In dieser Ausgabe nehmen wir die Uhren- und Schmuckindustrie unter die Lupe, und annabelle-Chefredaktorin Silvia Binggeli spricht über den wahren Wert von Preziosen.
Die Chance ergibt sich für mich jeweils am Jahresanfang beim Besuch des Salon International de la Haute Horlogerie in Genf und später an der Uhren- und Schmuckmesse in Basel. Die Chance, Uhrmachern über die Schulter zu blicken. Zu sehen, wie sie, selbst dort, umgeben von so viel Publikum, seelenruhig Schrauben kleiner als Nadelköpfe eindrehen. Wie sie mit der Pinzette Federn in Räderwerke einsetzen – wobei das blosse Auge nicht erkennt, wo das eine Rädchen aufhört und das nächste beginnt. Und wie Sertisseure Edelsteine so punktgenau fassen können, dass daraus ein Collier mit Reissverschlussfunktion entsteht, all das wird mir wohl ewig ein Rätsel bleiben.
Zum Glück begleitet mich jeweils meine Kollegin Monique Henrich, selber ein Schmuckstück von einem Menschen und vor allem ein wandelndes Lexikon in Sachen Zeitmesser und Preziosen. Sie weiss, welche Kaiserin bei welcher Maison ihr «Gelleretli» in Auftrag gegeben hat, welche Uhrenkomplikation noch in einem Jahrhundert Schaltjahre genaustens einkal- kuliert oder welche Schauspielerin mit einem lebendigen Krokodil in ein Schmuckhaus spazierte, um dort eine dem Reptil nachempfundene Brosche in Auftrag zu geben. Die Unsummen, die Menschen bereit sind, in ein Schmuckstück zu investieren, lassen uns beim Rundgang immer wieder eine Augenbraue heben. Der Erfindergeist der jahrhundertealten Metiers immer wieder beide.
In dieser Ausgabe nehmen wir die Uhren- und Schmuckbranche unter die Lupe, vor allem Erstere ist schliess- lich neben leidenschaftlichem Handwerk auch Schweizer Tradition und wichtiger Wirtschaftszweig. Im Interview mit dem grossen Kenner der Branche, Jean-Claude Biver, wollte Monique Henrich wissen, wie es um unsere Uhrenindustrie steht und ob Smartwatches aus den USA und Asien klassischen Uhren den Rang ablaufen. Lassen Sie sich in unserer Bildstrecke von den Neuheiten aus den grossen Ateliers inspirieren, und erfahren Sie, welcher private Schmuck Machern der Branche besonders am Herzen liegt.
Den wahren Wert von Uhren und Schmuck macht letztlich nicht der Preis aus, sondern der Moment, in dem wir die Preziose geschenkt bekommen oder kaufen. Insofern: Gönnen Sie sich bei Gelegenheit ein schönes Stück. Eines, das für Sie eine Geschichte erzählt.