Wohnen mit dem richtigen Licht: Tipps für eine gute Beleuchtung
- Fotos: Daniel Valance; Text: Rebekka Kiesewetter
Gute Beleuchtung ist das halbe Ambiente. Was gibts da für Tricks? Unsere Wohnredaktorin Rebekka Kiesewetter bat den Lichtexperten Andreas Schwarz zu sich nachhause.
Rebekka Kiesewetter wohnt in einer Zürcher Altbauwohnung mit Parkettböden und hohen Räumen.
Mir geht es, wie es wohl jedem Experten auf seinem Gebiet geht: Ich mag mich in meiner Freizeit nicht zu intensiv mit dem auseinandersetzen, was ich tagsüber schon beruflich mache. Mit Wohnen also. Klar, Gestaltung beschäftigt mich auch, wenn ich nicht im Büro sitze; und viele meiner Freunde sind Designerinnen oder Designer. Vor allem ihnen verdanke ich es, dass meine schöne Wohnung auch schön eingerichtet ist.
Stühle von Tomás Alonso und Lars Frideen, ein Couchtisch von Damien Gernay, Accessoires von Matylda Krzykowski, Tomas Kral, Jacopo Sarzi, Carole Baijings und Stefan Scholten oder Andreas Saxer: Sie haben es entworfen, mir hat es gefallen, ich hab es gekauft. Oder geschenkt bekommen. Und bei mir zuhause platziert. Fertig. Und genau hier liegt mein Problem: Für alles, was nicht ruckzuck geht, habe ich beim Einrichten nicht die erforderliche Geduld. Für die Wahl und die Installation der Beleuchtung also zum Beispiel. Mich im riesigen Angebot zurechtfinden, mich über Energieeffizienz, Watt, Volt und Verkabelung informieren und dann noch für etwas entscheiden? Schwierig! Zeitintensiv!, dachte ich, liess es dabei bewenden, und meine Beleuchtungssituation blieb genauso unbefriedigend und provisorisch, wie sie es schon war, als ich vor vier Jahren in meine Wohnung einzog.
Kam hinzu – wie das bei vielem ist, das man vor sich herschiebt: Mein Lichtproblem schien mir mit jedem Monat grösser. Komplexer. Unlösbarer. Aber beim Licht wie im Leben gilt: Studieren ist gut, Probieren ist besser. Und wenn man dann noch einen Lichtexperten konsultiert, kann das Problem sogar Spass machen. Auch weil Andreas Schwarz, Geschäftsführer des Einrichtungsgeschäfts Neumarkt 17, mir gezeigt hat, dass man schon mit relativ wenig Aufwand viel bewirken kann.
Andreas Schwarz führt das Zürcher Einrichtungsgeschäft Neumarkt 17. Er und sein Team beraten die Kunden auch bei der Lichtplanung. www.neumarkt17.ch
Schlafzimmer
Die Ausgangslage:
Eine selbst gebastelte Deckenleuchte mit einer alten (und vermutlich sehr ineffizienten) Glühbirne, neben dem Bett eine sperrige Leuchte, deren diffuses Licht stetig flimmert und deren Dimmschalter im Dunkeln so stark leuchtet, dass an Schlaf nicht zu denken ist – es sei denn, die Leuchte ist ausgesteckt.
So sieht es der Experte:
Schlafzimmer brauchen intimes, dimmbares Licht. Damit es trotzdem hell genug ist, benötigt man mehrere Lichtquellen. Leuchten aus sinnlichen Materialien mit weichen Formen und in ruhigen Farben sind zu bevorzugen. Insbesondere die Deckenleuchte sollte einen nicht erdrücken. Leseleuchten kann man, vor allem wenn man ebenerdig schläft und keinen Nachttisch hat, auch gut an der Wand anbringen. Skulpturale Leuchten passen auf ein Sideboard. LEDs im Schlafzimmer gehen wunderbar!
Arbeitszimmer
Die Ausgangslage:
Auf dem Schreibtisch steht eine verstellbare Büroleuchte, an der Decke hängt eine Japanlampe, nicht in der Raummitte, sondern genau da, wo der Anschluss ist. Beide Lichtquellen befinden sich in der gleichen Raumhälfte, das Bücherregal und der Einbauschrank werden darum zu wenig beleuchtet.
