Unsere Heimat-Filme
- Text: Leandra Nef; Fotos: Filmcoopi (3), Frenetic Films (1), The Walt Disney Company Switzerland (1)
Fünf Lieblingsfilme aus der Schweiz, bei denen garantiert Heimatgefühl aufkommt: Eine Auswahl von Junior-Online-Editor Leandra Nef.
Uorsin beim Chalandamarz, Heidi und Geissenpeter beim Spielen auf üppigen Alpwiesen – das Schauen von Filmen wie «Schellen-Ursli» und «Heidi» löst wohl nicht nur bei mir Heimatgefühle aus. Naheliegend also, dass diese Filme Teil meiner Fab Five sind. Aber auch Dokumentarfilme, die sich intensiv mit dem Thema Heimat befassen, gehören für mich dazu. Und ob sie nun Sehnsucht nach den Schweizer Bergen auslösen oder sich mit Menschen beschäftigen, die sich die Schweiz als neue Heimat ausgesucht haben, eines haben alle vorgestellten Filme gemein: Die Protagonisten sprechen Schweizerdeutsch, was ich bei den vielen deutsch- und englischsprachigen Filmen in unseren Kinos für einmal herrlich erfrischend finde.
1.
Für den 19-jährigen Ehsanullah aus Afghanistan (rechts im Bild), der das Meer in einem Schlauchboot und die Berge zu Fuss überquert hat, ist die Schweiz Neuland. Genauso für die albanischen Geschwister Nazlije und Ismail, die ihre Heimat verlassen haben und nun bei Verwandten wohnen. Sie und die übrigen Jugendlichen in Lehrer Christian Zinggs Integrationsklasse in Basel besuchen Sprach- und Kulturkurse, um möglichst bald nicht nur physisch, sondern auch psychisch in der neuen Heimat Schweiz anzukommen. Ein sensibler und mit zahlreichen Preisen ausgezeichneter Dokumentarfilm über Heimat, Hoffnung und die Hindernisse, die den jungen Menschen bei ihrem Neustart im Weg stehen.
– Neuland, 2013, Trailer
2.
Ein Waisenmädchen aus den Bergen, das nichts lieber tut, als mit dem Geissenpeter über Alpwiesen zu hüpfen und Ziegen zu hüten. Das dann aber – von einem Tag auf den anderen – zu einer Pflegefamilie nach Frankfurt gebracht wird, wo es sich zwar schnell mit der gelähmten Klara anfreundet, jedoch nie seine schreckliche Sehnsucht nach den Bergen ablegen kann. Wir kennen sie wohl alle, die Geschichte des kleinen Heidi. Und falls auch Sie weit weg von zuhause mal das Heimweh plagen sollte, empfehle ich die neuste «Heidi»-Verfilmung meiner Lieblings-Drehbuchautorin Petra Volpe. Ein moderner Heimatfilm, der es einem warm ums Herz werden lässt.
– Heidi, 2015, Trailer
3.
Sommer 2015. Eine Million Flüchtlinge suchen Schutz in Europa, 40 000 haben es bis in die Schweiz geschafft und werden nun auf die Gemeinden verteilt. Nicht alle sind damit einverstanden: Andreas Glarner, Gemeindepräsident im aargauischen Oberwil-Lieli, weigert sich, in seinem Dorf Flüchtlinge aufzunehmen. Gegen diese Neinpolitik wehrt sich Johanna Gündel, Studentin und Tochter eines lokalen Bauern, mit der IG Solidarität. Der Dokumentarfilm «Willkommen in der Schweiz» der Zürcher Regisseurin Sabine Gisiger gibt beiden Parteien die Möglichkeit, sich zu erklären, und erzählt von der Schweiz in Zeiten der Flüchtlingskrise – davon, was dieses Land in der Mitte Europas war, sein will und werden könnte. Vielleicht sogar eine Heimat für Menschen anderer Herkunft?
– Willkommen in der Schweiz, 2017, Trailer
4.
Es ist mein liebstes aller Schweizer Filmdramen: «Die göttliche Ordnung». Vier Mal habe ich den Film gesehen, das letzte Mal während meines Auslandsemesters in Wien. Und ich kann Ihnen versprechen: Auch wenn der Film nicht das beste Licht auf die Schweiz wirft – es geht darin um das erst im Jahr 1971 eingeführte Frauenstimmrecht, meine Wiener Kollegen waren schockiert –, so löst er doch Heimatgefühle aus. Nicht zuletzt dank dem bünzligen Appenzeller Dorf, in dem der Film hauptsächlich spielt. Ausserdem lernt man beim Schauen des Films Wichtiges über die jüngere Schweizer Geschichte. Und ist am Ende dann doch ganz stolz auf unser kleines Land, das sich nach einigen Anlaufschwierigkeiten schliesslich zum Frauenstimmrecht durchringen konnte.
– Die göttliche Ordnung, 2017, Trailer