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Wie ist es eigentlich, als Frau einen Bizeps von 41 Zentimetern zu haben?

Leben

Wie ist es eigentlich, als Frau einen Bizeps von 41 Zentimetern zu haben?

  • Aufgezeichnet von Tanja Polli; Bild: TomNine.com

Skadi Seifert (35), Bodybuilderin aus Winterthur, erzählt ...

Wir Bodybuilder finden uns immer zu dünn oder zu fett. So wie die meisten Frauen halt. Egal wie perfekt unser Körper aussehen mag, zufrieden sind wir nie.

Wie viel trainiere ich jetzt? Viermal pro Woche. Das find ich noch human. Ich mach immerhin Hochleistungssport. An einem Trainingstag bin ich nicht mehr als anderthalb Stunden im Studio. Da kenn ich normale Frauen, die häufiger ins Fitnessstudio rennen. Der wichtigste Teil, der was ausmacht, ist die Ernährung. Ich sag jetzt mal: Mein Menüplan ist recht – übersichtlich. Ich esse alle zwei bis drei Stunden etwas. Über den Tag verteilt 1 bis 1.2 Kilogramm Fleisch, 125 Gramm Beutelreis und drei Eiweiss-Shakes. Dazu morgens und abends eine Handvoll Nahrungsergänzungskapseln. Ich bin nicht so der Gemüsefreak, darum stört mich das nicht. Aber klar, eine Vegetarierin hätte ein echtes Problem.

Im Moment bringe ich bei einer Grösse von 1.68 Metern 82 Kilo auf die Waage. 68 Zentimeter Taille. Brust 115 Zentimeter, 41 Zentimeter Bizeps; da passt also ein grosses Hundehalsband rum oder das Strumpfband einer schlanken Frau. Das ist okay für mich. Obwohl im Moment bei den Wettkämpfen eher gewinnt, wer noch härter ist, massiger.

Da stecke ich im Konflikt. Ich will gewinnen, aber trotzdem als Frau erkennbar bleiben. Ich leg auch recht viel Wert auf gute Stylistinnen. Stell dir vor, du machst das ganze Training, wochenlang Diät, und dann stehst du auf der Bühne, und die Frisur oder der Lidstrich sitzt nicht. Das geht ja gar nicht.

Mir ist schon klar, dass ich polarisiere. Fast mehr bei Männern als bei Frauen. Viele Männer sind mir gegenüber, sagen wir, recht zurückhaltend. Auf der anderen Seite gibts aber ganz viele, die da total drauf stehen. So fetischmässig. Da könnte man wohl richtig Geld damit verdienen, wenn man wollte. Will ich aber nicht. Aber klar, das mit dem Geldverdienen ist schon ein Thema. Als Frau kannst du vom Bodybuilding nicht leben. Ich bin Sportwissenschafterin und habe früher neben dem Training als Turnlehrerin gearbeitet. Auch mit sogenannt schwierigen Klassen. Das lief eigentlich ganz gut. Mal ehrlich, bei den Lehrern sind doch viele recht alternativ unterwegs. Mit selbst gestrickten Socken und so. Bei den Jugendlichen kann das dann schon Probleme geben.

Ich war da halt immer ein bisschen anders. Sie haben mich gehasst, wenn sie rennen mussten, aber sonst fanden sie mich, glaub ich, ganz cool. Sie sagten immer: Wenns Ärger gibt, holen wir unsere Turnlehrerin. Heute verdiene ich mein Geld als Personal Trainer und verkaufe zusammen mit meinem Mann Nahrungsergänzungsmittel. Mein Schatz ist ebenfalls Bodybuilder. Sonst würd das gar nicht gehen. Ich sag immer, auch eine starke Frau braucht mal eine Schulter zum Anlehnen. Meine muss da halt schon ein bisschen dicker sein. Sponsoren findest du als Bodybuilderin kaum. Wenn ich mich hinstelle und einen Eiweiss-Shake hochhalte, denkt doch jede andere Frau: Bloss nicht!

Versteh ich ja auch. Meine Figur hat tatsächlich nicht nur Vorteile. Ich liebe zum Beispiel Highheels. Aber zieh die mal für längere Zeit an bei 82 Kilo Körpergewicht. Tut ganz schnell ganz schön weh. Auch Shopping kannst du eigentlich vergessen. In einer normalen Boutique passt mir nix. Was noch am ehesten geht, sind die brasilianischen Sachen. Die Frauen dort sind untenrum auch etwas kräftiger. Da find ich sogar mal eine Hose, die passt.

Apropos untenrum. Da ist mir vor kurzem etwas echt Lustiges passiert. Ich war im Zug unterwegs. Im Abteil nebenan sassen zwei ältere Damen. Die haben mich ganz lange angeguckt. Irgendwann guckt man halt zurück. Da sagte die eine ganz schüchtern, ich hätte einen so schönen Po. Mir hats erst mal die Sprache verschlagen. Dann fragte sie, ob man den mal anfassen dürfe. Im Ernst. Und ja – sie durfte dann mal.

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