Werbung
Grüne Frage: Muss ich Getränkedosen wirklich recyceln?

Grüne Frage: Muss ich Getränkedosen wirklich recyceln?

Mit der Getränkedose in den Recycling-Container oder doch einfach in den Güsel? Stephanie Hess, annabelle-Expertin für Nachhaltigkeit, klärt auf.

Da beobachtet man die Nachbarn, wie sie nach dem Outdoor-Grillen gedankenlos Bierdosen in den Abfallsack drücken. Und selber wäscht man Gläser und Konservendosen aus, entfernt Etiketten, drückt Aludosen flach, aus denen einem noch ein vergorener Rest Bier auf die Hose tröpfelt. Man sortiert die Behältnisse in Säcke, fährt zur Recyclingstelle, wo man sich dann im Güseldunst Wurf um Wurf von den Überbleibseln seines Konsumlebens befreit. Ich verstehe, dass da Unmut aufkommen kann.

Dass wir unseren so genannten Siedlungsabfall recyceln, macht aus Umweltsicht absolut Sinn: Gemäss der Organisation Swiss Recycle wird damit die Umweltbelastung gegenüber dem Einsatz von Neumaterial um 64 Prozent reduziert. Bei einer Recherche in den Tiefen der Abfallbewirtschaftung habe ich aber eine verblüffende Antwort gefunden.

Werbung

«Eine falsch entsorgte Bierdose aus Aluminium lässt sich zu fast hundert Prozent wiedergewinnen»

Geraten Metalle ins Feuer einer Kehrichtverbrennungsanlage (KVA), können sie, etwa in jener im zürcherischen Hinwil, wieder aus der Asche herausgefiltert werden. Eine falsch entsorgte Bierdose aus Aluminium, sagte man mir da, lasse sich zu fast hundert Prozent wiedergewinnen.

Remo Linggi von der Igora-Genossenschaft für Aluminium-Recycling weist jedoch darauf hin, dass die Qualität des Aluminiums dabei abnimmt. Was dazu führt, dass man das Aluminium nicht mehr für gleichwertige Anwendungen wiederverwenden kann.

Gut möglich, dass der Weg über die KVA ausserdem mehr Transporte und damit mehr CO2-Ausstoss verursacht, als wenn man die Dose in die Recyclingstelle bringt. Aufgrund der gebührenpflichtigen Abfallsäcke ist dieser Weg zudem mit Sicherheit der teurere.

Aus Umweltsicht empfiehlt sich also weiterhin: Dosen flachdrücken und idealerweise mit dem Velo oder zu Fuss zur Recyclingstelle bringen.

Transparenzhinweis

In einer früheren Version dieses Artikels fehlte das Zitat der Igora-Genossenschaft. Zudem hiess es, dass es keine gesicherten Daten dazu gibt, welche Art der Entsorgung die umweltfreundlichere ist.

Stephanie Hess ist Leiterin des Reportage-Ressorts und Autorin des Ratgebers «Ökologisch!» (Beobachter-Edition, 2020). Sie sucht für euch Antworten auf alle grünen Fragen. Schreibt ihr! Stephanies Mailadresse: [email protected]

Subscribe
Notify of
guest
0 Comments
Oldest
Newest Most Voted
Inline Feedbacks
View all comments