Euch hängt das alljährliche Fondue Chinoise zum Hals raus? Wir haben bei Dinier-Club-Gründerin Evelyne Wyss angeklopft und nach vier unkomplizierten und stressfreien Rezepten gefragt, die sowohl der Gastgeberin als auch den Gästen Spass machen.
«Die romantische Vorstellung vom Gastgeben an Weihnachten sieht in meinem Kopf folgendermassen aus: Ich trage ein umwerfendes Kleid, stehe mit Freund:innen in der Küche, halte ein phänomenal grosses Glas Champagner in der Hand und rühre entspannt im Kochtopf, während ich zu Mariah Carey herzlich über Anekdoten meiner Liebsten lache», schwärmt Evelyne Wyss, leidenschaftliche Köchin und Gründerin von Dinier Club, der Plattform für Ästhetik-affine Foodies, die Dinnerguides und Rezepte anbietet und ein Safe Space für eine perfekt imperfekte Gastgeberkultur sein will.
Aber sie weiss selbst: Leider ist die Realität an Weihnachten oft eine andere. Gastgeber:innen haben nichts als die Perfektion des Menüs im Kopf und vergessen so alles andere um sie herum. Eine Minute länger am Esstisch plaudern und die Gesellschaft der Gäste geniessen? Unmöglich! Das Problem: komplizierte Rezepte.
Wir sollten nicht bloss in der Küche stehen müssen. «Sind wir ehrlich, nach dem zweiten oder dritten Glas Wein (no judgement) noch etwas zu blanchieren, würzen oder anzubraten, schreit nach einer kleinen Katastrophe», weiss Evelyne Wyss.
So schweben wir entspannt durch die Festtage
Wem dieses Jahr der Geduldsfaden gerissen ist, der halte sich an das Credo unserer «Hostess with the mostest»: «Das Wichtigste sind die richtige Vorbereitung, einfache, aber beeindruckende Rezepte und die Fähigkeit zu lachen, wenn mal etwas schiefgeht.»
Evelynes persönlicher Hot Hosting Tipp: Teams bilden, die jeweils für unterschiedliche Gänge verantwortlich sind. So ist jede:r in der Dinner-Party involviert und die Verantwortung für gutes Essen und Stimmung liegt nicht allein beim Gastgeber oder der Gastgeberin.
Wer aber doch alleine kocht, stelle sich seine Lieblingssnacks bereit und mache sich an diesen spektakulären, aber easy Viergänger (Rezepte für vier Personen).
Bild: Dinier Club
Die Vorspeise
Simples Mandarinen- und Kumquat-Zweierlei auf Kingfish-Crudo
130g Kingfish
2 Kumquats
1 Mandarine
1 kleine Handvoll geröstete Haselnüsse
1 EL Olivenöl
Salz Pfeffer
Blaue Kornblümchen (getrocknet oder frisch)
So gehts
Die Zeste der Mandarine abreiben und zur Seite stellen. Den Saft der Mandarine in ein Schälchen pressen und mit 1 EL Olivenöl, 1 Prise Salz und Pfeffer mischen. Die Kumquats der Länge nach halbieren und hauchdünn aufschneiden.
Kingfisch dünn aufschneiden (ca. 0,5 cm dick) und in der Mitte des Tellers wie eine Caprese anrichten: 1 Scheibe Kingfish, 3 Hälften Kumquat etc. Wenn das Reihchen komplett ist, das Mandarinen Dressing darüber verteilen. Zum Schluss mit den blauen Kornblumen, Haselnüssen und der Mandarinen-Zeste dekorieren. Servieren.
EASY-LEVEL
Die Zubereitung ist einfach, da kein Kochen erforderlich ist. Das Gericht ist innerhalb von 2 Minuten servierfertig.
HOSTING TIPP
Bei simplen Gerichten wie diesem überzeugt man ganz einfach mit tollem Geschirr. Ein simpler Holzteller und eine Lage zerknülltes Backpapier darunter verleihen dem «Look» Textur (siehe Serviervorschläge).
