Leben
Wir haben das neue Selfie-Hotel getestet
- Text: Vanja Kadic und Céline Geneviève Sallustio; Fotos: annabelle
In Zürich gibts jetzt das Selfie-Hotel. Beim Pop-up-Erlebnis kann man sich an verschiedenen Foto-Spots in Szene setzen. Wir haben es ausprobiert.
Im All schweben, in einem Wald chillen, sich vor einer Berglandschaft gekonnt drapieren – Christa Rigozzi hats schon ausprobiert: Das Selfie-Hotel, das am Donnerstag in Zürich eröffnet hat. Die Pop-up Experience im «25hours Hotel» an der Langstrasse bietet auf zwei Stockwerken verschiedene Foto-Sets, an denen man sich in Szene setzen kann; für 25 Franken ist man dabei und kann Boomerangs und Selfies schiessen bis zum Abwinken. Ein wahrgewordener Traum für Influencer. Ein Albtraum für Selfie-Verlegene. Wer geht da hin? Warum? Macht das Spass? Ist es cringy? Wir müssen es uns ansehen.
«Selfie in Progress»
Die verschiedenen Foto-Spots befinden sich jeweils in einem eigenen umgebauten Hotelzimmer. Für die volle Experience erhalten wir eine Zimmerkarte, mit der sich alle Räume öffnen lassen. Um bei unserer Foto-Session ungestört zu bleiben, gibts ausserdem ein «Selfie in Progress»-Schild, das wir an die Tür hängen können. Wir fangen im Spiegel-Zimmer an und bewundern die Kulisse, an der Decke leuchten bunte Lämpchen. Wir wissen nicht so recht, was wir tun sollen. Selfie, allein, zu zweit? Wir knipsen im stillen Raum ein bisschen verhalten unsere Bilder und gehen zum nächsten Selfie-Spot.
Im orangen Bölleli-Bad, ganz im Honig-Motto gehalten, werden wir etwas lockerer. Schnell merken wir, welche Räume Spass machen – und welche weniger. Einige Zimmer sind interaktiver gestaltet, als andere: Eines ist quasi ein lebensgrosses Ausmal-Buch und das Malen an den Wänden ist erlaubt und erwünscht. Wir kritzeln ein bisschen und erklären den Raum zu einem unserer Favoriten. Oder aber der Glitzer-Raum, in dem schimmernde Lametta-Vorhänge hängen. Hier kann man mit Glitzer-Konfettischnipseln um sich schmeissen – und wer bitte will nicht mit Glitzer-Konfettischnipseln um sich schmeissen?
Im Waldraum duftet es nach Tannen
Öd hingegen ist etwa der Foto-Spot, der lediglich aus einem Papp-Dinosaurier besteht. Für Kinder – der Eintritt ist auch für unter 16-Jährige gestattet – mags lustig sein, aber wir schliessen die Tür zum Zimmer ziemlich schnell wieder. Auch die Berglandschaft haut uns nicht wirklich um. In der Dusche des Raums steht zwar ein Block Eis, aber mehr als eine Fototapete ist da nicht, um sich in Szene zu setzen. Auch die harsche Beleuchtung bringt uns nicht wirklich in Berg-Stimmung. Im Waldraum duftet es dafür nach Tannen und aus dem Lautsprecher zwitschern Vögel. Das gefällt uns. Im «Stage»-Zimmer, wo wir in ein Foto-Shooting von zwei Jugendlichen platzen, wurde eine Mini-Bühne errichtet. Hier blinkt Scheinwerferlicht und aus den Boxen tönt Rockmusik. Könnte so glatt auch als Shooting-Kulisse bei «GNTM» stehen.
Wir merken anhand der «Besetzt»-Schilder an den Türen schnell, dass gewisse Zimmer bei den Besuchern besonders beliebt sind (der triste Papp-Dino gehört nicht dazu). Wir unterbrechen zwei Teenie-Girls, die gerade ein Foto-Shooting in einem Raum voller Luftballons machen und höflich warten, bis wir uns umgesehen haben und uns wieder verziehen. Im Gang begegnen wir immer wieder mal Influencern, die sich mit ihrer Fotografin Bilder auf dem Kameradisplay ansehen und über die nächste Location sprechen. Zwei Teenagerinnen machen die Tür zum Ausmal-Raum auf und verwerfen ihn schnell wieder. «Isch voll nöd schön da», sagt eine zu ihrer Freundin. Das Gute: Im Nu findet sich eine neue Location, die besser zum eigenen Insta-Feed passt.
Die Idee des Selfie-Hotels ist ganz cool. Schade ist, dass die Experience manchmal etwas eindimensional ist und es an Atmosphäre fehlt. Schon etwas Musik würde dem Vibe der verschiedenen Kulissen guttun, um in Foto-Stimmung zu kommen. Aber hey, Ferien sind dieses Jahr bei vielen eh wegen Corona gestrichen – wer Lust hat, trotzdem kurz in eine andere Welt abzutauchen und seine virtuellen Freunde mit bunten Bildern zu versorgen, ist hier gut aufgehoben. Das Selfie-Hotel ist noch bis zum 30. August offen. Mehr Infos finden Sie hier.
1.
In ein weiteres Zimmer wurde ein kompletter Fake-Wald eingebaut.
2.
Sweeter than Honey: Das Bölleli-Bad im Honig-Vibe.
3.
Das Ausmal-Zimmer ist eines unserer Favoriten. Hier ist Kritzeln erwünscht.
4.
Im Spiegel-Zimmer gibts, logo, ein Spiegel-Selfie.
5.
Das Neon-Zimmer macht Spass – aber wo bleibt die Musik?
6.
Wer will, kann im Selfie-Hotel sogar im All schweben.
7.
Beach Time: Fast so, als würde man am echten Strand liegen. Inklusive Sand in den Schuhen.
8.
Das Selfie-Hotel ist noch bis zum 30. August geöffnet.