Warum die Hijab-Barbie kein Grund zum Jubeln ist
- Text: Helene Aecherli; Redaktion: Viviane Stadelmann; Foto: Mattel
Puppenhersteller Mattel lancierte gestern die erste Barbie mit Hijab. Kulturelle Vielfalt oder falsches Signal?
Als Vorbild für die Puppe diente Spitzensportlerin Ibtihaj Muhammad, die 2016 als erste Teilnehmerin mit Kopftuch an den Olympischen Spielen antrat. Die Hijab-Barbie ist Teil der «Shero»-Reihe («she» und «hero») – einer Puppenserie, welche junge Mädchen inspirieren und mit weiblichen Rollenvorbildern vertraut machen soll. Für unsere Redaktorin und Nahost-Expertin Helene Aecherli sendet die Lancierung jedoch falsche Signale – und beinhaltet vor allem gezieltes Marketing statt eines ehrlichen Bestrebens nach kultureller Vielfalt:
«Nüchtern gesehen wird Mattel mit der Hijab-Barbie wohl Umsätze machen. Doch ist die Lancierung der Hijab-Barbie und damit das ästhetisierte Mainstreaming von jungen Mädchen und Frauen in Hijab kein Grund für Euphorie und noch weniger ein Zeichen für kulturelle Vielfalt. Denn weltweit werden Millionen von Mädchen und Frauen gezwungen, sich zu verschleiern. Wer sich dagegen wehrt, wird gemobbt, aus seiner Gruppe oder Familie verstossen, im schlimmsten Fall ermordet. Auch wenn sich viele Frauen aus persönlichen, religiösen Gründen für den Hijab entscheiden, so dient der Kopfschleier vielerorts der Kontrolle von Frauen und ihres sozialen Verhaltens und ist insofern Teil, aber auch Symbol eines totalitären, fundamentalistischen Systems, das gegen die universellen Menschenrechte verstösst.»