyjamas später sogar im Leopardenlook). Noch immer atmet das Hotel den Geist seines längst verstorbenen Gründers Max Henn, eines sittenstrengen deutschen Chemikers, den die Angestellten wie einen Guru verehren. Überall hängen Plakate mit Benimmregeln: «Beklagen verboten!», «Wir bestimmen, wen wir hier willkommen heissen wollen!», «Zwielichtige Elemente unerwünscht!» Im ansonsten grossartigen Restaurant führt eine übellaunige Alte mit Klumpfuss das Zepter, die jeden neuen Gast erst einmal auf seinen tadellosen Leumund hin überprüft. Mit anderen Worten: Ich bin in einer sehr abgehalfterten Version von Wes Andersons «Grand Budapest Hotel» gelandet. Vielleicht ist das «Atlanta» ja sogar ein kosmisches Wurmloch, durch das man direkt in die Fünfzigerjahre gebeamt wird? Ich finde es grossartig. 1991 konnte ich vor lauter Abgasen kaum die andere Seite der Strasse sehen. Jeden Abend litt ich unter hämmernden Kopfschmerzen, weil ich meinen persönlichen Grenzwert für Feinstaub und Kohlenmonoxid um ein Vielfaches überschritten hatte.
Inzwischen hat sich auch hier der Katalysator durchgesetzt. Statt in qualmenden Tuk-Tuks bewege ich mich nun mit dem Skytrain, Bangkoks Hochbahn, die 1999 eröffnet wurde. Stets ist sie zum Platzen voll, denn auf der Strasse gibt es gerade überhaupt kein Durchkommen. Meine Reise fällt in die Zeit des Shutdown. Um gegen die Regierung unter Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra zu protestieren, hat die Opposition am 13. Januar 2014 mehrere Strassenkreuzungen besetzt mit der Absicht, das öffentliche Leben lahmzulegen. Vier Monate später wird die Staatschefin per Gerichtsbeschluss abgesetzt, und das Militär putscht sich an die Macht. Natürlich bin ich explizit davor gewarnt worden, mich bei den Zentren der Protestbewegung aufzuhalten. Die Lage ist angespannt, alle paar Tage fordert ein Bombenanschlag Tote und Verletzte. Doch hier wird gerade Geschichte geschrieben, und habe ich mir nicht verordnet, mich von Neugier statt Furcht leiten zu lassen? Also nichts wie hin. Egal, welches Protestcamp ich auch besuche – jedes von ihnen ist so perfekt durchorganisiert, dass es auch der leidenschaftlichste Schweizer Pfadilagerleiter nicht besser hinkriegen könnte.
Am Rand der Rednerbühne gibt es eine Zeltstadt für den harten Kern der Protestierenden, der auch die Nächte hier verbringt, ein Feldlazarett samt gut ausgestatteter Apotheke, zwei Dutzend Garküchen, in deren Woks allerlei Currys, Nudelgerichte und Spiesschen brutzeln, einen Devotionalienmarkt, auf dem gewiefte Kleingewerbler Trillerpfeifen und täglich neue T-Shirt-Modelle in den angesagten Revolutionsfarben feilbieten, sowie – ganz und gar unverzichtbar – einen Massagestand, wo sich die erschöpften Demonstranten in Plastikstühlen durchwalken lassen. Niemals, so erfahre ich hier, unter gar keinen Umständen, nicht einmal während der Revolution, verzichtet der Thai auf seine Massage – ein Brauch, der mir so sympathisch erscheint, dass ich ihn für meine gesamte Aufenthaltsdauer übernehme. Meine erste Thaimassage in einem kleinen Salon in der Nähe unseres Hotels erinnert allerdings an eine milde Form von Folter. Eine zierliche Frau, kaum grösser als ein Kind, aber mit Bärenkräften ausgestattet, wühlt ihre Daumen in mein Fleisch und ignoriert beharrlich meine Schmerzensschreie. Wahrscheinlich hält sie mich für eine Memme. Ich kann während eineinhalb Stunden nur eines denken: Habe ich in diesem Leben nicht schon genug gelitten? Trotzdem gehe ich am nächsten Tag wieder zur Massage, diesmal in einem Tempel an Bangkoks Stadtfluss Chao Phraya.
