Velo fahren: Zack und weg unterwegs
- Redaktion: Sven Broder, Text: Salome Müller, Bild: SXC
Was früher ein Muss war, ist heute ein Genuss: Reportagen-Praktikantin Salome Müller mag es, mit dem Rennvelo um die Kurve zu sausen.
Als Kind musste ich während der jährlichen Sommerferien in der Toscana mindestens einmal aufs Rennvelo: Das war der Deal mit meinen sportbegeisterten Eltern, damit ich mich für den Rest der Zeit an den Pool zurückziehen durfte.
Bei brütender Hitze fuhren wir dann auf den einsamen Strassen hintereinander durch die öde Landschaft – der Vater zuvorderst, dann der Bruder, die Mutter und schliesslich ich. Mein Vater nannte das «gemütliches Rollen» … Jedenfalls: Das Velofahren wurde zu einem Trauma, das ich eigentlich gar nie überwinden wollte. Bis ich mich, mit der Vernunft einer Erwachsenen, auf die Suche nach einem Hobby machte, das mich körperlich fordert und einen Mehrwert bietet: die Natur sehen zum Beispiel. Ich entschied mich für das Allzubekannte – und entdeckte das Rennvelo völlig neu.
Velofahren ist wie ein beschleunigter Spaziergang, bei dem ich die Gedanken baumeln und den Blick streifen lassen kann, während ich in die Pedalen trete und den Puls in die Höhe treibe. Ich konzentriere mich auf die Atmung, das Gefühl in den Beinen, die Position der Hände auf der Balance. Das Tempo und die Route bestimme ich selbst – je nach vorhandener Zeit, Wetter- und meiner Gemütslage. Am liebsten fahre ich auf einer Überlandstrasse im Tal; ich gümmele, wie man so sagt.
Velofahren ist ein gutes Ausdauer- und Kreislauftraining, und wie jede Sportart, die man regelmässig ausübt, senkt es den Bluthochdruck und vermindert Stress. Zudem werden die Gelenke geschont, weil man das eigene Gewicht nicht tragen muss, es keine Schläge auf die Knochen gibt.
Zugegeben: Die Kleidung – der Helm, die gepolsterte Hose, die sich wie eine Windel anfühlt, das unförmige Windjäckchen – ist gewöhnungsbedürftig. Aber das sind Gedanken, die ich während des Fahrens kommen und wieder sausen lassen kann. Sollen die anderen doch denken, was sie wollen – ich bin ohnehin blitzschnell, zack um die Kurve und weg.