10 Dinge, die 2022 richtig gut gelaufen sind
- Text: Sandra Brun
- Bilder: Unsplash, Instagram; Collage: annabelle
Es gab viel Schlechtes im zu Ende gehenden Jahr. Doch für diesen Rückblick schauen wir auf die berührenden und beeindruckenden Momente. Hier sind unsere zehn Good-News-Favoriten.
Mehr Diversität in medizinischen Illustrationen
Jeder Körper ist anders. Wissen wir eigentlich alle. Beim Blick in Medizinbücher macht das aber kaum den Anschein, da sieht man vorwiegend weisse, junge, schlanke Körper ohne sichtbare Beeinträchtigungen. Medizinische Vorurteile können jedoch schwerwiegende Auswirkungen auf das körperliche und das geistige Wohlbefinden haben. Dagegen kämpft Peanut, ein soziales Netzwerk für Frauen, nun an. Unter dem Slogan «The Reframing Revolution» stellen sie eine kostenlose Galerie an diversen medizinischen Illustrationen zur Verfügung, die unterschiedlichste Körper zeigen: stillende Personen mit Mastektomie-Narben, Brüste mit Schwangerschaftsstreifen, Bäuche mit Blutergüssen von IVF-Behandlungen, Vulven mit unterschiedlich langen Vulvalippen. Hier könnt ihr euch die Bilder anschauen und hier stehen sie zum Download zur Verfügung.
Buckelwale melden sich zurück
Durch Walfang wurden Buckelwale fast ausgerottet, am Tiefpunkt gab es noch 10 000 Tiere in den Weltmeeren. Dank Tierschutzmassnahmen ist ihr Bestand wieder auf 80 000 Wale gestiegen, so viele wie vor Beginn der kommerziellen Waljagd. Noch vor 25 Jahren wurde vor den Küsten Kanadas und Nordamerikas kein einziger Buckelwal mehr gesichtet, letztes Jahr hingegen gab es einen regelrechten Babyboom mit 21 Jungtieren (doppelt so viele wie noch 2020). Und auch in arktischen Gewässern nimmt ihre Anzahl wieder zu. Übrigens: Buckelwale werden bis zu 16 Meter lang, sind so schwer wie ein halbes Haus und sind bekannt für ihre komplexen Gesänge. Diese breiten sich in einem Umkreis von 160 Kilometern aus und mit einem Atemzug singen die Wale bis zu 20 Minuten lang in verschiedenen Strophen, tauchen dann auf und holen Luft für weiteren Gesang, über Stunden und Tage lang.
Endlich ein einfacher Endometriose-Test
Ein neu entwickelter Endometriose-Test liefert bereits innerhalb von zwei Wochen Erkenntnisse. Bisher dauerte diese Ermittlung oft Jahre. Dabei handelt es sich um einen Speicheltest – den ersten in diesem Bereich –, bei dem Mikro-RNA-Technologie und künstliche Intelligenz zum Einsatz kommen – und nicht mehr um schmerzhafte invasive Eingriffe. Der Test ermittelt alle Arten von Endometriose und gehört zu den Pflichtleistungen der Krankenkasse in der Schweiz. Sprecht also bei Verdacht unbedingt eure:n Gynäkolog:in darauf an.
Ein Fest voller Toleranz und Liebe
Ein spanischer Werbespot für eine Whiskey-Marke sorgt gerade für Furore: Darin begleitet ein Grossvater am Weihnachtsabend sein Enkelkind bei ihrem Outing. Zwar spielt der Kurzfilm mit veralteten Klischees (trans Person trägt Make-up auf, um sich bestätigt zu fühlen) – , doch er verschafft der Thematik Sichtbarkeit: «Ich weiss, dass ich durch Anas Charakter vielen Menschen helfen kann, indem ich eine Realität sichtbar mache, die ziemlich verbreitet ist», so die trans Schauspielerin Ella Di Amore, die im Werbespot mitspielt, gegenüber dem Magazin «Extra Digital». Und dabei handelt es sich nicht nur um eine wichtige Botschaft, sondern auch um politischen Zündstoff: Spanien ist derzeit dabei, ein Gesetz zu verabschieden, welches es Menschen ab dem Alter von 14 Jahren ermöglichen würde, ihr Geschlecht in Ausweisdokumenten zu ändern, ohne dass ein ärztliches Gutachten erforderlich ist.