So sieht es der Experte:
Das Licht im Arbeitszimmer soll hell und sachlich sein. Rebekka Kiesewetters Büroleuchte erfüllt diese Bedingungen und steht auch bereits am idealen Platz. Zur allgemeinen Raumbeleuchtung kann man gut eine starke Deckenleuchte wählen. Wo sie hängt, spielt keine grosse Rolle, sofern ihre Leistung gut ist, 230 Watt sind durchaus angebracht. Kabel durch den ganzen Raum zu ziehen, ist nie schön, deshalb empfiehlt es sich, Deckenleuchten immer direkt beim Anschluss anzubringen.
In alten Wohnungen (Sicherungen!) kann man statt Halogen- oder Sparbirnen LEDs einsetzen, sie brauchen für die gleiche Leistung zehnmal weniger Energie. Fast alle Leuchten funktionieren mit LED oder lassen sich leicht entsprechend umrüsten. Der relativ hohe Preis von LEDs rechtfertigt sich durch ihre Lebensdauer. Bei starken Leuchten ist es wichtig, dass das Licht indirekt ist, dass es also zum Beispiel an die Decke strahlt und von dort in den Raum reflektiert wird.
Für Bücherregale sind Clip-Spots mit direktem, engem Lichtkegel und drehbarem Kopf geeignet. Wenn Sie zwei Spots auf verschiedenen Höhen im hinteren Bereich Ihres Regals anbringen, können Sie damit auch den Schrank beleuchten. Achten Sie dabei darauf, dass sie so platziert sind, dass Sie sich – wenn Sie in den Kasten schauen – nicht selbst vor dem Licht stehen. Eine Stehleuchte neben dem Kleiderschrank ist bei genügend Platz eine Alternative.
Wohnzimmer
Die Ausgangslage:
In der Raummitte, wo der Anschluss ist, hängt als einzige Lichtquelle eine Japanlampe mit einer Sparbirne. Zum Fernsehen ist das Licht okay, zum Lesen abends auf dem Sofa aber ist es fast zu schwach.
So sieht es der Experte:
Eine Deckenleuchte, die frei hängt, darf den Raum nicht dominieren. Über Tischen kann man gut mit auffälligeren, schweren Leuchten arbeiten, sonst empfiehlt sich eher etwas Schlichtes, Leichtes, das möglichst hoch oben oder direkt an der Decke angebracht ist. Das kann auch ein unauffälliger Spot sein. Alternativ dazu (oder zusätzlich) kann man im Wohnzimmer eine Bogenleuchte einsetzen, die gegenüber einer normalen Stehleuchte den Vorteil hat, dass sie in einer Ecke platziert werden kann, die Zirkulation im Raum nicht stört und dennoch das Zentrum des Geschehens erleuchtet. Vor allem wenn das Sofa nicht gleichmässig ausgeleuchtet ist, setzt man am besten eine zusätzliche Lichtquelle ein.
Stellen Sie zum Beispiel eine unauffällige Leseleuchte auf den Boden oder auf ein tiefes Board neben dem Sofa. Grundsätzlich sollte der Grossteil des Lichts nicht an den Wänden, sondern im Raum sein, also dort, wo man es braucht. Insgesamt empfiehlt sich im Wohnbereich eine stimmungsvolle, sogar geheimnisvolle Beleuchtung. Etwa Licht, das warm unter einem opaquen Schirm hervorscheint, oder Leuchten, die interessante Schatten werfen. Mehrere Lichtpunkte im Raum fördern das Wohlbefinden.
1.
Schlafzimmer vorher
2.
Oben: LED-Spot aus der Leuchtenfamilie U-Turn von Michel Charlot für Belux Ca. 520 Fr.
Unten: Pirce von Giuseppe Maurizio Scutellà für Artemide Ca. 895 Fr.
3.
Arbeitszimmer vorher
4.
(von oben nach unten)
Twiggy von Marc Sadler für Foscarini Ca. 1540 Fr.
Discocó von Christophe Mathieu für Marset. Preis auf Anfrage
LED-Leuchte Flo von Foster + Partners für Lumina Ca. 600 Fr.
5.
Wohnzimmer vorher