Wie ist es eigentlich, wenn das zum Hüten anvertraute Haustier stirbt?
- Text: Ana Martínez Moro
- Bild: Stocksy
Was macht man, wenn die Haustiere, auf die man aufpassen sollte, plötzlich sterben? annabelle-Bildredaktorin Ana Martínez Moro hat es erlebt.
Was könnte schlimmer sein, als wenn ein Haustier, das einem von den Besitzer:innen während deren Ferien zur Pflege anvertraut wird, stirbt? Die Antwort: Wenn am Ende zwei Mäuse tot im Käfig liegen! Ich sitte in der Ferienzeit gern fremde Häuser und Wohnungen. Haustiere sind dabei in der Regel jedoch ein klares No-Go.
Ich will keine Verantwortung für Lebewesen tragen, mal abgesehen von Balkon- und Zimmerpflanzen. Ich machte bisher zwei Ausnahmen. Die eine ist eine Hauskatze mit ausgeprägter Soziophobie: Da war das Zusammenleben angenehm aufs Futternapffüllen beschränkt, ansonsten bedurfte es keinerlei Interaktion. Bei der Übergabe war sie zwar etwas zerzaust, da sie zu faul ist für die eigene Fellpflege, ansonsten schien sie aber keinerlei Schäden davongetragen zu haben.
«Was macht man ohne eigenen Garten eigentlich mit einer kleinen Tierleiche?»
Bei einem befreundeten Paar mit elfjähriger Tochter, die einen Monat nach Afrika reisten, machte ich die zweite Ausnahme: Zwei kleine Mäuse, denen man bloss Futter in ihren grossen Käfig legen und den Wasserspender auffüllen musste. Was soll da schon schiefgehen, dachte ich mir.
Wie ein Mini-Quasimodo im Käfig
Als sich dann aber einer der Nager in den ersten Tagen meiner Anwesenheit ununterbrochen kratzte, fand ich das etwas sonderbar. Am nächsten Tag hatte das arme Tierchen plötzlich Riesengeschwülste und schleppte sich wie ein Mini-Quasimodo im Käfig hin und her.
Ich beschloss, nach einem Kleintierarzt in der Gegend zu googeln und machte mich auf den Weg. Dieser war etwas ratlos, als ich ihm das Tier vorführte. Er fragte, wie alt es denn sei. Keine Ahnung, meinte ich, sicher nicht mehr ganz taufrisch. Aber vor ein paar Tagen habe es noch nicht so ausgesehen. Schweren Herzens beschloss ich, dem Rat des Tierarztes nachzukommen und die Maus einschläfern zu lassen.
Wie soll ich dem Kind das bloss verklickern?
Während einer schlaflosen Nacht entschied ich, die Familie erst nach ihren Ferien von der Tragödie zu unterrichten. Schliesslich will man einer Elfjährigen nicht die Sommerferien verderben. Ich kaufte das aufklärende Kinderbuch «Ente, Tod und Tulpe» und packte es schön ein. Als dann ein paar Tage später auch die andere Maus steif im Käfig lag, war ich fassungslos.
Wie soll ich dem Kind das bloss verklickern? Und was macht man ohne eigenen Garten eigentlich mit einer kleinen Tierleiche? Sie auch zum Kleintierarzt zu bringen, fand ich doch etwas übertrieben. Einfrieren? Das wäre kein schönes Willkommensgeschenk im Tiefkühler. Ich kapitulierte und kontaktierte die Mutter in Afrika, um zu gestehen. Sie nahm es locker. Nein, ich solle bloss keine Ersatzmäuse holen! Und ja; die beiden Mäuse seien sowieso bereits ein paar Jahre alt gewesen, also weit über ihrem Zenit.
Auch die Entsorgung sah sie pragmatisch; ich solle die tote Maus nachts bei Gelegenheit doch einfach über den Gartenzaun werfen. Dann hätten die Nachbarskatzen auch etwas davon. Ich war ziemlich schockiert darüber, was der Tod der zwei Mäuse bei mir ausgelöst hat. Da fragt man sich schon, wie es um das eigene Verhältnis zum Kreislauf des Lebens so steht. Also packte ich «Ente, Tod und Tulpe» wieder aus, um das Buch erstmal selbst zu lesen.