Die Museen des Siriraj Hospital
Während Glöckchen im Wind klingeln, eine Soap aus einem Fernseher dröhnt, Schiffsmotoren knattern und Dieseldämpfe vom Fluss herüberwehen, liege ich auf einer Art Massenlager im Freien. Bevor meine Masseurin Hand an mich legt, betet sie zu einem goldenen Buddha. Das erfüllt mich mit Hoffnung: Bestimmt ist sie ein guter Mensch! Und tatsächlich, die Streicheleinheiten sind so wohltuend, dass ich die Martern des Vortages sogleich vergesse. Schon 1991 hatte ich die üblichen Sehenswürdigkeiten links liegen gelassen und mich einfach treiben lassen. So halte ich es auch diesmal. Statt Tempel und Pagoden besuche ich Foodmärkte, auf denen ich mich durch Berge von nie zuvor gesehenen Nahrungsmitteln probiere. Heuschrecken sind diesmal keine dabei, dafür Seespinnen, deren Beine ultramarinblau leuchten. Statt ins Nationalmuseum gehe ich in die Museen des Siriraj Hospital, wo ich erkenne, dass Thailand nicht nur das Land des Lächelns ist, sondern auch das der Blutrünstigkeit und Sensationsgier. Im Forensischen Museum bestaune ich den präparierten Körper des Serienkillers Si-Quey, der wie einst Hannibal Lecter die Lebern und Herzen seiner Opfer zu verspeisen pflegte. Im Parasitenmuseum nebenan grusle ich mich vor den auf Doppelmedizinball-Grösse angeschwollenen Hoden eines Unglücklichen, der an Elephantiasis erkrankt war. Am nachhaltigsten jedoch verstört mich Professor Congdons illustre Sammlung von in Formalin eingelegten Missgeburten in einem düsteren Nebentrakt des Hospitals
Die bizarrsten Exponate sind unschwer als Publikumsstars zu erkennen: Auf den riesigen Gläsern, in denen sie schweben wie erloschene Sterne im All, haben Besucher Schokoriegel und Kinderspielzeug angehäuft – als Startkapital für das nächste und hoffentlich glücklichere Leben. Jeden Abend schaue ich in den Protestcamps vorbei, wo sich Tausende bis spät in die Nacht die feurigen Reden anhören, von denen ich kein Wort verstehe. Ich spüre die Energie und die Hoffnung auf Veränderung, aber ich bin bloss Zaungast bei einer Revolution, mit der ich selbst nichts zu tun habe. Als die Regierung am Abend meines fünften Tages schliesslich den Ausnahmezustand verhängt, beschliesse ich, die Stadt zu verlassen, bevor es zu gewalttätigen Ausschreitungen kommt. Am nächsten Morgen reise ich in den Süden weiter. Mein erster Aufenthalt auf der Insel Ko Phangan war ein Erweckungserlebnis. Niemals hätte ich gedacht, dass es eine solche Hippie-Idylle tatsächlich gibt. Gemeinsam mit einer haarigen Spinnenfamilie hausten wir in einer windschiefen Bambushütte mit Plumpsklo direkt am Strand. Auf der Speisekarte des angegliederten Restaurants stand neben den üblichen Currys auch eine Omelette mit Magic Mushrooms – weshalb stets einige Gäste in kosmischen Sphären schwebten.
Das Wasser war kristallklar, der Garten voller duftender tropischer Blüten. Ich war mir sicher, noch nie einen schöneren Ort gesehen zu haben. Doch leider haben die vergangenen 23 Jahre die Insel nicht zum Guten verändert. Wie es scheint, ist aus Ko Phangan eine Art Ballermann geworden. Es hatte mit Vollmondpartys begonnen, gefolgt von Neumond-, Halbmond- und Egal-welcher-Mond-Hauptsache-volle-Dröhnung-Partys. Die von den geplagten Einheimischen nur noch Flashpackers genannten Touristen nehmen so viele Drogen, dass die Mitarbeiter der lokalen Psychiatrie mit dem schönen Namen Suan Saranrom (Garten der Freuden) bei Vollmond Doppelschichten schieben, um sie von ihren Trips wieder runterzuholen. Skrupellose Einheimische drehen den Touristen billiges Haschisch an, um sie später gegen ein Kopfgeld an die Behörden zu verpfeifen. Ja, mein einstiges Paradies ist eindeutig über das Verfalldatum hinaus. Aus meinem Strandhüttendörfchen von damals ist jetzt ein auf Honeymooners spezialisiertes Bungalowresort mit Poollandschaft geworden, das in jedem Reiseprospekt zu finden ist. Doch es gibt auf der Insel noch immer Schlupfwinkel, in denen ein Rest des alten Hippie-Feelings weiterlebt. Ich miete mich im sehr entspannten Cookies’s Salad Resort ein und verbringe die Tage ganz genau so wie damals: aufs Meer gucken, die beste Hängemattenposition finden, Kokoswasser schlürfen – nicht zu vergessen die tägliche Massage.
Mehr Komfortzone geht gar nicht. Doch ich gönne mir diese Pause, um fit zu sein für das Abenteuer, das mich bald in Chiang Mai erwartet. 1991 hatte ich mit meiner Reisegefährtin von Chiang Mai aus ein dreitägiges Trekking gebucht. Gemeinsam mit einem Führer und drei durchtrainierten amerikanischen Triathleten stapften wir durch den Dschungel des Goldenen Dreiecks und übernachteten bei Bergvölkern, die noch immer ohne Strom und Wasser in den Wäldern lebten und gegen ein kleines Entgelt ihre Suppe und ihren Opiumvorrat mit uns teilten. Es war eine der anstrengendsten Wanderungen meines Lebens. Schwer atmend schleppten wir uns durch den matschigen Dschungel, klatschnass geschwitzt, die Haut wund von Nesseln und Insektenstichen und das Herz überquellend vor inbrünstigem Hass auf die drei Triathleten, die uns stets weit voraus waren und uns mit hämischen Bemerkungen quälten (wir wünschten ihnen dafür die Elephantiasis an den Hals). Aber die Tour war auch ein Beweis dafür, dass uns die schönsten Dinge selten auf dem Silbertablett serviert werden. Abends am Lagerfeuer, als unsere Gastgeber Geschichten erzählten und dazu eine Pfeife kreisen liessen, fühlte ich mich wie eine Entdeckerin der Kolonialzeit. Das war ein Abenteuer!
