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Ausgangssperre: Welche Auswirkungen hat sie auf die Haut?

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Ausgangssperre: Welche Auswirkungen hat sie auf die Haut?

  • Text: Olivia Goricanec; Bilder: Pexels, Dermatologisches Zentrum Zürich

Kein Make-up, weniger Verschmutzung und weniger Sonnenstrahlen ausgesetzt – profitiert unsere Haut vom Lockdown? Wir haben beim Dermatologischen Zentrum Zürich nachgefragt. Kathrin Bänziger und Dominik Mestel geben Auskunft über Hautreizungen im Homeoffice, Pflegeroutinen und wichtige Hautuntersuchungen, die auch in Zeiten von Corona nötig sind. 

annabelle.ch: Welches sind die Vorteile für die Haut während dieser ausserordentlichen Situation?
Kathrin Bänziger: Die Haut von Menschen, die häufig Make-up auftragen und momentan im Homeoffice eine Schminkpause einlegen, kann durchaus davon profitieren. Häufiger Gebrauch von Make-up kann Hautporen verstopfen, die Hautaustrocknung fördern, aber auch zu Hautunreinheiten führen. Durch das Weglassen von Kosmetika wird hingegen die Regeneration der Haut gefördert. Dabei werden unter anderem auch die sogenannten natürlichen Feuchthaltefaktoren stetig nachgebildet, welche in der Lage sind, Feuchtigkeit in unserer Hornschicht zu speichern. Dies wiederum fördert die Elastizität der Haut und bremst die Hautalterung.

Wir bewegen uns weniger im Freien. Eine gute Sache, wenn wir an schädliche UV-Strahlungen denken, oder?
Kathrin Bänziger: Der seltenere Aufenthalt im Freien hat natürlich positive Einflüsse auf die UV-bedingte Hautalterung und die Photokarzinogenese, also die Hautkrebsbildung durch Sonnenbestrahlung. Eine Gefahr des Lockdown besteht allerdings in der verspäteten Erkennung von Hautkrebs und Hautkrebsvorstufen, da viele Menschen in dieser Zeit Hautchecks in der Arztpraxis meiden. Vor allem beim schwarzen Hautkrebs, dem Melanom, hat eine Früherkennung einen wichtigen Einfluss auf die Prognose und die Heilungschancen. Deshalb empfehlen wir, weiterhin auffällige Muttermale ärztlich beurteilen zu lassen.
Ausserdem kann durch die verringerte Sonneneinstrahlung ein Vitamin-D-Mangel auftreten. Durch die Einnahme von Vitamin-D-Supplementen kann dem aber effektiv und einfach entgegengewirkt werden. Die Vitamin-D-Bildung der Haut kann durch Sonnenbestrahlung ebenfalls aufrechterhalten werden. Dabei sollte aber Folgendes berücksichtigt werden:

  • Je nach Hauttyp reicht eine 10- bis 20-minütige Exposition am offenen Fenster oder auf dem Balkon. Diese sollte am Vor- oder Nachmittag und nicht zur Mittagszeit stattfinden.
  • In aufrechter Haltung können grössere, unbedeckte Hautoberflächen, wie Hände, Gesicht und Arme, der Sonne ausgesetzt werden.
  • Menschen mit sehr empfindlicher Haut, hellem Hauttyp oder erhöhtem Risiko für Hautkrebs sollten davon jedoch absehen. Zu den erhöhten Risiken gehören die Einnahme von Immunsuppressiva, Hautkrebs in der Vergangenheit oder ein familiäres Risiko für Hautkrebs.
  • Wer sogenannte photosensibilisierende Medikamente einnimmt, welche die Lichtempfindlichkeit erhöhen, der sollte sich ebenfalls nicht der Sonne aussetzen. Das bei einer Aknebehandlung sehr häufig eingesetzte Isoretinoin ist zum Beispiel ein solcher Wirkstoff. 

Einige Menschen stellen in den letzten Wochen plötzlich ungewöhnliche Pickel-Ausschläge auf ihrem Gesicht fest. Was könnten die Gründe sein?
Kathrin Bänziger: Eine intensive Gesichtspflege kann neben den positiven Auswirkungen, insbesondere bei einem Überkonsum an Pflegekosmetika, auch entzündliche Hauterscheinungen provozieren, wie zum Beispiel die periorale Dermatitis. Das ist ein Hautausschlag mit kleinen roten Knötchen und/oder eitergefüllten Bläschen um Mund, Nase oder Augen. Durch die Anwendung von komedogenen Pflegecrèmes, aber auch Sonnencrèmes kann eine (Spät-)Akne ausgelöst werden. Beide Hauterkrankungen können insbesondere auch durch das Tragen von Mundschutzmasken gefördert werden. Dementsprechend sollte primär die Gesichtspflege angepasst werden durch Verwendung von weniger fettenden Pflegeprodukten. Bei starker Ausprägung ist je nachdem auch eine lokale medikamentöse Behandlung notwendig.
Andererseits kann es im Lockdown auch passieren, dass die eine oder andere Person die regelmässige morgendliche und oder abendliche Gesichtspflege schleifen lässt, obwohl sie bei der bereits erwähnten Veranlagung zu Unreinheiten nötig wäre. Dies kann dann natürlich auch zu einer Verschlechterung führen.

