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«Urteile von aussen lassen mich kalt»

«Urteile von aussen lassen mich kalt»

  • Interview: Stephanie Hess; Video und Schnitt: Stephanie Hess und Kerstin Hasse

Caroline Forster leitet die Forster Rohner Gruppe. Die Stickereien des sanktgallischen Traditionsbetriebs sieht man bei Chanel und Prada – bei Pippa Middleton und Michelle Obama. Daneben hat Caroline Forster eine Kinderkrippe gegründet. Sie findet: «Es ist ein wirtschaftlicher Fehler, wenn hochausgebildete Frauen zuhause bleiben.»

annabelle: Caroline Forster, was lieben Sie an Ihrer Arbeit?
Caroline Forster: Wir stellen ein Produkt her, das faszinierend emotional und gleichzeitig technisch sein kann. Eine berauschende Kombination. Und natürlich mag ich meine äusserst engagierten Mitarbeiter.

Wo liegen Ihre grössten Talente?
Ich bin eine ausgesprochene Generalistin. Ich kann vieles gut, aber nichts aussergewöhnlich gut. Das war schon so, als ich in die Schule ging. Es gab keine Fächer, die mir extrem lagen oder die ich hasste. Ich war sehr ausgeglichen.

Sie sind mit 26 Jahren CEO der Inter-Spitzen AG geworden, einer der Tochterfirmen von Forster Rohner. Heute leiten Sie die Gruppe mit Ihrem Bruder als Co-CEO. Hatten Sie mit vielen Vorurteilen zu kämpfen?
Eigentlich nicht. Vielleicht habe ich sie aber schlicht nicht bemerkt. Mag sein, dass ich als junge Frau unterschätzt worden bin. Aber ich kann das gut ausblenden. Natürlich ist mir wichtig, was nahestehende Leute über mich denken. Urteile von aussen hingegen lassen mich kalt.

Ihr Vater hatte zuvor das Unternehmen in der dritten Generation geführt. War er Ihr Vorbild?
Mein Vater war und ist ein richtiger Patron, ein Unternehmer alter Schule. Er war da für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das habe ich von ihm übernommen. Meine Mutter (Anm. d. Redaktion: Erika Forster, ehemalige FDP-Ständerätin) war für mich immer ein Vorbild in ihrer grossen Sozialkompetenz. Sie kann mit allen umgehen, egal wer vor ihr steht.

Sie haben mit Ihrer Schwester und einer Freundin in St. Gallen eine Kinderkrippe gegründet. Weshalb?
Frauen sind heute ebenso gut ausgebildet wie Männer. Wenn man dieses Potenzial nutzen will, muss man das Angebot bei der Kinderbetreuung ergänzen. Alles andere ist volkswirtschaftlich gesehen schlicht ein Fehler.

Was tun Sie als Arbeitgeberin, damit sich für Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Kinder und Karriere vereinbaren lassen?
Wir versuchen flexible Arbeitsmodelle zu etablieren. Wir haben beispielsweise Mitarbeiterinnen, die nur zwei Tage in der Woche im Haus sind und drei Tage zuhause arbeiten. Ich habe damit gute Erfahrungen gemacht. Es hat sehr viel mit Vertrauen zu tun. Bringt man es auf, kommt sehr viel zurück.

Schauen Sie explizit darauf, dass in Ihrem Unternehmen Lohngleichheit herrscht?
Etwas anderes kann man sich heute glücklicherweise nicht leisten. Natürlich gibt es dennoch Unterschiede, die aber objektiv begründbar sind. Weil die Funktion eine andere ist oder der Rucksack grösser.

Frauen wird oft vorgeworfen, dass sie in Lohnverhandlungen zu wenig Biss zeigen. Machen Sie diese Erfahrung ebenfalls?
Junge Frauen verhandeln heute nicht mehr schlechter. Sowieso komme ich oft mit Frauen in Kontakt, die genau wissen, was sie zu bieten haben. Ich glaube, das Bild von Frauen in der Geschäftswelt wandelt sich langsam.

Caroline Forster (37) ist in St.Gallen aufgewachsen. Sie schloss ihr Betriebswirtschaftsstudium an der Universität St. Gallen (HSG) mit dem Lizenziat ab, stieg dann bei Forster Rohner ein. Heute leitet sie mit ihrem Bruder die Gruppe, die insgesamt 850 Mitarbeiter beschäftigt. Caroline Forster ist Mitglied des Vorstandsausschusses von Economiesuisse und Co-Gründerin der Kita «Zauberlehrling».

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