Tipps für Weihnachtsmuffel
- Text: Barbara Loop; Foto: Freeimages.com, Ted v. v.
Unselige Apfelzimtgerüche und klingelnde Ohren: Weihnachten, findet annabelle-Redaktorin Barbara Loop, ist ein einziges Zuviel an allem.
Auf den Mix aus Vanilleparfum, Zimtschwaden und bissigen Zitrus-Essenzen ist Verlass. Ab November weht er durch Büros, Boutiquen, Coiffeursalons und Arztpraxen. Es gibt Menschen, die brauchen nur eine Nase voll von diesem Zeug, schon klingen in ihren Köpfen die Glocken, und die Hormone tanzen mit den Engelein im Kreis. Mich aber macht er ohnmächtig, dieser Vorbote von Weihnachten, dem Fest des terminierten Glücks und dem Zuviel an allem: zu viel Duft, Stress, Essen, Erwartungen, Konsum und zu viel Harmonie. Verstehen Sie mich nicht falsch, an so einem Glücksräuschchen ist nichts auszusetzen. Aber nach über dreissig Weihnachtsfesten falle ich nicht mehr so leicht auf Glücksversprechen rein. Oder war das bei Ihnen anders in den letzten Jahren? Hat nicht der Onkel beim Weihnachtsessen die Fonduegabel geschwungen wie der Teufel den Dreizack, als mal wieder die alten, unverdauten Geschichten auf den Tisch kamen? Fühlten Sie sich beim Geschenke-Shopping in den Menschenmassen nicht auch schon wie ein aggressiver Bulle? Keine Sorge, das kommt in den besten Familien vor. Sich etwas anderes einzureden, gehört zur Gemeinheit des Weihnachtsfests. Weihnachten ist ein göttlicher Stresstest, dem man so schwer entkommt wie dem Geruch von Duftkerzen. Zum Glück gibts ein paar Zufluchtsorte.
Tipps für Weihnachtsmuffel
HAU REIN
Harmonie spielt hier garantiert die Nebenrolle: Am Samstag vor Weihnachten fliegen im Sternensaal Bümpliz traditionell die Fäuste von Amateur- und Profiboxern aus dem In- und Ausland. Grosses Kino.
— 19. 12. 20 Uhr; www.boxacademybern.ch
SCHIESS LOS
Wenn Sie Ihren Aggressionen im heiligen Advent irgendwo freien Lauf lassen dürfen, dann bei einer Partie Paintball. Wirkt bestimmt auch als Familientherapie.
— Paintball-Arenen in Emmen LU, Mamishaus BE, Reinach BL, Schänis SG.
Für Gruppen von mind. 6 Personen auch an Feiertagen, Ab 65 Fr./Person, www.paintball-arena.ch
FAHRT ZUR HÖLLE
Der Eingang zur ewigen Finsternis liegt im Muotathal. Das Hölloch ist das zweitlängste Höhlensytem Europas. Mindestens sieben Stunden dauert die geführte Tages-Expedition, wer eine längere Auszeit vom Weihnachtstrubel braucht, der bucht eine zweitägige Tour mit Übernachtung im Biwak. So weit entfernt vom Himmel wie im Hölloch sind Sie nirgends.
— Ab 175 Fr. inkl. Frühstück vor der Tour im Restaurant Hölloch, anmelden auf www.trekking.ch
UNTERM BANANENBAUM
Am besten entflieht man Weihnachten natürlich mit einer Reise in die Wärme. Sandstrand statt Schneematsch, Palmen statt Tannenbäume. Aber die Tropen sind viel näher, als Sie gedacht haben: Im Tropenhaus Frutigen können Sie sich unter den Bananenbaum legen, an Orchideen schnuppern – und sind trotzdem rechtzeitig fürs Fest zurück bei den Lieben.
— Di–So 9–23 Uhr, ab 8 Fr., www.tropenhaus-frutigen.ch
ADVENT, ADVENT, DIE BÜHNE BRENNT
Ihre Songs tragen Titel wie «Lovertits», «Dicks in the Air» oder «Fuck the Pain Away», ihre Konzerte sind eine Explosion von Punk und Sex. Die kanadische Sängerin Peaches gastiert mit ihrem neuen Album «Rub» in Zürich – Engel müssen draussen bleiben.
— 7. 12., ab 20 Uhr, Rote Fabrik
VIEL LÄRM UM NICHTS
Das ohrenbetäubende Knattern auf der Kartbahn treibt einem jeden weihnächtlichen Ohrwurm aus. Bringen Sie etwas Krach in die Stille Nacht, lassen Sie das Christkind hinter sich, und rasen Sie einfach los.
— Race-Inn, Roggwil BE, auch an Sonn- und Feiertagen, 10–18 Uhr, ab 25 Fr., www.race-inn.ch
GEFALLENE ENGEL
Fünf Stunden und dreissig Minuten dauert Simon Stones Inszenierung von Tony Kushners Erfolgsstück «Engel in Amerika». Stunden, in denen es um Krankheit, Tod und eine Welt ohne Solidarität geht. Die gefeierte Inszenierung des neuen Basler Hausregisseurs ist düster.
— Letzte Vorführung am 20. 12., 16 Uhr, Theater Basel, www.theater-basel.ch
CRIME TIME
Während Bern in Kerzenlicht, dem Singsang der Heilsarmee und in einem Bad von Harmonie versinkt, führt Sie die Stadtführung «Bern kriminell» voller blutiger Fantasien an die Tatorte literarischen Verbrechens.
— 19. 12., 14 Uhr, ab Haltestelle Schönburg (Bus 10), 20 Fr., www.stattland.ch