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Warum Clubs für Frauen immer beliebter werden

Warum Clubs für Frauen immer beliebter werden

  • Text: Stephanie Johne; Foto: Unsplash     Dieser Artikel erschien zuerst bei Refinery29 Germany / Instagram / Facebook

An der US-Ostküste schiessen Women-only Clubs als Antwort auf die fehlende Gleichstellung der Geschlechter wie Pilze aus dem Boden. Der Trend schwappt längst auch nach Europa. Und auch im digitalen Leben wächst das Angebot.

Matriarchate – so genannte Gesellschaftsordnungen, die der Frau die wichtigste Stellung in Staat und Familie einräumen – bilden mit nur etwa zwanzig aktiven Formen weltweit einen verschwindend geringen Anteil (noch – es gab durchaus mal sehr viel mehr). Der Rest lebt nach einem fragwürdigen Pendant, dem Patriarchat, das darauf ausgelegt ist, Frauen systematisch zu unterdrücken und jegliche Egalität der Geschlechter bereits im Keim zu ersticken. Der Feminismus ist zwar bemüht, das zu ändern, kommt aber nur mit vergleichbar kleinen Schritten voran. Um damit wirklich erfolgreich zu sein, dafür müsste das System schon von den Füssen ab auf den Kopf gestellt werden. Ein Jahrhunderte altes Konstrukt zu reformieren hat sich in der Vergangenheit allerdings noch nie als wirklich erfolgreich erwiesen. Was aber wäre, wenn wir eines Morgens aufwachen und Frauen plötzlich alleinige Entscheidungsträger in politischen Ämtern wären? Wäre die Welt dann ein besserer Ort?

Den Ernstfall üben weltweit derzeit immer mehr Frauen zumindest schonmal im kleinen Rahmen. Denn, was Männer können – Stichwort: Gentlemen Clubs – das können Frauen schon lange! Nicht nur an der Ostküste der USA schiessen Women-only Clubs als Antwort auf die fehlende Gleichstellung der Geschlechter deswegen wie Pilze aus dem Boden, der Trend schwappt längst auch nach Europa. Während Frauen oft beigebracht wird, dass sie im Leben «ihren Mann stehen» müssen, wenn sie erfolgreich sein wollen, appellieren besagte Einrichtungen stattdessen an Stärken, die im klassischen Sinne nicht als solche betrachtet wurden: Empathie und Gemeinschaftssinn. Die Idee: Wenn Frauen ein geschützter Rahmen geschaffen wird, in dem sie zusammen kommen, sich austauschen, wohlfühlen und auch ihre schwache Seite ausleben können, eröffnet ihnen das ganz neue Möglichkeiten, sich zu entfalten. Dabei gab es derartige Clubs auch schon im 19. Jahrhundert. Eine Idee, die derzeit in den USA und in Europa eine nie dagewesene Renaissance erlebt – als feministisches Gegenstück zu alteingesessenen Einrichtungen, die bis jetzt ausschliesslich Männern vorenthalten waren.

Der New Yorker Club The Wing ist die zeitgenössische Interpretation eines solchen, nur dass Männer dieses Mal keinen Zutritt haben. Dafür aber ausschliesslich Frauen. Den Gründerinnen Lauren Kassan und Audrey Gelman geht es damit vor allem darum, Frauen in einem sozialen Umfeld zusammenzubringen und ihnen Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen, die es ihnen erlauben unter sich zu bleiben und sich wohlzufühlen. Und das sollte in dem Ambiente nicht schwerfallen – die bestehenden Räume sind in einladenden Pastellfarben gehalten, eine helle und moderne Einrichtung ergänzen das Konzept. Ob das allein eine Warteliste zu Tausenden rechtfertigt, ist eine andere Frage – und das bei einem stolzen Preis von jährlich bis zu 3.000 Dollar. Nun, wie bemerkte doch die britische Schriftstellerin Virginia Woolf schon so schön? «Eine Frau muss Geld haben und einen Ort für sich.» Auch heute noch scheint das Bedürfnis danach groß, nicht nur in Manhattan, sondern auch in Woolfs Heimat London. Einer von ihnen ist das We Heart Mondays, die jüngere, Hipster-konformere Variante der New Yorker Ausgabe. Was nur wenige wissen: Gerade in der britischen Hauptstadt haben Frauen-Clubs eine lange Geschichte. Einer der berühmtesten war der 1892 von Emily Massingberd gegründete Pioneer Club, der so etwas wie ein avantgardistischer und feministischer Kulturzirkel war. Und auch heute macht das kulturelle Rahmenprogramm mit Podiumsdiskussionen, Workshops und Work-out-Kursen einen grossen Anteil aus – alles im Dienste der Frau und ihrer Selbstermächtigung.

Doch nicht nur im realen Leben, auch im digitalen Raum gibt es immer mehr dieser Zusammenkünfte. Plattformen wie Edition F, Women’s Hub oder Her Global Network bestärken Frauen darin, beruflich ihre eigenen Wege zu gehen und stellen immer wieder Pionierinnen vor, die andere dazu ermutigen sollen, sich dabei nicht beirren zu lassen. Die Community rundum Mompreneurs erzielt Selbiges mit dem ausschliesslichen Fokus auf selbstständige Mütter; Vereine wie der Lover’s Club in Berlin oder alphafrauen in Wien bringen Gleichgesinnte im privaten Bereich zusammen, haben aber langfristig ebenfalls das Ziel, für Frauen gesellschaftlich wie politisch etwas bewegen zu wollen. Neben dem abwechslungsreichen Kursprogramm geht es vor allem darum, die lokale Community zu stärken und sich gegenseitig den Rücken freizuhalten – um ein neues Miteinander zu schüren, das eigene Potential zu entfalten und Visionen zu teilen. Der Grund für den Erfolg und Aufstieg dieser Communities liegt nicht zuletzt auch in der sogenannten «Shine-Theorie» begründet, die im Prinzip nichts anderes sagt als: Sich mit starken, erfolgreichen oder auch ganz einfach gleichgesinnten Frauen zu umgeben, kann dich selbst als Frau weiterbringen. Ob exklusive Frauen-Clubs nun auch langfristig das Nonplusultra sind oder sich in einer egalitären Zukunftsgesellschaft nicht doch auch gruppenübergreifende Clubs gründen lassen, bleibt abzuwarten. Dem jetzigen Status Quo entsprechend überzeugen Women-only Clubs jedenfalls noch damit, dass sie Räume für etwas bieten, das in der westlichen Welt noch immer nicht ganz angekommen zu sein scheint: Frauen sind gleichwertige Mitglieder dieser Gesellschaft.

 

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