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Was bleibt vom Super Bowl zurück?

Was bleibt vom Super Bowl zurück?

  • Text: Miriam Suter

Der Anstoss zum Umdenken kann von überall her kommen, findet annabelle Junior Online Editor Miriam Suter. Auch von einem Youtube-Video.

Ich habe mir, wie viele von Ihnen sicherlich auch, Anfangs Woche auf Youtube den Auftritt von Beyoncé, Chris Martin und Bruno Mars in der Halbzeit des amerikanischen Super Bowl angesehen. Und ich habe mich wahnsinnig darüber gefreut, dass die drei Künstler mit ihrem Auftritt ein starkes politisches Statement setzen. Nein, eigentlich setzen sie sogar ganz viele davon und machen sich so mit ihrer medialen Reichweite für Minderheiten stark.

Da waren zum einen Beyoncés Tänzerinnen, die aussahen wie eine Armee aus Black-Panther-Aktivistinnen. Zum anderen die Powerhymne «Formation», der Song, den die 34-jährige Sängerin wenige Tage vor dem Super Bowl herausgebracht hat und in dem sie Rassisten einmal kräftig den Stinkefinger zeigt. Und als fulminantes Finale performte das Trio ein Medley aus Songs, die meine Tränendrüsen jedes Mal aktivieren, wenn ich sie höre – «It’s a Beautiful Day» von U2, «Purple Rain» von Prince und ja, ich muss es eingestehen, «Fix You» von Coldplay. Und dabei mag ich Coldplay nicht einmal besonders. Das ganze Medley garniert mit visuellen Einspielungen von vergangenen Super-Bowl-Highlights wie Whitney Houston, die die amerikanische Nationalhymne singt, Auftritte von Bruce Springsteen, Michael Jackson, den Rolling Stones oder eben Prince und U2.

Die Performance des Trios endet mit den passenden Lyrics des Songs «Up & Up» aus dem aktuellen Coldplay-Album «A Head Full of Dreams»: «We’re going to get it, get it together right now / Going to get it, get it together somehow». Abschlissend verwandelte sich die University of Phoenix Arena, in der die Super-Bowl-Veranstaltung jährlich stattfindet, in einen bunten Regenbogen mit dem Schriftzug «Believe in Love» – ein klares Zeichen der Unterstützung an die LGBT-Community (Lesbian Gay Bisexual Transgender Community). Gänsehaut pur. Solche Auftritte haben immer eine ermächtigende Wirkung auf mich und geben mir das Gefühl, die Welt verändern zu können. Klar, auch wenn nur in einem gewissen Masse, Schritt für Schritt.

Inzwischen hat sich die Gänsehaut wieder gelegt. Und für mich stellt sich nun die Frage: Was bleibt von diesem Auftritt? Verändert das etwas in mir? Und in der Gesellschaft? Kann die Popkultur den Menschen überhaupt in seinen Grundzügen beeinflussen? Werden weniger Afroamerikaner Opfer von Polizeigewalt, nur weil Beyoncé in ihrem Videoclip einen Polizeiwagen in New Orleans ertränkt? Wohl nicht.

Zweifelsohne: Der Super Bowl ist einer der prestigeträchtigsten Anlässe in den USA und eignet sich somit als Plattform für politische Anliegen. Aber verändern solche Auftritte unser Denken tatsächlich nachhaltig? Momentan habe ich nämlich nicht das Gefühl von «We’re going to get it together» – wie Coldplay so sorglos singen. Wenn ich nämlich beispielsweise an die Schweizer Volksabstimmung am 28. Februar denke, dann habe ich eher Angst.

In Zeiten, in denen ich in sozialen Medien für alle meine Anliegen eine Plattform finde und meine Meinung jederzeit via Hashtag in die Welt hinaustragen kann: Was bringt das alles? Wie aktiv bin ich wirklich, wenn ich #BlackLivesMatter tweete, auf Facebook «Nein zur Durchsetzungsinitiative» like und mich in meinem Leben offline trotzdem manchmal politisch inkorrekt verhalte? Meines Erachtens ist sowieso niemand gänzlich fehlerfrei. Und schon nur der Fakt, dass ich fast einen ganzen Morgen lang mit meinen Redaktionskolleginnen über Themen wie Schwulen-Rechte, die Rolle der Frau in der Popkultur oder die generelle Diskriminierung von Minderheiten, die auch 2016 noch immer stattfindet, diskutiere, lässt mich hoffen. Hoffen, dass wir alle uns immer mehr zu solchen Auseinandersetzungen anstossen lassen, unser eigenes Handeln immer wieder kritisch überdenken und uns von den Menschen um uns herum inspirieren lassen. Denn das ist letztendlich das, was uns verändert und was langfristig eine Gesellschaft verändert. Diese Denkanstösse können von überall her kommen – auch von einem Youtube-Video.

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