Bild: Dinier Club
Die Suppe
Pikantes Kräutersüppchen mit knusprigen Blätterteig-Inseln
250g frischer Spinat
100g Pastinake
1 Zwiebel
1 Knoblauch Zehe
50g Gruyère
50ml Weisswein
1TL Rotweinessig
1l Gemüsebouillon
1 TL Salz
1/4 TL Chili Flocken
1 verquirltes Ei
1EL Olivenöl
1 Bund Thymian
1 Bund Dill
1 Bund Petersilie
1 Bund Oregano
1 Bund Kerbel
1 Bund Koriander
320g Blätterteig
So gehts
Knusper-Inseln
Ofen auf 180 °C Umluft vorheizen. Das Ei verquirlen, beiseitestellen. Blätterteig ausrollen. Ein Schälchen auf den Teig legen und mit einem Küchenmesser den Rand nachfahren, um die runde Inselform auszuschneiden. Mit einer kleineren Form (kann ein Flaschendeckel sein) vier Löcher ausstechen, in denen später die Kräuter-Sträusschen sitzen sollen.
Den Rest des Teiges aufbrauchen: mit dem Deckel kleine Kreise ausstechen, um sie als Snack oder Apéro nachzureichen.
Die kleinen Kreise und Inseln mit dem verquirlten Ei bestreichen und mit dem geriebenen Gruyère bestreuen. 15 Minuten auf 180 °C Umluft in der Mitte des Ofens knusprig und goldbraun backen. Abkühlen lassen. Die kleinen gepufften Bällchen lassen sich nun hervorragend zum Apéro reichen oder zusätzlich zur Suppe auf dem Tisch anrichten.
Suppe
Einen Kochtopf mit 1 EL Olivenöl erhitzen. Zwiebel und Knoblauch grob zerkleinern und andünsten. Pastinake klein schneiden, zusammen mit dem Spinat hinzufügen und weiter dünsten, bis der Spinat an Volumen verloren hat. Mit Weisswein ablöschen und mit Gemüsebrühe aufgiessen. Das Ganze ca. 15 köcheln lassen und danach gründlich pürieren. Mit Salz, Chili Flocken und Rotweinessig abschmecken. Weitere 10 Minuten köcheln lassen.
In der Zwischenzeit die Hälfte aller Kräuter klein hacken. Suppe vom Herd nehmen und Kräuter hinzufügen. Die Suppe nicht mehr weiterkochen lassen! Das Ganze noch mal gründlich pürieren, bis eine samtige Konsistenz entsteht.
Süppchen in Schälchen füllen, Knusper-Insel darauflegen und den Rest der Kräuter wie kleine Sträusschen durch die Löcher stecken.
EASY-LEVEL
Die Suppe lässt sich ganz einfach im Voraus zubereiten und kann am Abend kurz aufgewärmt werden. Die Blätterteig-Inseln können am selben Tag morgens gemacht werden. Der Einfachheit halber kaufen wir fertigen Teig. No judgement!
HOSTING TIPP
Was beim Kochen übrig bleibt, verwerten: Wie hier die gepufften Reste der Knusper-Inseln als Apéro- oder Table-Snack servieren. Klappt auch mit Gemüse oder Obst.
Bild: Dinier Club
Die Hauptspeise
Ravioli-Rosen mit Pilzfüllung und gehobeltem Trüffel
(Achtung: Pastamaschine erforderlich)
Teig
360g Mehl
1TL Salz
3 Eier
2 Eigelb
2 EL Olivenöl
Füllung
50g Shiitake Pilze
100g Pleurotus Pilze
100g Champignon Pilze
100g Eierschwämmli Pilze
1 kleine Knoblauch Zehe
1 kleine Zwiebel
1/2 EL Butter
1 TL Salz
1/4 TL Chili Flocken
20g geriebener Parmesan
Sauce
1 kleiner Trüffel
250g Butter
1 Knoblauch Zehe
Salz
Pfeffer
So gehts
Pasta
Alle Zutaten in der Küchenmaschine zu einem glatten Teig kneten. Den Teig leicht mit Olivenöl einreiben, dann mit Klarsichtfolie abdecken und im Kühlschrank ruhen lassen.
Füllung
Pilze, Zwiebel und Knoblauch klein schneiden und mit Butter anbraten, bis der Grossteil des Wassers aus den Pilzen ausgetreten ist. Mit 2 EL Parmesan, Salz und Pfeffer abschmecken. Abkühlen lassen und dann in eine Spritztüte oder ein Plastiksäckchen einfüllen – dazu 0,5 cm von der Spitze der Tüte abschneiden, um mit dem Füllen der Ravioli zu beginnen.
Sauce
Knoblauchzehe einschneiden, mit Butter in einer Pfanne warm werden lassen, Salz hinzugeben und bis zum Servieren beiseitestellen.
