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En Soie: Zu Besuch bei Eleonore Meier und ihrer Familie in Los Angeles

Leben

En Soie: Zu Besuch bei Eleonore Meier und ihrer Familie in Los Angeles

  • Text: Andrea Bornhauser, Fotos: Ornella Cacace

Das Zuhause von Eleonore Meier und ihrer Familie in Los Angeles erinnert an die amerikanische Arts-&-Crafts-Ära. Und es ist das US-Headquarter des Schweizer Labels En Soie.

Der Tag von Eleonore Meier beginnt um sechs Uhr früh, wenn ihre zweijährige Tochter Carlotta für eine morgendliche Kuschelrunde ins Elternbett kommt. Danach kommt langsam Leben in das kleine Haus im Nordwesten von Los Angeles. Zusammen mit ihrem Mann, dem Filmregisseur Rafael Palacio Illingworth, hat die 30-jährige Zürcherin und älteste Tochter von En-Soie-Inhaberin Monique Meier und Künstler Dieter Meier vor rund vier Jahren das Häuschen im Silver-Lake-Viertel bezogen. Das eingeschossige Arbeiterhaus im typischen American-Craftsman-Stil wurde in den Vierzigerjahren gebaut, als in der Nachbarschaft noch die grossen Filmstudios und das Verbrechen ansässig waren. Nachdem in den Siebzigerjahren die Schwulenszene das Viertel für sich entdeckt hat, ist Silver Lake heute ein beliebtes Multikulti-Quartier mit Bioläden, Parks, Märkten, Boutiquen und Cafés. Die perfekte Gegend für eine junge Familie. Sobald sie aufgestanden sind, machen sich Mutter, Vater und Tochter auf den Weg zu ihrem morgendlichen Familienritual: Auf dem kleinen Bauernhof im nahen Park füttert Carlotta die Pferde mit Rüebli. Danach gibts im Café eines Freundes Frühstück, bevor die Nanny Carlotta in Empfang nimmt und die Eltern zur Arbeit aufbrechen. Das machen sie – ganz untypisch für L. A. – zu Fuss.

En-Soie-Store

Denn der En-Soie-Store, ihr gemeinsamer Arbeitsort, liegt gerade mal zehn Minuten von ihrem Häuschen entfernt. Seit einem Jahr führt das Ehepaar gemeinsam mit Eleonores Schwester Sophie Meier in L. A. die erste Filiale des mütterlichen Modebetriebs in Zürich. Sophie ist verantwortlich für den Verkauf, Eleonore für das Back Office, und sie kümmert sich um die Produktion von neuen Produkten, Rafael ist verantwortlich für den E-Shop und kreiert im hauseigenen Siebdruckatelier neue Dessins. Während die verspielten Foulards, handgemachten Schmuckstücke, die hochwertigen Keramiken und Kleiderkollektionen von En Soie in der Schweiz längst Bestandteil der Modeszene sind, gelten sie in Los Angeles noch als Geheimtipp. «Den Amerikanerinnen müssen wir unsere Produkte zuerst erklären. Dafür nehmen wir uns die nötige Zeit, denn unser Business hier soll organisch wachsen. Das entspricht unserer Philosophie.» Eleonore kümmert sich erst seit der Geburt ihrer Tochter ums Familienlabel. Als sie vor sieben Jahren von Zürich nach Los Angeles zog, hat sie ihre Familie und En Soie hinter sich gelassen, um sich am American Film Institute ausbilden zu lassen. Seither arbeitet sie als Produzentin für Independent-Filme und als Assistentin von bekannten Regisseuren. Während des Masterprogramms lernte sie ihren zukünftigen Ehemann kennen, den gebürtigen Mexikaner Rafael Palacio Illingworth (36). «Zuerst war es eine reine Arbeitsbeziehung – dann kam die Liebe dazu», erzählen die beiden. «Wir sind beide bereits viele Male in L. A. umgezogen», sagt Eleonore Meier. «Wir träumten aber schon immer von einem Haus mit Garten.» Als dann ein Freund und Vermieter sie anrief und mitteilte, dass eines seiner drei Häuschen in Silver Lake frei werde, war der Traum plötzlich zum Greifen nah. «Anfangs war ich vom Haus wenig begeistert», erinnert sich Rafael. «Von aussen machte es einen ziemlich deprimierenden Eindruck.» Die vorherigen Mieter hatten die Innenwände dunkel gestrichen, im Garten rannten zwei Pitbulls rum. «Die ganze Atmosphäre war irgendwie schräg.» Die beiden entschieden sich dennoch für das Häuschen und steckten viel Arbeit in den Umbau. «Wir haben alles selber gestrichen und es nach unserem Geschmack umgestaltet.» Dabei haben sie das Haus nicht überrenoviert und viele Details wie etwa die Arts-&-Crafts-Vitrinen, die alten Holzböden und Einbauregale im Wohnzimmer belassen. Die Fifties- Küche inklusive des alten Gasherds wurde lediglich weiss gestrichen.

