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Wie ist es eigentlich, die eigene Beerdigung zu planen?

Leben

Wie ist es eigentlich, die eigene Beerdigung zu planen?

  • Aufgezeichnet von Annik Hosmann; Bild: Freeimages.com

Jill Allemang (52), Chefin einer Kommunikationsberatungsagentur, erzählt, wie es ist, die eigene Beerdigung zu planen.

Es gibt zwei Tage im Leben, an denen alle, die einem wichtig sind, zusammenkommen: die eigene Hochzeit und die Beerdigung. An meiner Abschiedsfeier sollen sich die Menschen deshalb unterhalten. Ich möchte, dass es kein zu trauriger und förmlicher Anlass wird; also weder Kirche noch schwarze Kleider, vielleicht ein kleiner Apéro. Auch sollen die Trauergäste kein Geld für Blumen ausgeben – die sehe ich dann ja ohnehin nicht mehr. Sie sollen lieber spenden oder ein «Surprise»-Magazin kaufen, so wie ich das immer mache.

Weshalb ich das alles so genau weiss? Weil ich vor einigen Monaten mit Barbara Schärz von Funeral Planning zusammensass und mit ihr über meine Beerdigung und meine Wünsche sprach. Es mag komisch erscheinen, dass ich meinen Abschied plane, obwohl ich gesund und erst 52 Jahre alt bin. Aber ich habe keine Kinder und bin heute alleinstehend. Es ist mir einfach wichtig, dass jemand meine letzten Wünsche kennt und meine Beerdigung in meinem Sinn stattfindet. Ich hoffe auch, dass es für meine Familie dannzumal einfacher wird, mit meinem Tod umzugehen, wenn sie nicht alle Entscheidungen selber fällen muss und sie bezüglich der Beerdigung eine neutrale Ansprechperson hat. Meine Familie hat da andere Vorstellungen als ich. Vielleicht war es mir auch deshalb wichtig, gewisse Entscheide selber zu fällen und auch entsprechend festzuhalten.

Noch habe ich meine Familie nicht über meine Beerdigungspläne informiert. Ich möchte nicht, dass meine Mutter denkt, ich sei krank. Wen ich aber eingeweiht habe, sind meine engsten Freunde. Auch mein Arbeitsteam weiss, dass ich jetzt schon Überlegungen anstelle, wie meine Beerdigung aussehen soll. Manchmal reissen wir Witze darüber, und ich sage zu ihnen: «So, ich gehe jetzt weiter meinen Tod organisieren.»

Die Idee einer persönlichen Beerdigungsplanung schwirrt seit einem Gespräch mit einer meiner Kundinnen in meinem Kopf herum. Sie hatte einen Unfall, und wir kamen auf das Thema Tod zu sprechen. Zuerst unternahm ich aber nichts, denn wer reisst sich schon darum, seine Beerdigung zu organisieren? Doch der Gedanke liess mich nicht mehr los. Das Planen meines Abschieds ist kein Kreativprojekt, wie meine Hochzeit dies war. Zu Beginn war ich überfordert und frustriert. Ich konnte die ersten konkreten Fragen nicht beantworten, die mir meine Funeral Planner stellte. Ich weiss beispielsweise bis heute nicht, welche Blumen bei meinem Abschied aufgestellt werden sollen, welches Essen serviert oder welche Musik gespielt werden soll.

Natürlich ist die Auseinandersetzung mit dem eigenen Tod unbequem. Als Barbara Schärz mir nach einem Treffen eine schriftliche Zusammenfassung dessen schickte, was wir besprochen hatten, liess ich diese wochenlang liegen. Es war nicht der Gedanke an den Tod, der mir widerstrebte, aber irgendetwas in mir sträubte sich dagegen, dieses Dokument zu lesen. Ich gab mir dann genau dreissig Minuten Zeit, mich damit zu befassen. Das Gefühl, das ich danach hatte, war befreiend; weil ich diesen ersten Schritt getan, mich mit meinem eigenen Tod konfrontiert hatte.

Der Prozess der Beerdigungsplanung ist für mich noch nicht abgeschlossen. Ich habe mit meiner Funeral Planner vereinbart, dass sie mir in drei Jahren eine Erinnerung schickt, um dann vielleicht einen Schritt weiterzugehen und mehr Details zu planen. Vielleicht werde ich dann die Musik aussuchen und mich für Lilien entscheiden. Oder für Rosen.