Und was könnten die Gründe sein, wenn man plötzlich einen stumpfen und müden Teint hat?
Dominik Mestel: Da die alltägliche normale Bewegung zur und auf der Arbeit sowie im sozialen Umfeld wie beim Sport, Shoppen etc. im Lockdown deutlich eingeschränkt ist, sinkt automatisch die gesamte Durchblutung, insbesondere in den feinen Hautkapillaren. Umgekehrt kennen wir alle die frischere Gesichtsfarbe bei regelmässiger sportlicher Betätigung. Andererseits haben beispielsweise auch in «normalen Zeiten» regelmässige Raucher eine deutlich fahlere Gesichtsfarbe aufgrund der nikotinbedingten schlechteren Durchblutung kleinster Gefässe. Zusammen mit unter Umständen verminderter UV-Exposition mag der Hautteint dann bei verminderter Durchblutung erst recht blasser und fahler erscheinen.

Was kann man dagegen tun?
Dominik Mestel: Wen das kosmetisch stört, der kann durch Sportübungen in den eigenen vier Wänden die generelle Durchblutung und den Stoffwechsel anregen oder den Teint lokal im Gesichts-, Hals- und Décolletébereich durch milde Peelings und lockere Massagen sowie mit warm-kalten Wechselbädern wieder rosiger gestalten. Auch abgestorbene trockene Hautzellen, die eher einen matten Teint verursachen können, werden durch sanfte Peelings entfernt. Ein Serum mit Hyaluronsäure versorgt die Haut mit einem extra Kick an Feuchtigkeit und verhilft zu einem gewissen Glow, da die Haut insgesamt voller und frischer aussieht und die Poren durch die feuchtigkeitsbedingte leichte Quellung der obersten Hautschicht, der Epidermis, kleiner erscheinen. Der kleine Griff in die Trickkiste mit Selbstbräunern – übrigens die gesündeste Art der Bräunung – oder Rouge auf den Wangen hilft natürlich auch.

Was kann man tun, wenn die Haut plötzlich zu ziehen beginnt?
Kathrin Bänziger: Aktuell ist die Luft sehr trocken und seit Beginn des Lockdown erleben wir fast ausschliesslich sonnenreiche Tage. Beides führt zu einer zunehmenden Austrocknung der Haut. Insbesondere Pollenallergiker leiden aktuell während des Pollenfluges wieder vermehrt unter trockener und juckender Haut. Durch eine regelmässige Hautpflege mit rückfettenden Präparaten kann bereits eine Linderung bewirkt werden. Bei bereits stark entzündeter, geröteter Haut, also Ekzemen, sollte zusätzlich mit einer entzündungshemmenden Kortisoncrème behandelt werden. In diesem Fall müsste trotz Ausgangsperre eine Hautärztin aufgesucht werden. Wenn jemand gar nicht aus dem Haus gehen kann oder möchte, gibt es zum Beispiel bei uns in der Praxis die Möglichkeit, über eine App (siehe Website und QR-Code, Anm. d. R.) ein Bild einem Dermatologen zu schicken.

Sollte man in Sachen Gesichtspflege eigentlich genauso wie vor dem Lockdown fortfahren? 
Kathrin Bänziger: Prinzipiell ja. Bei der Gesichtspflege sind weiterhin die gründliche Reinigung morgens und abends und die vorbeugende, feuchtigkeitsspendende Tagespflege und die regenerierende Nachtpflege wichtig. Weiterhin wichtig ist natürlich der Sonnenschutz, als Sonnen- oder Tagescrème mit integriertem Lichtschutzfaktor. Und das, auch wenn man nicht viel draussen ist. Da sich allerdings die Umgebungseinflüsse und dadurch auch das Hautbild für viele während den letzten Wochen verändert haben, muss sich die Haut zuerst wieder an die neuen Einflüsse adaptieren. Dabei sollte auf die richtige Grundlage der Hautpflege geachtet werden, um Hautunreinheiten und Irritationen zu verhindern.

Weitere Infos gibt es beim Dermatologischen Zentrum Zürich. Wer den Rat eines Dermatologen braucht, das Haus aber nicht verlassen kann oder will, kann auf elektronischem Weg mit einem Hautarzt Kontakt aufnehmen (unter anderem mit QR-Code): derma2go

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1.

Dr. med. Kathrin Bänziger, FMH Dermatologie und Venerologie, von der Praxis Dermatologisches Zentrum Zürich

2.

Dr. med. Dominik Mestel, FMH Dermatologie und Venerologie, von der Praxis Dermatologisches Zentrum Zürich