Eine Kuscheldecke als begehrtes It-Accessoire? Warum die Überwürfe nicht nur im Wohnzimmer, sondern auch auf dem Laufsteg hoch im Kurs sind, weiss Lifestyle-Redaktorin Barbara Loop.
Klimakatastrophen, Politkatastrophen, Sexkatastrophen. Es ist garstig da draussen. Kein Wunder, dass eine Art portable Komfortzone die Runways erobert. Phoebe Philo entwarf Decken aus feinster Mohair-Wolle für den Winter, Raf Simons lancierte die Steppdecke für den Sommer. Das neuste It-Piece bietet viel Fläche fürs Branding und es passt zu jeder Figur; beides ein Umstand, der schon den Absatz der Handtasche ungemein befeuert hat. Natürlich sind Plaids immer mal wieder in Mode, aber neu werden die Decken nicht um die Schultern, sondern wie ein Oversize-Nuscheli unterm Arm rumgetragen. Schliesslich ist da – trotz Sonnenbrille, Sonnenbrillenband, Mütze, Halstuch, Ohrring, Handtasche – ganz unverhofft noch eine Hand frei. Wie unnütz so eine freie Modelhand doch ist, eine totale Verschwendung, mögen sich Philo und Simons gedacht haben – ein neues Accessoire muss her. Accessoires sind ein probates Mittel, um im gesättigten Modemarkt wachsen zu können. Ein anderes sind neue Märkte. Und so macht die Mode in jüngster Zeit immer häufiger Ausflüge ins Interiordesign. Das englische Modelabel Mother of Pearl klemmte den Models in der Show der Winterkollektion Kissen unter den Arm. Off-White-Designer Virgil Abloh entwirft Teppiche für Ikea, Gucci präsentierte diesen Sommer eine neue Dekor-Kollektion, und die H&M-Gruppe hat mit dem neusten Brand Arket auch alles für das schöne Heim im Angebot. Falls Sie also denken, dass nun, Wochen nach Weihnachten, von Ihnen erwartet würde, endlich aus dem Netflix-Pyjama-Wohlfühl-Delirium zu erwachen und unter der Decke hervorzukriechen, dann kann ich Sie beruhigen. Vorausgesetzt, Sie haben die richtige Decke natürlich.