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Warum kam das Frauenstimmrecht in der Schweiz so spät?

Warum kam das Frauenstimmrecht in der Schweiz so spät?

Das Schweizerische Institut für feministische Rechtswissenschaft und Gender Law (FRI) arbeitet mit einer Studie die Frauen- und Demokratiegeschichte der Schweiz auf. Aktuell läuft zur Finanzierung ein Crowdfunding.

«Das Recht, sich an der Politik zu beteiligen, ist ein Grundrecht. Es ist noch zu wenig bekannt, wie fest Schweizer Frauen dafür kämpfen mussten. Genau deshalb braucht es diese Studie», sagt SP-Nationalrätin Tamara Funiciello im Video der Crowdfunding-Aktion des Schweizerischen Insituts für feministische Rechtswissenschaft und Gender Law (FRI).

Das Ziel: Bis zum 7. Dezember sollen über die Plattform We Make It 30’000 Franken zusammenkommen. Mit dem Geld wird eine Studie teilfinanziert, die anlässlich des 50-Jahre-Jubiläums des Frauenstimmrechts die Demokratiegeschichte der Schweiz aufarbeitet.

Unter Prof. Brigitte Studer vom Historischen Institut der Universität Bern soll aufgezeigt werden, wie lange und wie schwer der Kampf um das Schweizer Frauenstimmrecht war. Auch sollen die Akteur*innen von damals ausfindig gemacht werden – um sie als bedeutende historische Figuren anerkennen zu können.

Noch lückenhafter ist der bisherige Wissensstand aus rechtswissenschaftlicher Perspektive. Deshalb wird im Rahmen der Studie unter Prof. Judith Wyttenbach vom Institut für Öffentliches Recht der Universität Bern unter anderem untersucht, ob es sich beim verspäteten Frauenstimmrecht um eine Menschenrechtsverletzung handeln könnte.

«Ein unschöner Teil unserer Geschichte»

Zita Küng, FRI-Vorstandsmitglied und Präsidentin des Vereins CH2021, fasst im Video zusammen: «Wir brauchen Klarheit. Dies ist kein Frauenproblem, sondern eine wichtige, gesellschaftliche Demokratiefrage.»

Die Kampagnenleiterin des Crowdfundings, Seraina Wepfer, sagt im Gespräch mit annabelle: «Es ist schwierig, für solche Projekte Geld einzutreiben. Gender Studies werden ganz generell kritisch beäugt – und es handelt sich nun mal um einen sehr unschönen Teil unserer Geschichte, wo man nicht so gern hinschauen möchte. Immerhin waren 50% der Schweizer*innen lange von der Demokratie ausgeschlossen – auch noch deutlich länger als im Ausland.»

Kaum Thema in der Schule

In der Schule sei das verspätete Frauenstimmrecht kaum Thema gewesen, so Wepfer. «Wir brauchen dieses Wissen unbedingt – einerseits, um bilden zu können, andererseits, um wichtige Debatten über Demokratie und Machtstrukturen zu führen: Wer darf mitbestimmen, wer nicht – und wieso? Und wer entscheidet das überhaupt?» Die Debatte um das Stimmrecht für Ausländer*innen zeige, wie aktuell diese Fragen auch heute noch seien.

Die Ergebnisse der Studie sollen 2021 im Rahmen verschiedener Veranstaltungen besprochen und diskutiert werden – auch dafür werden die Einnahmen des Crowdfundings gebraucht. «Wir wollen, dass sich der unglaubliche Einsatz 2019 am Frauen*streik gelohnt hat. Wir wollen weitermachen und weiterkämpfen», so Seraina Wepfer.

Hier gehts zum Crowdfunding.