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Wenn man die eigene Hochzeit verpasst

Wenn man die eigene Hochzeit verpasst

  • Text: Verena Edinger, Foto: Unsplash

Eigentlich plante Emma Peach (44) nur eine kleine, simple Hochzeit. Dass ausgerechnet ein Vulkan ihre Hochzeitspläne durchkreuzen würde, hätte die Braut nicht gedacht.

Barbados – hier auf unserer Lieblingsinsel hatten wir uns verlobt, und hier wollten wir deshalb auch heiraten. Dass uns dieser Plan allerdings so viel Kopfschmerzen bereiten würde, ahnten wir damals noch nicht. Dabei hatten wir eigentlich nur eine kleine, simple Feier im intimsten Rahmen geplant. Für mich war es bereits die zweite Ehe, daher wollte ich keine grosse Hochzeit mit viel drumherum. Lediglich unsere beiden Mütter, unsere 9monatige Tochter Isobel und einige wenige Freunde sollten mitfeiern. Der Einfachheit halber hatten wir vor Ort auf der Insel einen Hochzeitsplaner engagiert, und auch die Traumvilla für die anschliessenden Ferien war schnell gefunden. Als Datum hatten wir den 23. April gewählt, den Tag des Heiligen Georg, dem Landespatron von England. Nicht weil wir besonders religiös sind – wir dachten einfach, dass wir uns so unseren Hochzeitstag einfach leichter merken könnten.

Unsere Freunde flogen schon eine Woche vor uns nach Barbados, da sie unsere Hochzeit gleich auch mit ihren jährlichen Ferien verbunden hatten. Als es Zeit für unsere Abreise war, kam allerdings alles anders. Seit einer Woche sorgte ein ausgebrochener Vulkan auf Island mit dem unaussprechbaren Namen Eyjafjallajökull für ein Flugchaos in Europa. Wegen seiner gigantischen Aschewolke wurden sämtliche Flüge im europäischen Luftraum eingestellt. Auch wir bangten um unseren Flug, welcher nur sieben Tage nach dem ersten Ausbruch später starten sollte. Schliesslich bekamen wir am Tag vor unserem Abflug und nach über sechs Stunden am Telefon per E-Mail die Bestätigung, dass unser Flug nach Barbados definitiv abgesagt sei. Wir sassen zuhause mit unseren Müttern auf unseren gepackten Koffern, und es blieb uns nichts anderes übrig, als auf unseren Ersatzflug eine Woche später zu warten – und somit unseren geplanten Hochzeitstermin platzen zu lassen. Unsere Freunde schickten uns Fotos von Barbados und konnten es einfach nicht fassen, dass wir in London festsitzen und unsere eigene Hochzeit verpassen würden.

Eine Woche später wirkte sich die Aschewolke aber immer noch auf den Flugverkehr aus, sodass auch unser zweiter Flug gecancelt wurde. Wieder mussten wir unsere Hochzeitsfeier inklusive der Unterkunft verschieben. Dieses Mal allerdings um einen ganzen Monat, da ich am Ende meines Mutterschaftsurlaubs war und zurück ins TV-Studio musste, bei dem ich arbeitete. Unser Hochzeitsplaner war wirklich toll und organisierte alles so, dass keine Extrakosten für uns entstanden. Aufgrund des neuen Datums konnten aber unsere Freunde leider nicht mehr bei der Hochzeit dabei sein, da auch sie wieder zurück zur Arbeit mussten. Die Kommunikation mit den verschiedenen Airlines war alles andere als einfach, da natürlich nicht nur wir, sondern Tausende weitere Passagiere von Flugausfällen betroffen waren. Mein Mann Pete hatte seine Kreditkarten wegen der Flüge schon vollkommen ausgelastet, da die Rückerstattungen unserer ersten beiden Flüge auf sich warten liessen. Glücklicherweise kam uns unsere gemeinsame Chefin aber immerhin sehr entgegen, und wir erhielten für unseren dritten Versuch zu heiraten kurzfristig Ferientage zugesagt.

Fast einen Monat später als ursprünglich geplant machten wir uns schliesslich gemeinsam mit unseren Müttern auf den Weg Richtung London-Gatwick. Da wir einen sehr frühen Flug gebucht hatten, übernachteten wir die Nacht zuvor in einem Hotel nah dem Flughafen. Allerdings schliefen wir sehr unruhig, da wir uns sorgten, unser Flug könnte nochmals vereitelt werden. Zudem irritierte es uns, dass der Himmel unheimlich ruhig war. Tatsächlich war der britische Luftraum in der Nacht nochmals für einige Stunden gesperrt worden, sodass am nächsten Morgen einige andere Maschinen, darunter auch eine nach Barbados, verspätet waren. Bei unserem Flug lief aber zum Glück alles glatt. Als unser Flugzeug schliesslich vom Boden abhob, waren wir so erleichtert. Pete musste sich sogar übergeben – ob es am zuvor bestellten Gin-Tonic oder einfach nur am abfallenden Stress lag, weiss ich bis heute nicht. Auf Barbados angekommen, feierten wir eine wunderschöne kleine Hochzeit. Unser Gelübde gaben wir uns mit Blick über die ganze Insel am Aussichtspunkt des Welchman Hall Gully. Und ich konnte schliesslich auch drei positive Dinge aus diesem frustrierenden Erlebnis ziehen: Die Unterkunft offerierte uns eine kostenlose Extranacht, ich lief wenige Monate später einen Marathon und gründete schliesslich meinen Blog style-splash.com. Nun, einige Jahre später gratulieren wir uns zum Hochzeitstag aus Witz immer schon am 23. April – an unser richtiges Datum erinnert uns nur Facebook.