Umso grösser meine Enttäuschung, als ich nun auf den Werbetafeln von Chiang Mais Reisebüros lesen muss, was aus den Touren von damals geworden ist: Man karrt jetzt ganze Hundertschaften von Touristen zu den Völkern der Akha und Hmong, die ihnen lustlos ihre Trachten und Bräuche vorführen. Mein Abenteuer von einst ist zu einem Menschenzoo verkommen! Diese Entwicklung will ich auf keinen Fall unterstützen, deshalb buche ich statt des Trekkings kurz entschlossen einen Mahout-Kurs ausserhalb der Stadt. Hatte ich Elefanten nicht schon immer geliebt? Nun kann ich endlich lernen, auf ihnen zu reiten. Lulu, der Guide unserer Gruppe, 27, Frisur wie ein japanischer Popstar, gehört zum Bergvolk der Karen und ist den Umgang mit Elefanten von Kindesbeinen an gewohnt – ebenso wie jenen mit verängstigten Touristen, die zu spät realisieren, worauf sie sich eingelassen haben. Als wir uns mit Säcken voller grüner Bananen und Zuckerrohr den Elefanten nähern, ist mir fast schlecht. Was für eine Schnapsidee, auf diesen Kolossen reiten zu wollen! Lulu sieht die Panik in meinen Augen, als ich meinem Elefanten eine Banane zwischen seine weichen Schlabberlippen schiebe. «Er wird deine Hand nicht mitessen», sagt er trocken, «er ist Vegetarier.» Tatsächlich scheint das Tier nichts gegen mich zu haben, solange ich es mit Häppchen füttere.
Zu Besuch bei den Elefanten
In unseren blauen Mahout-Outfits, die mich an Sträflingsuniformen erinnern, setzen wir uns unter einen Baum, um uns von Lulu in Elefantenkunde unterrichten zu lassen. Wir erfahren, dass Elefanten ebenso schnarchen wie Menschen, weil sie sich beim Schlafen den Rüssel in den Mund stecken, damit keine Insekten hineinkrabbeln. Dass Elefantenkacke so gut wie gar nicht stinkt. Und dass ein Profi-Mahout nur schläft, wenn sein Elefant ebenfalls ein Nickerchen macht, also praktisch nie, denn zwanzig Stunden pro Tag sind fürs Fressen reserviert. Wir lernen die drei zentralen Kommandos des Elefantenreitens: Nolong – leg dich hin! Bei – vorwärts! Und: Hau – stopp! «Egal, welchen Reitstil ihr pflegt», ermahnt uns Lulu, «Rambo Style, Gangnam Style, Freestyle – beim Aufsteigen immer die Ohren festhalten!» Dann wird es ernst. Insgeheim habe ich schon nach dem allerkleinsten Elefanten Ausschau gehalten, denn auf einem der erwachsenen Tiere zu reiten, erscheint mir vollkommen illusorisch. Selbst wenn er sich zum Aufsteigen hinlegt: Wie soll ich jemals die Stelle hinter seinen Ohren erklimmen, die uns Lulu als die einzig wahre Sitzposition «ohne Popo-Schmerzen» empfohlen hat? Doch statt des schnuckeligen Baby-Elefäntchens weist mir Lulu den Giganten der Herde zu: Nan Moun, einen 39-jährigen Bullen mit imposanten Stosszähnen, der mich träge anglotzt.
Flucht ist keine Option, das macht Lulu unmissverständlich klar. Halb klettere ich, halb schiebt er mich, und ohne genau zu wissen, wie mir das gelungen ist, sitze ich plötzlich auf Nan Mouns von Staub und drahtigen Borsten bedecktem Hals. Die graue Masse unter mir setzt sich wogend in Bewegung. Es ist, als ritte ich einen Berg. Ich kann es kaum fassen, dass Nan Moun so tolerant ist, mich nicht abzuwerfen, obwohl ich mich wie eine Ertrinkende an ihm festkralle, jeden Muskel meines Körpers spastisch verkrampft. Kann ich mir eine Situation vorstellen, die noch weiter entfernt ist von meiner Komfortzone? Doch schliesslich ergebe ich mich der unerschütterlichen Ruhe, die mein Reittier ausstrahlt: Ich entspanne mich. Sanft schaukeln wir durch das Grün des Dschungels. Über meinen Knien flappen Nan Mouns ledrige Ohren wie Flügel vor und zurück. Dankbar tätschle ich seine borstige Stirn. Glücks- statt Stresshormone fluten meinen Körper. Die schönsten Dinge werden uns nun mal nicht auf dem Silbertablett serviert.
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