Fashion
10 Stilfragen an Cartier-Kreativdirektorin Jacqueline Karachi: «Edelsteine sind mein Leben und meine Liebe»
- Text: Monique Henrich
- Bild: zvg
Für welches Stück lohnt sich eine Investition? Welchen Effekt soll ein Bijou haben? Wie hat das Internet die Schmuckwelt verändert? Wir fragen die, die es wissen müssen: Die Designer:innen. Diesmal Jacqueline Karachi, Kreativdirektorin von Cartier Haute Joaillerie.
1. Welches Schmuckstück sollte jede Frau bis zu ihrem Tod besitzen?
Das Schmuckstück ihrer Träume.
2. Welche Investition in ein Schmuckstück ist es absolut wert?
Eine in klassisches, zeitloses Design. In ein Schmuckstück also, das die Besitzerin gern und oft trägt und das nicht in einem Tresor verschwindet. Als Investment sehe ich auch immer ein Schmuckstück, das an einen geliebten Menschen vererbt werden kann, eines, das seinen Wert nicht verliert. Deshalb ist das zeitlose Design so wichtig.
3. Welcher Edelstein ist immer richtig?
Es gibt nicht den einen, richtigen Stein. Natürliche, echte Edelsteine sind immer kostbar. Das Wichtigste ist aber, dass sie Emotionen auslösen: Berührt er einen, dann liebt man ihn ein Leben lang. Welcher Stein das für mich persönlich ist? Darauf finde ich keine abschliessende Antwort: Edelsteine sind mein Leben und meine Liebe.
«Stil ist, beim Design Unnötiges wegzulassen, Ausgewogenheit zu finden»
4. Welchen Effekt soll ein Bijou haben?
Es soll das Selbstbewusstsein der Trägerin stärken, sie soll sich gut und attraktiv fühlen, seine Ausstrahlung spüren. Die Energie eines Edelsteins wirkt sich immer auf die Person aus, die ihn trägt.
5. Kann man Stil lernen?
Kann man Stil lernen? Stil ist ein Gefühl für Harmonie, ein natürliches Talent, das einem mitgegeben wird. Man kann aber lernen, die Schönheit der Edelsteine zu schätzen, sich in ihre faszinierende Geschichte zu vertiefen. Es ist einfach, ein Schmuckstück mit vielen Details zu verschnörkeln, um zu zeigen, was man hat. Das hat aber nichts mit Stil zu tun. Stil ist, beim Design Unnötiges wegzulassen, Ausgewogenheit zu finden.
6. Was ist der beste Ratschlag, den Sie je in Bezug auf Edelsteine erhalten haben?
Dass ich mein Gedächtnis für Farben trainieren muss. Unter der im mensen Auswahl schillernder Farbsteine die richtigen aussuchen, ihre Formen und Nuancen exakt im Kopf zu speichern, sich auch Wochen später im Kreativprozess präzis und konkret daran zu erinnern und alles passend wieder zusammenzubringen; das sind grosse Herausforderungen, die viel Erfahrung voraussetzen. Ich habe eigentlich nichts an deres im Kopf als Farbbilder von Edelsteinen. Womöglich ist mein Englisch nicht perfekt, weil es in meinem Kopf kaum mehr Platz für Wörter gibt. (lacht)
7. Was ist das erste Schmuck stück, an das Sie sich erinnern können?
Mein erstes wichtiges Schmuckstück, das ich 1997 zum 150. Jubiläum von Cartier entwarf: das Snake-Collier Eternity mit zwei riesigen Smaragden, jeder über zweihundert Karat schwer, und bestückt mit beinah viertausend Diamanten. Ich habe viele erfolgreiche Designs gemacht, aber dieses edle Stück werde ich nie vergessen.
8. Was möchten Sie an Ihrer Branche verändern?
Ich möchte noch verstärkt die Entwicklung von Cartier Joaillerie und Haute Joaillerie aufzeigen, die technischen Prozesse und die Details: Ein Schmuckstück muss auch auf der Rückseite meisterhaft gearbeitet sein.
9. Wie hat das Internet die Schmuckwelt beeinflusst?
Dank Youtube und Streams können wir heute zeigen, was in unseren Ateliers passiert: direkte Einblicke geben und damit die Sorgfalt, die Präzision, die Vielfältigkeit des gesamten Métier d’art sichtbar machen. Interessierte weltweit können mitansehen, wie ein Einzelstück der Haute Joaillerie entsteht. Das ist ein wichtiger Schritt, den ich sehr schätze.
10. Angenommen Sie dürften in Ihrem Leben nur ein einziges Schmuckstück mit einem Edelstein designen. Welcher wäre es?
Es wird mit dem Stein sein, der mich im Laufe meines Lebens am meisten emotional berührt. Welcher das sein wird, weiss ich noch nicht.