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Wie ist es eigentlich, alles hinter sich zu lassen, um Safari-Guide zu werden?

Wie ist es eigentlich, alles hinter sich zu lassen, um Safari-Guide zu werden?

Alles aufgeben und nach Afrika ziehen? Unsere Autorin, Isabelle Tschugmall (32), hat das gemacht und ist jetzt Safari-Guide und Unternehmerin.

Kurz vor Abflug sass ich auf meinem Sofa und sah mir Survival-Videos auf Youtube an. Zeit, um die Kursunterlagen durchzulesen, hatte ich keine. Die Nacht davor habe ich geweint. Mich gefragt, was für eine Schnapsidee das ist. Besorgt und neugierig zugleich setzte ich mich in die Maschine nach Johannesburg. Dann ins Propellerflugzeug Richtung Botswana. Ich erklärte meinem einheimischen Sitznachbarn, dass ich auf dem Weg in den afrikanischen Busch sei, um Safari-Guide zu werden. Ich nahm sein grosses Erstaunen mit Humor.

Raus aus der Komfortzone

Früher war ich im Finanzbereich grosser Unternehmen tätig, habe Teilzeit studiert und stets geliefert. Schnell wurde ich aber rastlos, intolerant und verbittert. So hatte ich nie sein wollen. Mit 25 Jahren entschied ich, eine Pause einzulegen. Ich reiste, zuerst für ein Semester nach Peking, dann nach Berlin. Am Flughafen Tegel habe ich das Buch «Frühstück mit Elefanten» von Geza Neitzel gekauft.

Welch grosse Auswirkungen diese simple Sache auf mein Leben haben würde, hätte ich niemals vermutet. Im Buch verlässt eine junge Frau ihre deutsche Heimat, um im Busch ihrer wahren Berufung nachzugehen. Ich las es und mir war sogleich klar: Das mache ich auch! Sieben Monate später ging es los: raus aus meiner Komfortzone, rein in den Dschungel. Dass ich so impulsiv eine so grosse Entscheidung fällte, überraschte eigentlich niemanden.

Die einzige Frau

Vor Ort merkte ich, dass ich manches nicht genau durchdacht hatte. Was tun, wenn ich die Periode bekomme? Eine Menstasse und tief buddeln – so viel sei verraten. Zudem gab es eine Menge aufzuholen: Fährtenlesen, Tierkunde, Ökologie, Geologie. Vor den Spinnen im Zelt fürchtete ich mich derart, dass ich sie in der ersten Nacht allesamt mit dem Schuh erschlug. Heute gebe ich den Tieren ihren Raum und sie mir meinen. Die Wildnis ist mehr als ein ständiges Fressen und Gefressen-Werden. Sie ist ein Kreislauf, ein Mit- und Nebeneinander.

Ich war die einzige Frau im Camp. Meine Unsicherheiten – und davon hatte ich einige – offen anzusprechen, wagte ich nicht. Zu gross war die Angst, als «untaugliches Weib» abgetan zu werden. Rückblickend würde ich anders handeln. Das, obwohl meine Weiblichkeit auf Touren immer noch der grösste Elefant im Raum ist. Oft fragen Besuchende, ob ich sie im Notfall überhaupt beschützen könnte. Dass die richtige Technik und mentale Stärke wichtiger sind als physische Kraft, verstehen viele nur schwer.

Zwischen zwei Welten

«Dein Herz ist frei, wenn du den Mut hast, ihm zu folgen», lautet mein Motto. Ende zwanzig hatte ich die Guide-Ausbildung abgeschlossen, mein Eigentum verkauft, meinen Job gekündigt, ein Safari-Unternehmen in Botswana und die Non-Profit-Organisation «The Small Village – Female Empowerment» aufgebaut. Mein Leben spielt sich mittlerweile in zwei verschiedenen Welten ab, im Viermonatstakt und ohne festen Wohnsitz. Im Pendel zwischen schweizerischem Stillstand und dem unberechenbaren Busch.

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