Ravioli
Für eine Rose benötigt man etwa 80 g Pastateig, der auf etwa 1m Länge ausgerollt wird, bevor er aufgerollt wird. Teig in Viertel oder Fünftel teilen. Ein Stück ausrollen und durch die Nudelmaschine bis zur Stufe 8 ausrollen. Das Stück sollte (abhängig von der gewünschten Rosengrösse) etwa 1 m lang und 15 cm breit sein. Mit der Spritztüte die Füllung als einen langen «Strich» entlang der Länge des Teigs auftragen. Seitlich falten, sodass die Füllung vom Teig eingebettet ist und eine lange «Schlange» entsteht. Die Luft entlang der Länge herausdrücken und gut verschliessen, die Enden ebenfalls schliessen. Die Schlange mit etwas Wasser bestreichen und zu einer Rose aufrollen.
In einem grossen Topf Wasser mit Salz aufkochen lassen. Die Ravioli-Rosen in das kochende Wasser geben und kurz warten, bis sie an der Oberfläche schwimmen. Herausnehmen, Wasser abtupfen und die Rosen mit geschmolzener Butter beträufeln. Am Tisch mit Parmesan und Trüffel bestreuen und sofort servieren.
EASY-LEVEL
Die Ravioli lassen sich Tage im Voraus machen und einfrieren. Dazu die Pasta einfach in Tupperware legen – aber Achtung: die Ravioli dürfen sich nicht gegenseitig berühren!
Dieser Gang kann so innerhalb von 5 Minuten zubereitet werden.
Wem die Pilzfüllung zu aufwendig ist, der kann sie mit einer Ricotta-Parmesan-Füllung ersetzen (again, no judgement: 250g Ricotta, 100g geriebener Parmesan, Salz und Pfeffer).
HOSTING TIPP
Trüffel bei jedem Gast am Tisch darüberhobeln! Schindet Eindruck und bringt Schwung ins Dinner.
Bild: Dinier Club
Das Dessert
Panettone-Mascarpone-Jenga mit Birnen-Schnee
1 Panettone
600g Mascarpone
500ml Vollrahm
80g Puderzucker
1/2 Granatapfel
Zeste von 1 Orange
1EL Orangeat (Kandierte Orangenschalenwürfel)
Essbare Blumen (optional)
1EL Butter
Optional: ein paar Spritzer Brandy
So gehts
Einen Tag oder mindestens 8 Stunden vorm Dinner eine Birne in den Tiefkühler legen.
Panettone in rechteckige Blöcke schneiden und in einer Bratpfanne mit 1 EL Butter knusprig anbraten, bis er goldbraun glänzt. Zur Seite stellen und abkühlen lassen. Mascarpone, Vollrahm und Puderzucker in einer Schüssel aufschlagen, bis eine cremige und fluffige Konsistenz entsteht. Die Zeste einer Orange abreiben und unter die Creme heben. Panettone-Blöcke nun Schicht für Schicht zu einem Turm aufbauen (wie beim Spiel Jenga!), dazwischen immer wieder mit der Mascarpone Creme auffüllen. Den Turm zum Schluss mit essbaren Blumen, Orangeat, Granatapfelkernen dekorieren und nach Belieben mit Brandy beträufeln.
EASY-LEVEL
Innerhalb von 15 Minuten ist das Dessert fertig – alles, was man braucht, sind minimalst technische Skills.
HOSTING TIPP
Stellt den Turm in die Mitte und lasst die Gäste mit Gabel und Löffel Jenga spielen, um das Dinner ein wenig verspielter und interaktiver zu gestalten. Keine Berührungsängste vor dem Dessert!
Hier kann man zusätzlich mit der gefrorene Birne überzeugen: Einfach mit einer Reibe über das Dessert reiben. Leise rieselt der Birnen-Schnee!
Wo bekommt man zu Weihnachten Kornblumen her? Die wachsen bei uns in Schleswig-Holstein im Spätsommer/Frühherbst.
Die werden sicherlich getrocknet sein. Kornblumen eignen sich besonders gut als getrocknete Blütendeko
Wahnsinn!!, aber für wie viele Personen wurde gerechnet. Der Fisch reicht für max. zwei Personen, dass Dessert ist bei der Menge an Sahne und Mascarpone ja für mind. 6 oder 8 Personen gedacht?