Autotest – BMW X1
- Text: Lisa FeldmannFoto: Christine Benz
Ginge annabelle-Chefredaktorin Lisa Feldmann noch mal zur Schule, wäre sie heute im Team BMW.
Deutsche Kinder teilten sich in meiner Jugend in zwei Gruppen: Man las entweder «Fix & Foxi»-Heftli oder das «Micky Maus». Man war entweder Fan der Beatles oder der Rolling Stones. Und beim Autoquartett siegte entweder Mercedes oder BMW. Gleichgültig, welcher Gruppe man jeweils angehörte – die andere ging ja gar nicht! Einmal dahingestellt, ob ich eher Daisy Duck verehrte oder Lupinchen, Mick Jagger cooler fand oder John Lennon: Mein Vater fuhr einen Mercedes. Also war ich auf dem Pausenplatz Team Mercedes. Wir gingen so weit, noch unentschlossene Mitschüler mit der Legende überzeugen zu wollen, BMW sei die Abkürzung für «Bei Mercedes Weggeworfen». Ja, Kinder können grausam sein … Sie ahnen es: Inzwischen erwachsen, habe ich durchaus differenzierte Erfahrungen gemacht. Viele Jahre wohnte ich obendrein in München, dem Heimatort der Bayerischen Motoren Werke. Und so wie ich das Oktoberfest und Bayern München lieben lernte, so begriff ich schnell: Der Bayer fährt entweder BMW, oder er geht gleich zu Fuss.
Nun gibt es zum ersten Mal ein Modell, das sogar mich zum Kauf verleiten könnte: Der BMW X1 (Bayrisch: der Oanser) mixt diverse Qualitäten zu einem kompakten Kraftpaket, das in urbanen Zusammenhängen nicht overdressed wirkt und auf Alpenpässen richtig punktet. Ein wenig hat er die Eleganz vom schicken Coupé, dabei wirkt er solide wie seine grösseren Brüder X3, X5 und X6. Er parkiert sich wie ein Kleiner und schnurrt an der Ampel dennoch los wie ein Grosser. Ich bin sofort begeistert von der klugen Innenausstattung, dem Sitzkomfort, der Anzeigen-Elektronik, die sich selbst mir erschliesst, weil sie schlicht Sinn macht. Ich fühle mich extrem sicher und bin dann noch positiv überrascht, wie viele sperrige Kisten der Stauraum verdrückt – mit zwei Handgriffen schafft man sich nämlich eine Ladefläche, die jeden Ikea-Besuch zum ungetrübten Vergnügen macht. So praktisch denke ich sonst nicht – aber andererseits: Man glaubt ja gar nicht, was es alles so zu transportieren gibt, hat man erst mal die Möglichkeit, problemlos zu transportieren.
Als ich am Wochenende nach München eingeladen werde, nehme ich das gern an und brause in optimaler Zeitspanne an mein Ziel. Dort dominiert mein neuer Freund das Stadtbild, scheint so etwas wie der ständige (und standesgemässe) Begleiter aller gut situierten Damen und jungdynamischen Banker zu sein. Etwa genau die Klientel, die bei uns Mini Cooper fährt. So wie ich übrigens. Und plötzlich wird mir klar: Das ist ja auch ein BMW, irgendwie. Was dazu wohl mein Vater gesagt hätte?
Motor: 2 Liter Vierzylinder
Fahrleistung: 245 PS (180 kW), von 0 auf 100 km/h in 6.1 s
Höchstgeschwindigkeit: 240 km/h
Masse: Länge 4.45 m, Breite 1.80 m, Höhe 1.54 m
Leergewicht: 1670 kg
Kofferraumvolumen: 420–1350 l
CO2-Emissionen: 183 g/km
Energieeffizienzklasse: D
Verbrauch: 7.9 l/100 km
Preis: ab 55 600 Franken
Infos: www.bmw.ch