Die SRF-Serie «Wilder» feiert ihren Start. Wir haben reingeschaut und finden: Einschalten lohnt sich.
Die Erwartungen an die neue SRF-Krimiserie «Wilder» sind hoch. Mit der aufwendig produzierten Krimiserie will sich das Schweizer Fernsehen bei Serienerfolgen von Netflix und Co. einreihen. Wir finden: Das ist ganz gut gelungen. Vier Gründe, warum Sie einschalten sollten:
Sarah Spale spielt eine starke weibliche Hauptfigur
Die Basler Schauspielerin, die unter anderem durch eine Nebenrolle in «Nachtzug nach Lissabon» bekannt wurde, übernimmt die Hauptrolle der Rosa Wilder. Sie tut das sehr souverän. Als Zuschauer mag man Rosa Wilder sofort, und das liegt vor allem an der unaufdringlichen Spielart Spales. Wilder ist eine starke Frauenfigur, die sich von den Männern in ihrem Umfeld – egal ob Gemeindepräsident, Ermittlungskollege oder Jugendliebe – nicht reinreden lässt. Gleichzeitig hat sie eine sehr verletzliche Seite, die Spale unaufgeregt in den Charakter packt. Spale muss weder die sexy Kommissarin noch die knallharte, androgyne Ermittlerin geben, sondern kann eine authentische, starke Frau spielen, die auch Schwächen zeigen kann. Besonders lobenswert: Für einmal steht nicht das Liebesleben einer Kommissarin permanent im Vordergrund, und Wilder und ihr Arbeitskollege haben – wider das Krimiklischee – auch keine Affäre.
Mehr Spannung dank horizontaler Erzählweise
Die Geschichte, die von Béla Batthyany und Alexander Szombath stammt, wird über sechs Episoden hinweg erzählt. Diese horizontale Erzählweise, die wir von zahlreichen Netflix-Serien kennen und lieben, erlaubt es einem als Zuschauer, in die «Wilder»-Welt richtig einzutauchen. Das SRF strahlt nun wöchentlich eine Folge aus, mit Binge-Watching wird es also nichts, dafür kann man sich – so wie früher – Woche für Woche über eine weitere Folge freuen.
Authentische Dialoge, kein aufgesetztes Theater
Wer regelmässig den Schweizer «Tatort» anschaut, kennt das Problem: Man sitzt vor dem Fernsehen, und schämt sich fast 90 Minuten fremd. Die Dialoge wirken furchtbar aufgesetzt, und meist werden ein paar Helvetismen eingestreut, die das deutsche Publikum wohl als charmant empfinden soll, die aber eigentlich nur peinlich sind. Und auch das Setting reisst einen nicht vom Hocker. Luzern ist nicht die richtige Stadt für einen Krimi, weil sie, pardon liebe Luzernerinnen und Luzerner, einfach zu langweilig ist. «Wilder» hingegen spielt im fiktiven Bergdorf Oberwies, das im Berner Oberland liegt. Imposante Berge und dunkelrotes Blut in weissem Schnee – das schreit nach Krimi. Ganz im Gegensatz zur Kapellbrücke.
Für «Wilder» müssen wir uns nicht fremdschämen
Ein schönes Setting, starke Darsteller und vor allem spannende Erzählstränge, die gut ineinander verflochten sind: «Wilder» ist eine gelungene Serie, die einen packt. Länder wie Dänemark oder Schweden haben es bewiesen: Auch kleine Nationen können mit grossem Filmschaffen glänzen. Mit «Wilder» ist es dem SRF zum ersten Mal gelungen, eine Serie zu produzieren, die auch im internationalen Vergleich bestehen kann.
Darum geht es: Bevor sie ihre Ausbildung als Profilerin in den USA beginnt, kehrt Rosa Wilder in ihr Heimatdorf Oberwies zurück, um ihre Eltern zu besuchen. Das verschlafene Dorf im Berner Oberland befindet sich gerade im internationalen Rampenlicht, weil ein arabischer Investor kurz davor ist, in Oberwies ein Ferienresort zu bauen. Bevor Wilder wieder abreisen kann, geschieht ein Mord – und gleichzeitig verschwindet die Tochter des Investors spurlos. Wilder nimmt sich, zusammen mit dem Bundeskriminalbeamten Manfred Kägi (Marcus Signer), dem Fall an. Ein Fall, der sie zu den dunkelsten Geheimnissen des kleinen Bergdorfs führt. «Wilder», ab 7. November jeweils dienstags um 20.05 auf SRF 1, weitere Infos