En-Soie-Vasen und Vintage-Möbel

An heissen Sommertagen werden die vier Räume vom gleissenden Licht der kalifornischen Sonne durchflutet. Dann kommen die leuchtenden Farben der Kissen, Teppiche und der vielen Bilder und Fotos an den Wänden besonders zur Geltung. Der eklektische Mix aus En-Soie-Vasen, südamerikanischen Textilien, Vintage-Möbeln vom Quartierflohmarkt und ausgewählten Ikea-Stücken widerspiegelt Eleonores und Rafaels kreative Persönlichkeiten. «Die ganze Einrichtung ist ein Sammelsurium aus unser beider Vergangenheit», erklärt Eleonore. So hängt an den Wänden Kunst von Dieter Meier und Kerim Seiler, da sind alte Fotografien von Pferden und Cowboys, ein Porträt von Eleonores Liebling, dem Jazztrompeter Chet Baker, eines von Hollywoodschauspieler Dustin Hoffman, ein Bild der mexikanischen Cantina in L. A., in der sich das Paar kennen gelernt hat, und Carlottas Geburtsanzeige. Die Wohnzimmerwand ziert die Sammlung von Rafaels Porträtskizzen von Freunden. «Zuhause in Zürich hätte ich viele Möbel von meinen Eltern übernehmen können. Meine Mutter hat vieles aufbewahrt, auch Kindermöbel», erzählt Eleonore.Hier in Los Angeles musste bis auf ein paar Designstücke aus Dieter Meiers L.A.-Häusern alles neu beschafft werden. Wie zum Beispiel das grosse graue Sofa im Wohnzimmer. Zu ihm hat Eleonore ein gespaltenes Verhältnis. «Irgendwann entschieden wir uns für diese bequeme, aber hässliche Couch, nachdem wir davor stets auf schicken, aber total unpraktischen Designersofas gesessen sind.» Wohl nicht der schlechteste Entscheid für ein filmliebendes Elternpaar, das am liebsten auf dem Sofa DVDs schaut. Aber nicht im Sommer. Dann stehen abends die Fenster und Türen in den Garten offen, damit ein kühles Lüftchen durchs Haus weht. Und damit Freunde ein- und ausgehen können. Oft kommt Schwester Sophie zum Znacht rüber, sie ist vor kurzem ins Nachbarhäuschen gezogen. Und Carlotta liebt es, draussen mit anderen Kindern zu spielen. Oder in ihrem grün gestrichenen Zimmer, das vor ihrer Geburt das Arbeitszimmer der Eltern war.

Unterdessen hat Rafael im Wohnzimmer neben dem Cheminée seine kleine Arbeitsnische eingerichtet, mit einer alten Schreibmaschine, auf der er seine Drehbücher tippt. Eleonore ist jeweils die Erste, die seine Scripts zu lesen bekommt. Sie arbeiten immer wieder gemeinsam an Filmprojekten. Die Schweizerin und der Mexikaner sind mittlerweile in Los Angeles heimisch geworden. So heimisch, dass sie nach Besuchen in Mexiko-Stadt oder Zürich gern wieder «nachhause kommen». «Hier leben und arbeiten wir. Unsere Tochter wächst in Silver Lake auf, wo wir viele nette Leute kennen gelernt haben», sagt Rafael. «Es ist uns wichtig, dass wir da, wo wir wohnen, auch verwurzelt sind», meint Eleonore. So kennt sie es aus ihrer eigenen Kindheit. «Wir sind quasi im En-Soie-Laden in der Zürcher Altstadt gross geworden.» Während Mutter Monique Meier unten ihre Seiden-, Keramik- und Schmuckkreationen verkaufte, wurden die vier Kinder in den Räumen darüber von einer Nanny betreut, besuchten die Krippe ein paar Gassen weiter und halfen während der Schulzeit im Laden So heimisch, dass sie nach Besuchen in Mexiko-Stadt oder Zürich gern wieder «nachhause kommen». «Hier leben und arbeiten wir. Unsere Tochter wächst in Silver Lake auf, wo wir viele nette Leute kennen gelernt haben», sagt Rafael. «Es ist uns wichtig, dass wir da, wo wir wohnen, auch verwurzelt sind», meint Eleonore. So kennt sie es aus ihrer eigenen Kindheit. «Wir sind quasi im En-Soie-Laden in der Zürcher Altstadt gross geworden.» Während Mutter Monique Meier unten ihre Seiden-, Keramik- und Schmuckkreationen verkaufte, wurden die vier Kinder in den Räumen darüber von einer Nanny betreut, besuchten die Krippe ein paar Gassen weiter und halfen während der Schulzeit im Laden aus. «Es ist schön, dass Carlotta hier in L. A. ähnlich aufwachsen kann.» Deshalb war es auch ein Glücksfall, dass sie ein Ladenlokal gleich um die Ecke fand. Und nicht etwa West Hollywood oder an der Melrose Avenue, wo sich die schicken Boutiquen aneinanderreihen. «Da könnten wir vielleicht schnelle Geld verdienen, aber wie gesagt: Wir wollen es langsam angehen.» Es ist Abend geworden, die Freunde sind nach Hause gegangen, Carlotta kriegt von Papa eine Gutenachtgeschichte vorgelesen. Bevor sie einschläft, gehen die drei aber durchs Häuschen, und die Kleine löscht alle Lichter und bläst die Kerzen aus. Ihr abendliches Ritual.

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