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«Wenn man liebt, was man tut, spüren das die Kinder»

«Wenn man liebt, was man tut, spüren das die Kinder»

  • Interview: Tanja Ursoleo

Die zweifache Mutter Charlotte de Fayet ist eine erfolgreiche Businessfrau: Sie ist die neue Besitzerin von Molli, einer Traditionsmarke aus Zofingen, und lässt den Molli-Mythos nun neu auch in Paris aufleben.

annabelle: Welches sind Ihre typisch pariserischen Angewohnheiten und Rituale?
Charlotte de Fayet: Ich habe Glück, meine Wohnung, mein Büro und der Arbeitsplatz meines Mannes befinden sich im 7. und 8. Arrondissement. So fährt mich mein Mann morgens mit dem Scooter ins Büro, und abends gehe ich zu Fuss nachhause. Ganz wichtig ist mir auch unser Sonntagsritual, wenn wir beim Bäcker einkaufen.

Aber Pariserinnen essen doch gar kein Brot?
Doch! Jeden Sonntag gibts bei uns Croissants zum Frühstück und Pains au chocolat zum Zvieri. Darauf möchte ich nicht verzichten.

Wie sehen Sie die Pariserin?
Sie ist nicht zwingend in Paris geboren, aber sie liebt Paris und alles, was die Stadt zu bieten hat. Die Pariserin hat einen natürlichen Chic und kennt ihren Stil. Sie weiss, was zu ihr passt. Die Pariserin ist keine Farb-Exzentrikerin, sie liebt neutrale Farben wie Weiss, Schwarz oder Grau. Sie ist eher elegant als sexy und legt viel Wert auf hochwertige Materialien und gute Schnitte.

Highheels oder flache Schuhe? Kommt für Sie Ästhetik vor dem Komfort, wenn Sie sich morgens anziehen?
Grundsätzlich trage ich oft hohe Schuhe, ich laufe problemlos auf 8 bis 9 Zentimeter hohen Absätzen. Highheels geben mir Selbstvertrauen, ich gehe aufrechter, selbstbewusster. Aber im Büro, wenn keine Termine anstehen oder zuhause bin ich immer barfuss. 

Wer verkörpert den Mythos der Pariserin am besten?
Charlotte Gainsbourg und Caroline de Maigret. Der Chic und die Attitude der Pariserin der Rive Gauche. Und meine Mutter: Sie führte in den 80er-Jahren eine auf Mode und Luxus spezialisierte Kommunikationsagentur.

Welches sind Ihre schlechten Angewohnheiten als Pariserin?
Ich setze mich ständig über die Verkehrsvorschriften hinweg, überquere dauernd dicht befahrene Strassen. Und ich sollte mehr Sport machen. Ich bin immer voller guter sportlicher Vorsätze und setzte sie dann trotzdem nie um.

Wie vereinen Sie Job und Familie?
Ich verlasse jeden Abend Punkt halb acht mein Büro, dann muss die Babysitterin nämlich auf den Zug. So bin ich gezwungen, meinen Arbeitstag zu beenden, was natürlich nicht immer einfach ist. Aber sonst läuft man Gefahr, einfach immer weiterzuarbeiten, bis spätabends. Die Firma ist mir wichtig, aber ich habe auch zwei kleine Kinder – drei und sechs Jahre – und möchte auch Zeit mit ihnen verbringen. Konkret heisst das: Marathon-Tage und Mittagessen vor dem Computer.

Haben Sie konkrete Tipps, Tools oder Organisationsstrukturen?
Eine minutiös durchgeplante Organisation, ein Mann, der mich unterstützt und Hilfe für Kinderbetreuung und Haushalt.

Arbeitende Mütter sind in Frankreich gesellschaftlich akzeptiert. Haben Sie Ihre berufliche Karriere jemals in Frage gestellt, um mehr Zeit mit Ihren Kindern zu verbringen?
Ich bin so aufgewachsen. Meine Mutter hat immer gearbeitet, so wie die meisten Frauen um mich herum. Ich glaube, wenn man liebt, was man tut, spüren das die Kinder. Schwierig ist es, wenn die Kinder den Stress, Unzufriedenheit und Erschöpfung der Eltern mitbekommen. Ich glaube an die «Quality Time» mit meinen Kindern und gebe ihnen in dieser Zeit hundert Prozent meiner Aufmerksamkeit. Das Wochenende gehört der Familie, da nehme ich mir keine Zeit für mich, gehe weder shoppen noch zum Coiffeur.

Wo können Sie sich in Paris am besten entspannen?
Meine Wohnung ist mein Nest, hier fühle ich mich wohl. Und ich liebe es, im Jardin des Tuileries oder im Jardin du Luxembourg zu flanieren.

Wie bleiben Sie in Form?
Glücklicherweise gibt es Cojean gleich um die Ecke – so kann ich mittags kurz was Gesundes und Leichtes zum Essen holen. Ich ernähre mich mittags fast ausschliesslich von Tomaten, Mozzarella und Tarama.

Da werden Sie schwach?
Meine abendliche Zigarette! Isaphan-Sorbet mit Litschi, Rose und Himbeere von Pierre Hermé, da könnte ich den ganzen Kübel auf einmal essen.

Ihr Power-Look als Pariserin?
Mein Lieblingskleid aus der aktuellen Winterkollektion von Molli. Wenn ich dieses Kleid trage, fühle ich mich wie Wonderwoman! Kleider sind so praktisch, man muss sich nicht über das Kombinieren von Ober- und Unterteil Gedanken machen, sondern ist einfach gut angezogen. Dazu roter Nagellack.

– molli.com

annabelle-Pariskorrespondentin Tanja Ursoleo berichtet für uns regelmässig über das, was die typische Pariserin ausmacht. In ihrem Lifestyleblog Missindustrious.ch lesen Sie weitere spannende Interviews und Backstage-Reports aus der Welt der Mode.