Rihanna setzte ihren Babybauch in Szene
Den grandiosesten Babybauch – von ihrer Schwangerschaftsverkündigung an bis zu ihren Hochschwangeren-Looks – präsentierte dieses Jahr zweifelsfrei Rihanna. Und setzte so kurzerhand neue Massstäbe für Schwangerschaftsmode. Und ein Statement dafür, seinen Körper stolz zu zeigen – in einer Zeit, in der er Unglaubliches leistet, wie sie gegenüber Vogue sagte. «Diese Zeit sollte sich feierlich anfühlen. Warum sollte man seine Schwangerschaft also verstecken?» Ihr Einfluss? So gross, dass ihr sogar ein wortwörtliches Denkmal geschaffen wurde – an keinem geringeren Ort als dem Metropolitan Museum of Art in New York.
Wieso Otter Händchen halten
Otter verbringen ihre Zeit grösstenteils im Wasser. Auch wenn sie mal eine Pause machen. Damit sie einander nicht verlieren und voneinander weggetrieben werden, während sie schlafen, halten sie Händchen. Und da sie dies nicht nur in der Wildnis tun, sondern auch in Aquarien, ging im Herbst ein Video davon durch die Decke. Völlig verständlich, schliesslich sprechen wir hier von absolutem Cuteness-Overload. Und davon können wir gerade alle eine Dosis gebrauchen, richtig?
Verbot für Konversionstherapien rückt näher
Der Nationalrat spricht sich gegen Konversionstherapien und für den Schutz queerer Menschen aus. Die sogenannten «Konversions- oder Heilungsmassnahmen» zielen darauf ab, die sexuelle Orientierung oder die Geschlechtsidentität junger Menschen zu verändern. Sie werden meist von Seelsorger:innen mit evangelikalem Hintergrund durchgeführt und fügen Betroffenen grosses seelisches Leid zu. Der Nationalrat nahm eine Motion der Rechtskommission an, die vom Bundesrat die Schaffung einer entsprechenden Strafnorm verlangt. Nächster Halt: Ständerat.
Best New Artist mit 95
Dass es absolut nie zu spät ist, seine Träume zu verfolgen, zeigte Angela Álvarez, als sie dieses Jahr mit 95 Jahren den Latin Grammy als beste Nachwuchskünstlerin gewann. Nachdem die Kubanerin jahrzehntelang Songs geschrieben und für Familie und Freund:innen sang, hatte sie mit 90 Jahren ihren ersten Auftritt in einem historischen Nightclub in Hollywood. Und traf dort auf Schauspieler Andy García, der ihr zusammen mit ihrem Enkel dabei half, letztes Jahr ihr Debütalbum rauszubringen. Und zugleich einen Dokumentarfilm über ihr bewegtes Leben produzierte, den ihr euch hier ansehen könnt.
Hunde mit Herzklopfen
Englische Forscher:innen statteten Hunde für sieben Tage mit einem speziellen Halsband aus, das ihren Herzschlag misst. Und siehe da: Wenn ihre menschlichen Begleiter:innen «ich liebe dich» sagten, schoss die Herzfrequenz der Hunde im Durchschnitt um 46 Prozent in die Höhe. Sie waren also eindeutig begeistert von der Aussage, die sie korrekterweise als Ausdruck von Zuneigung wahrnahmen. Bei Streicheleinheiten entspannten sie sich hingegen sichtbar und ihre Herzfrequenz sank um durchschnittlich 23 Prozent.
Nationalparks für mentale Gesundheit
Kanadische Ärzt:innen können ihren Patient:innen jetzt Jahrespässe für Nationalparks verschreiben zur Verbesserung ihrer psychischen und physischen Gesundheit. «Es gibt zahlreiche Belege für den gesundheitlichen Nutzen von Aufenthalten in der Natur. Von der Verbesserung der Immunfunktion und der Lebenserwartung bis hin zur Verringerung des Risikos von Herzerkrankungen, Depressionen und Angstzuständen», so eine der teilnehmenden Ärzt:innen. Sie freue sich also sehr darüber, ihren Patient:innen Natur schenken zu können. Bisher besteht diese Möglichkeit in vier von sieben kanadischen Provinzen, Pläne zum Ausbau bestehen bereits.