... erklärt Ester Werth, Co-Leiterin Schlaflabor Neurologie am Universitätsspital Zürich.
20–22 Uhr
Unser Körper bereitet sich auf das Schlafengehen vor. Das Hormon Melatonin wird ausgeschüttet. Dadurch wird der Stoffwechsel heruntergefahren, Körpertemperatur und Blutdruck sinken.
22.30–0.30 Uhr
Wir schlafen ein. Die Hirnregion Thalamus sorgt dafür, dass Aussenreize nicht mehr ins Bewusstsein dringen. Das Einschlafen dauert zwischen fünf und dreissig Minuten. Viele Menschen haben dabei das Gefühl zu fallen. Denn durch das Liegen können Störungen im Gleichgewichtsorgan entstehen.
23–3.30 Uhr
Nach dem Einschlafen sind wir kurz im Stadium des Leichtschlafs. Der Puls nimmt ab, die Atmung wird regelmässiger, langsamer und flacher. In den folgenden drei Stunden ist der Schlaf am tiefsten und erholsamsten. Da ist es schwierig, jemanden aufzuwecken. Das Gehirn erholt sich vom Tag. Der Tiefschlaf unterstützt es, Gelerntes zu ordnen und abzuspeichern. Die Produktion von Wachstumshormonen nimmt stark zu, jene des Stresshormons Kortisol ab. Zudem wird das Hormon Renin, das wichtig ist für die Nierenfunktion, ausgeschüttet. Nun ist auch die Zellerneuerung besonders aktiv. Muskeln wachsen, es wird neues Blut produziert, das Immunsystem angekurbelt. Antikörper können sich bei genügend Schlaf besser bilden, ebenso neue Hautzellen.
0–2 Uhr
Die erste REM-Schlafphase (Rapid Eye Movement) beginnt, sie dauert etwa zehn Minuten. Die Augen bewegen sich unter den Lidern schnell hin und her, der Puls nimmt zu, der Blutdruck steigt, die Durchblutung des Gehirns ist stärker. Die Kalorienverbrennung ist fast so hoch wie im Wachzustand. Männer können eine Erektion bekommen. Der Körper bleibt jedoch praktisch regungslos. Die Funktion der einzelnen Schlaftypen ist nicht ganz geklärt. Man nimmt auch beim REM-Schlaf an, dass er Lernprozesse unterstützt. Weil das Gehirn aus dem Erlebten zusammenhängende Handlungen machen will, baut es aus einzelnen Bildern Geschichten. So entstehen Träume. Man kann in allen Schlafphasen träumen, erwacht man aber nach einer REM-Phase, kann man sich besser daran erinnern.
4–8 Uhr
Die zweite Hälfte der Nacht ist oft unruhiger als die erste, weil der Schlaf oberflächlicher wird. Bei einigen macht sich die Blase bemerkbar.
4–5 Uhr
In den frühen Morgenstunden treten vermehrt Herzinfarkte auf, Asthmatiker haben öfter Hustenanfälle. Die Gründe dafür sind ungeklärt.
6–8 Uhr
Der Körper bereitet sich aufs Aufwachen vor: Kortisol und Körpertemperatur steigen an. Die Schlafmenge ist individuell, hängt auch vom Alter ab. Kinder brauchen mehr Schlaf als Erwachsene. Die meisten Erwachsenen benötigen zwischen sieben und acht Stunden. Langschläfer etwa neun bis zehn, die Kurzschläfer hingegen kommen mit etwa vier Stunden aus.
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