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Wie ist es eigentlich, eine Bank zu überfallen?

Leben

Wie ist es eigentlich, eine Bank zu überfallen?

Um die Behandlung ihrer kranken Schwester finanzieren zu können, raubt Sali Hafez eine Bank aus. Uns erzählte die 28-jährige Libanesin ihre Geschichte.

«Früher hatte ich einen festen Job als Innenarchitektin, ein Auto und ich reiste dreimal pro Jahr. Das Leben war in Ordnung. Doch 2019 veränderte sich alles. Der Libanon war zwar nie ein Ponyhof, aber seit er in eine der schwersten Wirtschaftskrisen der Welt gestürzt ist, ist das Leben hier für die meisten kaum erträglich. Du bist entweder unverschämt reich oder unverschämt arm.

Vor etwas mehr als einem Jahr bekam meine Schwester die Diagnose Hirntumor. Die Kosten für die Operation wurden auf rund 20 000 US-Dollar geschätzt. Als ich zur Bank ging, um das Geld, das ich vor der Krise angespart hatte, abzuheben, weigerten sich die Angestellten, mir dieses auszuzahlen. Seit der Krise haben die Banken die Beträge für Auszahlungen auf wenige Hundert Dollar pro Monat beschränkt – ganz egal, wie viel Geld du auf dem Konto hast.

Zusammen mit der Familie musste ich unseren Besitz verkaufen, die Autos, das Gold. Meine Schwester konnte operiert werden. Doch gerade als wir dachten, wir hätten das Schlimmste überstanden, verschlechterte sich ihr Zustand wieder. Die Ärzte sagten uns, sie sähen nur noch eine Chance: eine Behandlung im Ausland. Denn viele Ärzte haben das Land verlassen, um woanders ein anständiges Leben zu führen. Wir hatten nichts mehr, das wir verkaufen konnten, doch brauchten wieder Geld.

Da die meisten Monatslöhne bei etwa 100 Dollar liegen, nützte uns das Einkommen wenig. Also ging ich wieder zur Bank, die gleich um die Ecke von meiner Beiruter Wohnung liegt. Ich erklärte meine Situation und dass ich einen Kredit beantragen möchte. Doch der Kredit wurde mir verweigert. Wieder und wieder ging ich hin, doch sie blieben stur.

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«Zu den Kund:innen sagte ich, sie müssten sich keine Sorgen machen. Alles, was ich wollte, war mein Geld»

Dann, an einem Tag im September 2022, sagte meine Schwester etwas, das mich dazu bringen sollte, kriminell zu werden: Sie bat mich, auf ihr Kind aufzupassen, wenn sie stirbt. Ich schnappte mir eine Plastikpistole, eine Kette und ein Schloss. Mit zwei Plastikflaschen, die ich zuvor mit einem Wasser-Petro-Gemisch gefüllt hatte, marschierte ich noch einmal zur Bankfiliale. Ich betrat die Bank, wie es alle Kund:innen tun. Ich wartete, bis ein alter Mann und eine Frau mit ihrem Kind den Schalterraum verlassen hatten, nahm die Kette und das Schloss und verriegelte die Tür damit. Zu den Kund:innen sagte ich, sie müssten sich keine Sorgen machen. Alles, was ich wollte, war mein Geld.

Doch weil die Bank Sicherheitsleute engagiert hatte, musste ich zu Plan B übergehen. Ich zog meine Pistole, sprang auf den Tresen und goss das Wasser mit Petroleumgeruch über mich. Als ich den Direktor mit vorgehaltener Waffe zwang, den Tresor zu öffnen, gehorchte er schliesslich und gab mir 14 000 meiner 20 000 Dollar. Durch eine zerbrochene Scheibe konnte ich entkommen. Ich flüchtete in eine ländliche Gegend und kehrte erst nach zwanzig Tagen wieder zurück nach Beirut.

Als ich mich der Polizei stellte, kam ich sofort wieder frei, denn ich war zu einem kleinen Vorbild geworden. Ein Video davon, wie ich mit der Waffe auf dem Tresen stand, ging auf der ganzen Welt viral. Mein Name trendete. Und inzwischen hatten sich viele andere ihr Geld auf diese Art zurückgeholt.

Ich bin noch immer auf freiem Fuss. Spaziere ich heute an der Bankfiliale um die Ecke vorbei, verriegeln die Angestellt:innen sofort alle Türen und Fenster. Es tut mir leid für die Kund:innen, die damals in der Bank waren und Angst hatten. Doch ich hoffe, sie verstehen, wie verzweifelt ich war. Es ging um das Leben meiner Schwester, der es Gott sei Dank wieder besser geht, seit sie im Ausland operiert und therapiert werden konnte.»

Sali Hafez (28), Innenarchitektin, Beirut, Libanon

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fred meyer

Bei den meisten Banken sitzen die Verbrecher in Nadelstreifen und Krawatte im Obergeschoß der Bank. Die armen Teufel, die aus Verzweiflung (natürlich nicht ganz legal) Geld fordern, würde ich niemals bestrafen

harry42

Was lernen wir aus dieser Fabel?
Banken sind gierig.