Mickey Mouse wird 90. Das ist noch lang kein Grund, mit Mickey-Mouse-Taschen oder Mickey-Mouse-Prints rumzulaufen, meint Lifestyle-Redaktorin Barbara Loop.
Sie dachten wohl, das wäre lustig, irgendwie süss, im besten Fall ironisch. Im März lud das US-Label Opening Ceremony zur «fröhlichsten Show auf Erden»: Mickey-Mouse-Prints all over, präsentiert in Disneyland, dem mutmasslich fröhlichsten Ort auf Erden. An der Shanghai Fashion Week fanden gleich mehrere Designer in Mickey ihre Inspiration. In Berlin wurde eine Capsule-Kollektion lanciert, für die deutsche Labels wie Strenesse oder William Fan den Mickey-Look interpretierten. Je näher der Herbst kam, desto mehr Brands liessen die Mäuse tanzen: Moschino für H&M, Levi’s, Vans, Rag & Bone oder Uniqlo – und selbst Gucci zollte Disney Tribut mit Handtaschen in Form von Mickey-Mouse-Köpfen.
Der Grund für so viel kindliche Ausgelassenheit? Am 18. November vor genau neunzig Jahren war Walt Disneys Maus zum ersten Mal im Kino zu sehen. Kein Wunder also, dass Designer den Helden ihrer Kindheit aufleben lassen? Nein, denn Mickey hat in der Mode genauso wenig zu suchen wie Bambi oder Donald Duck. Eiskönigin Elsa aus «Frozen»? Kann man machen, wenn man fünf Jahre alt ist. Wobei, selbst dann sollten sich Erziehungsberechtigte Gedan- ken über mögliche modische Spätfolgen machen. Das Alter spielt hier keine Rolle. Auch Mickeys runder Geburtstag ändert nichts an der Tatsache, dass so ein Mäuse-Print schon immer ein modischer Fehltritt war. Marc Jacobs, Christopher Kane und Alexander McQueen? Alle machen mal Fehler. 90ies-Stilikone Carrie Bradshaw in Mickey-Shirt mit Blazer? Lässt sich im besten Fall als letztmöglicher Fashionmoment rechtfertigen, in dem das Mischen von Highfashion und Populärkultur noch revolutionär war.
Mickey wird neunzig. Aber für einmal gilt: Keine Milde für Senioren! Ausserdem feiert irgendein Bewohner aus Disneyland immer irgendeinen wichtigen Geburtstag oder eine neue Disney-Verfilmung Premiere. Und was sind schon neunzig Jahre für eine Maus, die unsterblich ist? Wenn schon, dann sollte man doch warten und den hundertsten Geburtstag ausgiebig feiern. Ach, das war ohnehin geplant? Dachte ich es mir doch. Nur leider war Erwartbarkeit schon immer der Tod der Kreativität. Willkommen in der Ära der fröhlichen Langeweile.